Abgesägte Bäume im Berliner Grunewald. (Bild: rbb)

Berlin Berliner Grunewald: Illegaler Kahlschlag am Drachenberg

Stand: 06.02.2025 20:31 Uhr

Rund 60 Bäume sind im Berliner Grunewald mit einer Motorsäge illegal gefällt worden. Das Motiv ist aktuell noch unklar. Holz-Diebstahl ist eine Möglichkeit, Hass auf Bäume eine andere. Und: Es geschah nicht zum ersten Mal. Von Kaveh Kooroshy

An einem Hang im Berliner Grunewald standen Eschenahorn, Feldahorn, Spitzahorn und einige Eichen. Ein Biotop für viele Tiere, etwa Wildschweine, Rehe und Vögel. Doch am Nordhang des Drachenbergs wurde eine Fläche, so groß wie ein halbes Fußballfeld, komplett kahlgeschlagen. Teilweise sind die Baumstümpfe noch hell, also frisch geschnitten, teils sind sie bereits dunkel angelaufen. Die gefällten Bäume sind in zwei bis drei Meter lange Stücke geschnitten und zusammengestapelt – so als wolle sie jemand abtransportieren.

Symbolbild: Ein Holzfäller im Wald. (Quelle: dpa/Norman Krauß)
Baum fällt - oder auch nicht
In diesem Winter dürfen in den Berliner Wäldern erheblich weniger Bäume gefällt werden als sonst. Grund dafür ist im weiteren Sinne der Klimawandel, im engeren, dass die Berliner Forsten evaluieren müssen, ob alles richtig läuft im Wald in Berlin. Von Anna Bordelmehr

Derselbe Täter wie im vergangenen Sommer?

Bereits vergangenes Jahr hatte ein Azubi des Forstamts beobachtet, wie ein Mensch Bäume fällte, erzählt Gerhard Derr, der Leiter des Forstamts Grunewald: "Angefangen hat das Ganze ja schon im August letzten Jahres, wo unsere Leute das zufällig bemerkt haben, bei einem Routinegang, oben auf dem Drachenberg. Die sind dazugekommen, als ein Unbekannter – zumindest wurde nur einer gesehen – dort die Bäume wohl abgeschnitten hat." Der Täter konnte jedoch unerkannt fliehen.
 
Ob es nun derselbe Täter war, der hier zugeschlagen hat, ist unklar. Es ist jedenfalls der gleiche Ort. Für Gerhard Derr eine bittere Tat, deren Folgen noch nicht absehbar sind: "Da tut einem natürlich das Herz weh, denn das sind Bäume, die sind hier für die letzten 15, 20 Jahre gewachsen und haben hier den Hang auch gesichert." Die Bäume und Sträucher hätten dafür gesorgt, dass der Erdboden auf dem aus Trümmerschutt entstandenen Drachenberg stabil bleibe.

Motiv völlig unklar

Gerhard Derr hofft, dass eine Wiederbewaldung gelingt. Sollte die Natur es nicht allein schaffen, könnte das Forstamt auch Bäume pflanzen. Einen Kahlschlag in diesem Ausmaß haben die Forstamtmitarbeiter noch nicht erlebt. Über das Motiv des oder der Täter kann Gerhard Derr nur rätseln: "Also das Motiv des Täters ist für uns alle noch unklar. Wenn es um Holzdiebstahl geht, oder um Holzerwerb, dann gibt es sicherlich attraktivere Stellen im Berliner Wald."
 
Eine Sichtachse, die freigeschnitten worden wäre, sei nicht zu erkennen. Und das Grundstück selbst gehört dem Forstamt Grunewald, kommt als Baugrundstück also auch nicht in Frage. "Wir wissen nicht, ob es ein Baum- oder Waldhasser ist, ob es jemand ist, der vielleicht etwas gegen die Berliner Forsten selbst hat, oder ähnliches und uns nur, ja, irgendeinen bösen Streich spielen will."

Ein angebohrter und wohl mit Flüssigkeit vergifteter Baum in Berlin-Gatow. (Quelle: Bezirksamt Spandau)
Rund 40 Bäume in Berlin-Gatow angebohrt und mit giftiger Flüssigkeit befüllt
Sie haben es offenbar auf Bäume abgesehen: Unbekannte haben Dutzende Baumstämme in Berlin-Gatow erst angebohrt, um dann eine giftige Flüssigkeit zu injizieren. Es ist nicht der erste Fall dieser Art.mehr

Geringer Marktwert, hoher ökologischer Schaden

Der Fall weckt Erinnerungen an den Sommer vergangenen Jahres. Ein Täter in Gatow in Spandau hatte rund 40 Bäume angebohrt und eine giftige Flüssigkeit in die Löcher eingefüllt. Auch in diesem Fall laufen noch die Ermittlungen, so die Berliner Polizei. Ein Zusammenhang sei auf den ersten Blick zwar nicht erkennbar, würde aber geprüft.

Der Marktwert des nun gefällten Holzes in Grunewald ist verhältnismäßig gering. Bei einem Verkauf würden unter 1.000 Euro erzielt werden können, sagt Gerhard Derr: "Der ökologische Schaden ist viel, viel höher zu bewerten. Und der Eindruck, den dieser Wald vorher gegeben hat und diese Bedeutung, die er gehabt hat für die Erholungssuchung, der ist auf einmal wegrasiert."

Was die Berliner Forsten mit dem gefällten Bäumen machen, ist noch nicht entschieden. In jedem Fall werden sie im Grunewald und besonders hier häufiger patrouillieren.

Sendung: rbb24 Abendschau, 06.02.2024, 19:30 Uhr