
EU-Handelskommissar Sefcovic Der um Trumps Zölle ringt
Maros Sefcovic ist um seine Aufgabe nicht zu beneiden. Als EU-Handelskommissar steht er im Zentrum des Zöllestreits mit den USA. Beobachter sagen. Dafür ist er genau der Richtige. Was zeichnet den Slowaken aus?
Als Donald Trump seinen jüngsten "Zoll-Hammer" landet, reist Maros Sefcovic gerade aus Washington D.C. ab. Der EU-Kommissar hatte dort noch einmal versucht, im Gespräch mit den zuständigen US-Regierungsvertretern den transatlantischen Handelskonflikt zu entschärfen.
Seine Herangehensweise beschreibt Sefcovic so: "Ich bin überzeugt, dass kontinuierliches Engagement und ein positiver Ansatz der beste Weg nach vorn sind. Allerdings habe ich meinen US-Kollegen gegenüber immer sehr deutlich gemacht, dass wir entschlossen und verhältnismäßig reagieren werden, wenn wir von ungerechtfertigten Maßnahmen betroffen sind."
24 intensive Stunden seien das gewesen, schreibt Sefcovic nach seinen Gesprächen auf X, die harte Arbeit gehe weiter.
Zollentscheidung direkt nach Gesprächen
Dass der US-Präsident direkt nach Sefcovics Vermittlungsversuch Autozölle ankündigt, zeigt, wie hart sie ist. Der Slowake hat eine fast unmögliche Mission - Europas oberster Handelsreisender soll mit einem Europahasser einen Deal einfädeln: "Die Situation ist ziemlich unbeständig und auch wir müssen unsere Schritte und unsere Politik anpassen", sagt er dazu.
Als Handelskommissar verfügt Sefcovic über einen der wichtigsten Posten in Europas mächtigster Behörde. Denn Außenhandelspolitik wird in Brüssel gemacht; da agiert die Kommission im Namen der 27 Mitgliedsstaaten.
Auf welche Qualitäten es ankommt
Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen weiß, warum sie dabei auf den 58-Jährigen setzt. Sefcovic schillert nicht wie sein französischer Ex-Kommissarskollege Thierry Breton. Er brilliert weder in seinen Reden noch durch flockige Auftritte in sozialen Medien. Dafür ist er gegenüber der Chefin loyal.
Sefcovic wirkt solide, freundlich, verbindlich - und gilt dabei als geschickter Unterhändler. Der gelernte Diplomat war Botschafter seines Landes in Israel und bei der EU, bevor er in die Kommission wechselte. Der gehört er seit mehr als 15 Jahren an, länger als alle anderen Mitglieder des Kollegiums.

EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen setzt auf die Verlässlichkeit Sefcovics - und auf seine Verhandlungskünste.
Brexit-Verhandlungen "mit kühlem Kopf"
Der Vorsitzende des Handelsausschusses im EU-Parlament, Bernd Lange, sagt, er schätze ihn "als zuverlässigen Partner und auch als klaren Verhandler". Lange erinnert daran, dass Sefcovic die Verhandlungen mit dem Vereinigten Königreich Großbritannien geführt hat und "sicher einen guten Vertrag in den Hafen" gebracht habe.
Sefcovic ist dafür zuständig, die Brexit-Verträge umzusetzen, er kümmert sich um dem Gaseinkauf der EU und den nachhaltigen Wandel. Die Chefin des Binnenmarktausschusses im Parlament, Anna Cavazzini, betont, Sefcovic habe dabei, als es im Zollstreit zwischen dem Vereinigten Königreich und der Europäischen Union um Nordirland ging, bewiesen, "dass er da einen kühlen Kopf bewahrte, aber auch einfach gut verhandelt hat." Cavazzinis Schlussfolgerung: "Insofern ist er, glaube ich, der Richtige."
Und die Hoffnung ist, dass der Slowake auch der Richtige ist, um neue Handelsabkommen abzuschließen - mit der Schweiz, den südamerikanischen Mercosur-Staaten und Mexiko. Und der hoffentlich Richtige, um als Handelskommissar auch "wirtschaftliche Sicherheit" zu garantieren, um Europa mit Rohstoffen zu versorgen und weniger abhängig von China zu machen.
Schwierige Gesprächspartner
Bei der Anhörung im zuständigen Parlamentsausschuss erklärte Sefcovic Anfang November: "Wir brauchen eindeutig eine Neugewichtung, eine Neuordnung unserer Handelsbeziehungen mit China, um sicherzustellen, dass es mehr Fairness gibt, gleiche Wettbewerbsbedingungen und dass wir wirklich sicherstellen, dass die Beziehung für beide Seiten vorteilhaft ist."
China ist nach den USA Europas zweitwichtigster und ein ebenfalls schwieriger Handelspartner. Der EU-Handelsreisende Sefcovic ist deshalb von Washington aus direkt nach Peking weitergeflogen.
Cavazzini sagt deshalb, sie beneide ihn nicht um seinen Job - "denn es ist natürlich gerade aktuell so schwierig in diesem Haifischbecken mit Trump und China auf der anderen Seite da als Europäische Union sich zu behaupten und die richtigen Maßnahmen auf den Weg zu bringen".
Aber sie glaube, er habe den richtigen Kurs eingeschlagen - "nämlich Zuckerbrot und Peitsche". Der EU-Abgeordnete Lange erinnert an einen Schlager der 1970er-Jahre: "Wunder gibt es zwar immer wieder, wie Katja Epstein singt, aber man kann es nicht von Maros Sefcovic aufgrund der geopolitischen Lage erwarten."