
Berlin Das neue elfte Pflichtschuljahr für Ausbildungslose in Berlin ist für Verwaltung eine Herausforderung
Berlins Berufsbildungsschulleiterverband sieht es als Herausforderung an, bis zum Sommer genügend Lehrkräfte für das 11. Pflichtschuljahr in Berlin zu finden. Dieses soll laut der Bildungsverwaltung im neuen Schuljahr 2025/ 2026 starten.

Bereits ohne zusätzliche Klassen besteht Lehrkräftemangel
Die Lehrkräftesuche sei eine "Herkulesaufgabe", so Stefan Marien, stellvertretender Vorsitzender der Vereinigung der Leitungen berufsbildender Schulen in Berlin. An seiner Schule, dem OSZ Ästhetik und Technik, liege die Lehrkräfteausstattung bei 92 Prozent. Mit dem elften Pflichtschuljahr kämen vier neue Klassen dazu, für die er Lehrkräfte brauche, aber auf dem Arbeitsmarkt gebe es diese "nicht unbedingt so viel".
Als eine weitere Herausforderung sieht der Schulleiter, dass die Kooperationsschulen, aus denen er in Charlottenburg seine künftigen 11.-Pflichtschuljahr-Schüler bekommen soll, bis zu einer Stunde Fahrtzeit entfernt liegen, etwa in Reinickendorf und in Buch: "Es wird natürlich schwierig, dass gerade schuldistante Schüler, mit denen wir rechnen, so lange Wege haben. Es wird spannend, ob sie regelmäßig eintreffen."

Sekundarschulleitervereinigung warnt
Sven Zimmerschied von der Sekundarschulleitervereinigung erwartet ebenfalls, dass unter den Jugendlichen im 11. Pflichtschuljahr auch Schülerinnen und Schüler mit Schuldistanz sein werden. Zimmerschied kennt die Schülerklientel aus seiner eigenen Schulleitererfahrung. Er meint: Ein Teil werde in den neuen elften Klassen ankommen. "Aber es wird auch welche geben, die jetzt nicht zur Schule kommen in der zehnten Klasse an der Sekundarschule. Weshalb sollten sie dann in der elften Klasse in der Berufsschule zur Schule gehen, weil sie im Augenblick vielleicht erst mal ganz andere Probleme bewältigen müssen." Als Beispiele nennt er "psychologische und familiäre Probleme".
Schulleiter Stefan Marien rechnet damit, dass die neuen Elftklässler an seinem Oberstufenzentrum eine "sehr individuelle" Unterstützung brauchen werden, zum Beispiel durch eine zusätzliche Sozialarbeiterin, die ihm auch versprochen worden sei. Unter anderem durch viel Praxis will Marien erreichen, dass die neuen Elftklässler gerne kommen und sich beruflich orientieren können. Genügend "gute Praktikumsplätze" für sie braucht er deshalb auch, für ihn ist das eine weitere Herausforderung. Das elfte Pflichtschuljahr hatte die schwarz-rote Koalition in Berlin eingeführt für Jugendliche, die nach der Klasse 10 weder einen Ausbildungsplatz noch andere Perspektiven haben. Derzeit betrifft das etwa zehn Prozent eines Jahrgangs, laut der Bildungsverwaltung berlinweit rund 3.000 Jugendliche.
Sendung: rbb88,8, 12.02.2025, 16 Uhr