
Von Israel besetztes Gebiet Raketen aus Syrien schlagen auf Golanhöhen ein
Erstmals seit mehr als einem Jahr ist israelisch kontrolliertes Gebiet von Syrien aus beschossen worden. Israels Verteidigungsminister Katz macht Syriens Präsidenten Al-Scharaa für den Angriff verantwortlich.
Zum ersten Mal seit mehr als einem Jahr sind aus Syrien abgefeuerte Raketen auf israelisch kontrolliertem Gebiet eingeschlagen. Die zwei Geschosse seien auf den von Israel besetzten Golanhöhen über freiem Gelände niedergegangen, teilte die israelische Armee mit. In zwei Ortschaften wurde Raketenalarm gegeben. Berichte über Verletzte liegen bisher nicht vor.
Eine örtliche Miliz in der südlichen Provinz Daraa gab an, für den Raketenangriff verantwortlich zu sein. Die israelischen Streitkräfte reagierten nach eigenen Angaben mit Artilleriefeuer auf die Ursprungsstelle des Beschusses. Ihre Granaten trafen wiederum landwirtschaftliche Flächen, ohne dass Menschen zu Schaden gekommen wären, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in London mit.
Die israelische Annexion der Golanhöhen wird international nicht anerkannt. Nach internationalem Recht gelten die Gebiete als von Israel besetztes Territorium Syriens.
Erster Raketenangriff seit einem Jahr
Es handelte sich um den ersten Raketenangriff aus Syrien seit Mai 2024, der Israel oder israelisch kontrolliertes Gebiet traf, schrieb die Zeitung "Times of Israel". Zugleich war es der erste Angriff dieser Art aus Syrien seit dem Sturz des syrischen Machthabers Baschar al-Assad im vergangenen Dezember.
Syrien und Israel befinden sich seit 1948 offiziell im Kriegszustand miteinander. Die neue syrische Führung unter Übergangspräsident Ahmed al-Scharaa hat weite Teile des Landes nicht unter ihrer Kontrolle. Nach dessen Machtergreifung hatte die israelische Armee zahlreiche Stellungen der syrischen Armee angegriffen - mit dem erklärten Ziel, zu verhindern, dass technisch ausgefeilte Waffen in die falschen Hände geraten. Al-Scharaa war als Anführer der islamistischen Miliz HTS an die Macht gelangt und früher als dschihadistischer Kämpfer aktiv.
Der israelische Verteidigungsminister Israel Katz machte nach dem Raketenbeschuss Al-Scharaa "für jede Bedrohung Israels verantwortlich". "Wir betrachten den syrischen Präsidenten als direkt verantwortlich für die Bedrohung und den Beschuss des Staates Israel, und eine umfassende Antwort wird bald kommen. Wir werden eine Rückkehr zur Realität des 7. Oktober nicht zulassen“, sagte Katz in Anspielung auf den Terroranschlag der Hamas auf Israel im Jahr 2023.
Raketenfeuer auch aus dem Jemen
Fast zeitgleich drang am Dienstagabend nach israelischen Militärangaben eine Rakete aus dem Jemen in den israelischen Luftraum ein. In mehreren Gegenden des Landes - darunter in der Küstenmetropole Tel Aviv und rund um Jerusalem - heulten die Alarmsirenen. Die israelische Luftabwehr fing das von der Huthi-Miliz im Jemen abgefeuerte Geschoss ab, wie die Armee mitteilte. Berichte über Schäden oder Verletzte gibt es nicht.
Seit Beginn des Gaza-Krieges im Oktober 2023 greifen die proiranischen Huthi Israel regelmäßig mit Raketen und Drohnen an - nach eigenen Angaben als Ausdruck ihrer Solidarität mit der Hamas im Gazastreifen. Seit Mitte März hatten die Huthi-Angriffe wieder zugenommen. Israel reagierte mit Luftangriffen auf Ziele der Miliz, zuletzt auf den Flughafen in Jemens Hauptstadt Sanaa.