Berlin 75. Berlinale: Tilda Swinton betont Sympathien für Israel-Boykott-Bewegung

Stand: 14.02.2025 17:44 Uhr

Die Oscar-Preisträgerin sagte auf der Berlinale, sie sei eine große Bewunderin von BDS, einer Bewegung, die Israel isolieren will. Bereits bei der Eröffnung hatten Tilda Swinton und andere Filmschaffende mit politischen Statements für Aufmerksamkeit gesorgt.

Oscar-Preisträgerin Tilda Swinton hat auf einer Pressekonferenz am Freitag ihre Sympathien für die BDS-Kampagne betont. BDS steht für "Boykott, Desinvestition und Sanktionen" und richtet sich unter anderem gegen Waren aus Israel sowie gegen die Zusammenarbeit mit Israel in Kultur und Wissenschaft. Der Bundestag hatte die Bewegung in einem Beschluss verurteilt, da deren Argumentationsmuster und Methoden antisemitisch seien.

Tilda Swinton steht während der Eröffnung der Berlinale auf der Bühne und hält ihren goldenen Ehrenbären in den Händen. (Quelle: dpa/Stache)
Berlinale startet mit starkem Appell an Menschlichkeit und Solidarität
Die Festspiele können beginnen. Höhepunkt der glanzvollen Eröffnungs-Gala war die Verleihung des Goldenen Ehrenbären an Oscar-Preisträgerin Tilda Swinton. In einer flammenden Rede wandte sie sich gegen eine Politik von Ausgrenzung und Verfolgung. Von Ula Brunnermehr

"Ich bin eine große Bewunderin von BDS und habe großen Respekt davor, und ich denke viel darüber nach", sagte die 64-Jährige bei einer Pressekonferenz der Berlinale. Zwar habe sie vor einigen Wochen in ihrem Instagram-Kanal einen BDS-Aufruf zum Boykott der Berlinale geteilt, aber "ich habe beschlossen, dass es für mich wichtiger war, zu kommen". Die Berlinale biete ihr "für unser aller Anliegen" eine wichtige Plattform.

Sie habe ein großes Verständnis für das Bedürfnis der Menschen, Macht zu erhalten. "Wir fühlen uns alle machtlos. Das ist ein starkes gemeinsames Gefühl. Und das vielleicht größte Problem, das wir alle haben. Die Machtlosigkeit, die Hilflosigkeit. Und jede Aktion, die wir dagegen unternehmen, scheint eine gute zu sein", so Swinton. Dazu zähle auch eine Geste wie der Boykott.

Flammende Rede bei der Eröffnung

Swinton ist am Donnerstagabend bei der Eröffnungsgala der Berlinale für ihr Lebenswerk geehrt worden. In ihrer Dankesrede hatte sie sich in einem langen bewegenden Plädoyer gegen eine "Politik von Ausgrenzung, Verfolgung und Abschiebung", sowie gegen generell gegen Besetzungen, Kolonisierung, Massenmord und Kriegsverbrechen ausgesprochen. Swinton hatte sich mit ihren Äußerungen allerdings nicht explizit auf Israel bezogen. Auch am Freitag sagte sie, dass sie sich gegen "alle Kriege" wende.

Menschenrechtsaktivistin Düzen Tekkal (3.v.l-r), Schauspieler Christian Berkel, Andrea Sawatzki, Schauspielerin, Schauspieler Ulrich Matthes, stehen am Eröffnungsabend der Berlinale auf dem Roten Teppich und halten Fotos der israelischen Geisel David Cunio. Es wird der Film «Das Licht» gezeigt. (Quelle: dpa/Soeder)

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Politische Statements auf dem roten Teppich

Die Berlinale-Gala am Donnerstagabend nutzen einige Gäste für politische Statements.

Auf dem roten Teppich erinnerten die neue Berlinale-Chefin Tricia Tuttle gemeinsam mit Filmschaffenden wie Andrea Sawatzki oder Ulrich Matthes an die israelische Geisel David Cunio. Sie hielten ein Foto des Filmemachers mit der Aufschrift "Bring David Cunio Home" hoch. Auf der diesjährigen Berlinale läuft ein Film, der von ihm handelt: "Michtav Le'David. A Letter to David". Im Jahr zuvor hatte es eine intensive Debatte über die politische Position des Festivals gegeben. Grund waren einseitige und unwidersprochene israelkritische Äußerungen von Filmschaffenden auf der Preisgala. Auch dem war wohl diese Solidaritätsaktion geschuldet.

Zuschauer mit propalästinensischen Plakaten stehen am Eröffnungsabend der Berlinale am Roten Teppich. (Quelle: dpa/Gollnow)

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In der Nähe des Berlinale-Palastes erinnerten mehrere Menschen in einer Mahnwache an Cunio und weitere Geiseln. Einige wenige Demonstranten riefen am Rande des Berlinale-Palastes am Potsdamer Platz bei einer Protestaktion aber auch "Free Palestine". Dazu hielten sie ein Banner mit der Aufschrift "Staatsräson ist Genozid" hoch.

Luisa Neubauer, Aktivistin, steht am Eröffnungsabend der Berlinale vor Beginn mit einem Kleid, auf dem "Donald & Elon & Alice & Friedrich?" steht. (Quelle: dpa/Gollnow)

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Klima-Aktivistin Luise Neubauer trug ein weißes Kleid, auf dessen Vorderseite in schwarzer Schrift die Namen "Donald & Alice & Elon" und in grauer Schrift darunter "Friedrich?" zu lesen war. Auf der Rückseite stand: "Democracy dies in daylight" ("Die Demokratie stirbt bei Tageslicht").
 
Die Schauspielerinnen Meret Becker und Anna Thalbach hielten auf dem roten Teppich einen Schal mit der Aufschrift "Humanity for all" ("Menschlichkeit für alle") in die Kameras. Damit unterstützten sie eine Aktion von SOS Humanity für zivile Seenotrettung.

Meret Becker (l), Schauspielerin, und Anna Thalbach, Schauspielerin, kommen zum Eröffnungsabend der Berlinale. (Quelle: dpa/Riedl)

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Die 75. Berlinale findet vom 13. bis 24. Februar 2025 statt. Sie gilt als politisches Festival und wird regelmäßig auch als Plattform für kontroverse politische und gesellschaftliche Debatten genutzt.

Sendung: rbb24 Abendschau, 14.02.2024, 19:30 Uhr