
Hürden für Arbeitsvisa Großbritannien will Einwanderungsregeln verschärfen
Der britische Premier Starmer hat Pläne für eine verschärfte Migrationspolitik vorgestellt. Damit könnte es auch für Deutsche schwieriger werden, in Großbritannien zu leben und zu arbeiten.
"Take back control" - das war einst der Schlachtruf der Brexit-Kampagne und der konservativen Partei. Großbritannien sollte die Kontrolle über seine Grenzen zurückerobern, so das Argument - also die Migration senken. Doch was bis dato vor allem eine rechte Position war, übernimmt nun immer mehr auch der sozialdemokratische Labour-Premier Keir Starmer.
Labour wolle nun liefern, was die Briten lange gefordert hätten, versprach Starmer. Denn die Migrationszahlen seien seit dem Brexit und unter der konservativen Tory-Regierung nicht gesunken, sondern gestiegen, so Starmer.
Zwischen 2019 und 2024, als die Tories dem Land weismachen wollten, die Netto-Migration sinke, da hat sie sich tatsächlich vervierfacht und es kamen fast eine Million Menschen. Das ist nicht Kontrolle. Das ist Chaos.
Schwierigere Voraussetzungen für Arbeitsvisum
Kontrolle sieht nun aus Sicht von Labour so aus, dass die legale Zuwanderung beschränkt wird. Ein Arbeitsvisum soll in der Regel nur noch erhalten, wer einen Hochschulabschluss hat. Für Berufe, die diese Qualifikation nicht brauchen, soll die Aufenthaltserlaubnis stark begrenzt werden. Sprachliche Anforderungen werden angehoben. Und die Staatsbürgerschaft soll erst nach zehn, statt wie bislang nach fünf Jahren beantragt werden können.
Kurzum: Im Vereinigten Königreich zu leben und zu arbeiten wird voraussichtlich deutlich schwieriger. Ein entsprechendes White Paper legte Starmer heute vor - das ist noch kein verbindlicher Gesetzesentwurf, aber ein Plan, wo die Reise hingehen soll.
Nigel Farage, Chef der rechtspopulistischen Reform UK zeigte sich im BBC-Fernsehen bestätigt und deutete Starmers Position als Einlenken auf den Kurs von Reform UK. Der Premier reagiere bloß darauf, dass bei den Regionalwahlen vor nicht einmal zwei Wochen Reform UK starke Gewinne verzeichnen konnte. "Starmer hat Angst", so Farage. Die Rechtspopulisten hatten auch Labour die Wählerstimmen abgegraben und liegen in Meinungsumfragen derzeit vorn.
Kritik aus Branchen mit Personalmangel
Doch aus Sektoren, in denen Arbeitskräfte fehlen, wird der Labour-Vorstoß kritisiert. Dass etwa keine Pflegekräfte mehr aus dem Ausland rekrutiert werden sollen, hält Amy Clark, Leiterin eines Seniorenheims in Cornwall, für wenig praktisch: "Das große Problem, das wir hätten, wenn wir keine ausländischen Fachkräfte rekrutieren könnten, ist, dass es sehr, sehr schwer ist, heimische zu finden. Wir bewerben alle Anzeigen lokal, aber entweder bewirbt sich keiner, oder die Leute erscheinen nicht zum Vorstellungsgespräch."
"Wir sparen da nichts"
Und das, sagt Clark, obwohl sie in ihrem Heim schon mehr als den Mindestlohn böte. Das Argument Starmers, ausländische Fachkräfte würden bevorzugt, weil sie günstiger seien als britische, lässt Clark also auch nicht stehen: "Unsere ausländischen Fachkräfte kriegen dasselbe wie unsere britischen. Das Training kostet gleich viel. Wir sparen da nichts. Aber es sind sehr geschätzte Mitglieder in unserem Team, die wundervolle Pflege leisten."
Die legale Einwanderung, ob von Pflegekräften oder etwa Studierenden, könnte auch als Wirtschaftsfaktor gesehen werden. Wirtschaftswachstum war eigentlich Starmers wichtigstes Versprechen. Doch getrieben von der Reform-Partei will er es nun Zuwanderern erschweren, sich im Vereinigten Königreich niederzulassen.