Symbolbild: Schüler gehen durch einen Gang zu ihrem Klassenzimmer. (Quelle: dpa/Christian Charisius)

Berlin Berliner Oberschulen: Schulplatzmangel verschiebt sich von Gymnasien zu Sekundarschulen

Stand: 20.06.2025 14:56 Uhr

Berlin hat kürzlich die Zugangsvoraussetzungen für das Gymnasien geändert. Das erhöht offensichtlich den Druck auf die Sekundarschulen: Aus mehreren Bezirken ist dort von Platzmangel für die neuen Siebtklässler zu hören. Von Kirsten Buchmann

Der Mangel an Schulplätzen für Berliner Siebtklässler verschiebt sich hin zu den Sekundarschulen. Darauf deuten Zwischenstände aus den Bezirksverwaltungen hin. Hintergrund sind demnach die neuen Zugangsvoraussetzungen für Siebtklässler an Gymnasien zum neuen Schuljahr.
 
So erklärte beispielweise der Schulstadtrat von Friedrichshain-Kreuzberg, Andy Hehmke (SPD), in diesem Jahr seien die Anmeldungen anders auf die Schulformen verteilt. "In Friedrichshain-Kreuzberg hatten wir in den letzten Jahren eine riesige Übernachfrage nach Gymnasialplätzen", sagte Hehmke dem rbb. Wegen der neuen Zugangsvoraussetzungen seien die Anmelde- und Platzzahlen "diesmal rechnerisch über alle Gymnasien, was die Erstwünsche betrifft, nahezu ausgeglichen". Dafür sei die Nachfrage nach Sekundarschulplätzen gegenüber dem Vorjahr um mehr als 100 Anmeldungen für das neue Schuljahr gestiegen.
 
Der Bezirk Pankow verzeichnet laut Schulstadtrat Jörn Pasternack (CDU) in diesem Jahr für Sekundar- und Gemeinschaftsschulen 300 mehr Anmeldungen als Schulplätze.
 
Eine höhere Nachfrage an Sekundarschulen bestätigte auch Sven Zimmerschied, der Vorsitzende der Sekundarschulleitervereinigung. Die Bildungsverwaltung habe Sekundarschulen daher gebeten, zusätzliche Klassen einzurichten. Allein an seiner Schule, der Friedensburg-Oberschule in Charlottenburg-Wilmersdorf, gab es laut Zimmerschied im Anmeldeverfahren für das neue Schuljahr 305 Bewerbungen für ursprünglich 104 Schulplätze. Er werde daher ab September eine Klasse mehr aufnehmen. Mit der verabredeten zusätzlichen Klasse seien dann zum neuen Schuljahr 130 Plätze für Siebtklässlerinnen und Siebtklässler vorhanden. "Das Hauptproblem ist, jetzt noch Personal zu finden" für die künftigen zusätzlichen Schülerinnen und Schüler an der Schule.

Symbolbild: Schulunterricht an einer Grundschule am 07.11.2024. (Quelle: picture alliance/Frank Hoermann/SVEN SIMON)
Nur 50 von 1.900 Schülern bestehen ersten Probeunterricht für Berliner Gymnasien
Nur rund 50 Schülerinnen und Schüler haben den ersten Probetag für das Gymnasium in Berlin bestanden. Der ersetzt seit diesem Jahr das Probejahr - und war für Sechstklässler mit einem Notenschnitt unter 2,2 erforderlich.mehr

Weitere Klassen und Container-Klassenräume

Auch Zimmerschied führt den größeren Andrang auf die neuen Regeln für den Gymnasialzugang mit der "Notengrenze 2,2" zurück. Kinder mit einem Notendurchschnitt schlechter als 2,2 konnten sich in diesem Jahr nur nach einem bestandenen Probeunterricht für das Gymnasium anmelden. Das schafften von ihnen allerdings berlinweit nur die wenigsten. Rund 1.900 Schülerinnen und Schüler nahmen im Februar am Probeunterricht teil, nur rund 50 von ihnen waren erfolgreich.
 
Wegen des neuen Aufnahmeverfahrens sind vor allem Sekundarschulen mit gymnasialer Oberstufe, wie die Friedensburg-Oberschule, bei der Schulwahl besonders stark nachgefragt.
 
Ihr Bezirk werde "alle Kinder unterbringen können", sagt die Bezirksschulstadträtin von Charlottenburg-Wilmersdorf, Heike Schmitt-Schmelz (SPD). Allerdings kämen gegebenenfalls auch einige an Integrierten Sekundarschulen ohne eigene Oberstufe.
 
Platz finden sollen die neuen Sekundarschülerinnen und -schüler teils in Containern auf dem Schulhof. Diese Pavillons hätten, sagt die Schulstadträtin, "die gleiche technische Ausstattung wie Klassenräume". Allein in Charlottenburg-Wilmersdorf würden an den Sekundarschulen nach den Sommerferien sieben zusätzliche Klassen eingerichtet.

Symbolbild - Hinweis auf einer Tafel: Unterricht fällt aus. (Quelle: IMAGOP/IngoxOtto )
"Wir sehen in Berlin, wie stark das System Schule immer weiter auseinanderklafft"
Dass an Berliner Schulen viel Unterricht ausfällt, ist bekannt. Doch es gibt große Unterschiede. An Gymnasien und Privatschulen sieht es viel besser aus als an Integrierten Sekundarschulen. Der Sozialwissenschaftler Marcel Helbig erklärt, warum.mehr

Geringerer Andrang an den Gymnasien zu spüren

Was die Anmeldezahlen an Gymnasium angeht, gibt der Vorsitzende der Gymnasialschulleiter-Vereinigung, Arnd Niedermöller, diesmal vorsichtige Entwarnung. Insgesamt habe "der Druck ein Stück weit abgenommen". Er gehe davon aus, dass der Schulplatzbedarf an Gymnasien gedeckt sei, während in der Vergangenheit fast alle Gymnasien "deutlich überbelegt" gewesen seien. Gymnasien müssten diesmal voraussichtlich "nicht 13,14 oder 15" zusätzliche Klassen einrichten. "Ein weiteres Mal 'Macht noch mal eine Klasse auf' wäre schwierig geworden", bilanziert er.
 
Die Bescheide, auf welche Oberschule die Kinder kommen, sollen in der kommenden Woche Donnerstag (26. Juni) verschickt werden.
 
Entspannung ist für die Berliner Oberschulen insgesamt aufgrund kleinerer Siebtklässler-Jahrgänge erst in einigen Jahren zu erwarten. Momentan gehen die geburtenschwächeren Jahrgänge gerade erst in die Kitas.

Sendung: Fritz, 20.06.2025, 19:30 Uhr