
Berlin Bundestagswahl 2025: Linke in Berlin überraschend vorn
Bei der Bundestagswahl hat die Linke in Berlin einen Überraschungserfolg errungen. Die Partei bekommt fast 20 Prozent der Zweit- und 22 Prozent der Erststimmen und gewinnt vier der zwölf Wahlkreise.
Bei der Bundestagswahl 2025 hat in Berlin überraschend die Linkspartei gewonnen. Nach Auszählung aller Wahllokale liegt die Linke mit 19,9 Prozent der Zweitstimmen vorn. Sie ist damit fast doppelt so stark wie bei der Wahl 2021 inklusive der Teilwiederholung 2024. Es ist ein Rekordergebnis in Berlin für die Partei.
Auch bei den Erststimmen führt die Linke mit 21,8 Prozent. Nach der Auszählung aller Wahllokale hat Spitzenkandidat Gregor Gysi im Wahlkreis 83 Treptow-Köpenick, die Bundesvorsitzende Ines Schwerdtner im Wahlkreis 85 Lichtenberg, Ferat Koçak im Wahlkreis 81 Neukölln und Pascal Meiser im Wahlkreis 82 Friedrichshain-Kreuzberg - Prenzlauer Berg Ost gewonnen.
Gysi geht nach den ersten vorläufigen Ergebnissen zur Bundestagswahl davon aus, dass er künftig der dienstälteste Bundestagsabgeordnete sein wird. Er werde nun "mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit tatsächlich der Alterspräsident des neuen Bundestags" sein, sagte Gysi vor jubelnden Anhängern auf der Wahlparty der Linken in Berlin.

Karte zu Erststimmen in den Wahlkreisen zur Bundestagswahl 2025 Berlin
Bei den Zweitstimmen folgen mit knappen Abständen CDU (18,3 Prozent) und Grüne (16,8 Prozent). Die SPD, die die letzte Wahl noch gewann, sackt auf 15,1 Prozent ab und liegt nur auf Platz fünf hinter der AfD (15,2 Prozent). Das ist ihr historisch schlechtestes Ergebnis bei Bundestagswahlen in Berlin seit 1990. Die Partei BSW kommt aus dem Stand auf 6,6 Prozent. Die FDP rutscht auf 3,8 Prozent ab. Von den kleineren Parteien holte die Tierschutzpartei mit 1,5 Prozent noch die meisten Stimmen.
Während die CDU des Regierenden Bürgermeisters Kai Wegner etwa auf dem Niveau der letzten Wahl liegt, verbessert sich neben der Linken vor allem die AfD stark. Sie holte im Wahlkreis Marzahn-Hellersdorf auf den letzten Metern beziehungsweise nach Auszählung der letzten Wahllokale noch den Sieg: Gottfried Curio fing den bisherigen Inhaber des Direktmandats in dem Wahlkreis, Mario Czaja (CDU), noch ab und lag am Ende knapp 500 Stimmen vorn.

Koçak gewinnt ersten "westdeutschen" Wahlbezirk für die Linke
Im Wahlkreis Neukölln gewinnt die Linke zudem mit Ferat Koçak den ersten "westdeutschen" Wahlbezirk in ihrer Geschichte. "Neukölln strikes back", schrieb Koçak auf X und warnte vor "Ablenkungsdebatten über Migration". "Wir legen uns mit den Reichen an und treten nicht nach unten."
Die Berliner Linke hat sich erleichtert über die Hochrechnungen zur Bundestagswahl geäußert. "Wir freuen uns sehr über dieses großartige Ergebnis, nach einer beispiellosen Aufholjagd. Die
Linke ist da und zieht mit einer starken Fraktion wieder in den Bundestag ein", teilten die beiden Landesvorsitzenden Franziska Brychcy und Maximilian Schirmer mit.
Nach den Hochrechnungen liegt die Linke bundesweit bei rund 8,7 Prozent. Die Partei schafft damit deutlich den Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde und ist erneut im Bundestag vertreten - unabhängig von den Direktmandaten. Dort holte sie neben den vier in Berlin auch noch eins in Thüringen (Bodo Ramelow) und Sachsen (Sören Pellmann).
"So einen Wahlkampf haben wir noch nicht erlebt, jede und jeder in der Partei hat seinen Beitrag dazu beigetragen, vom Haustürteam bis zur Silberlocke haben alle Unglaubliches geleistet und an einem Strang gezogen." Das Wahlergebnis zeige deutlich, dass die Menschen die Linke als Pol der Hoffnung sähen.
Sendung: rbb24 Inforadio, 23.02.2025, 21:00 Uhr