Archivbild: Der französische Rapper Tiakola bei einem Live-Auftritt. (Quelle: imago images/David)

Berlin Konzert | Rapper Tiakola im Metropol: Alles außer aggro

Stand: 04.02.2025 10:02 Uhr

Der Rapper Tiakola ist Mitte 20 und zu Hause in Frankreich schon eine Nummer. In Deutschland kennen ihn noch nicht so viele. Aber das könnte sich bald ändern, meint Hendrik Schröder.

Es ist einer dieser Abende, an dem das Publikum im Metropol in Berlin Schöneberg schon von selbst on Fire ist und gar nicht groß animiert werden muss. Alle haben Bock, tuscheln aufgeregt. Viele sind auffällig angezogen, einer trägt Pelzmütze in Kombination mit Rocker-Lederweste, riesige Sonnenbrillen sieht man, bunte Fischerhüte und ein paar Frauen in Straps und Corsage, die mit ihrem Outfit auch im Kit Kat Club nicht groß auffallen würden.

Kurz nach 21 Uhr kommt tiefenentspannt die Band von Tiakola auf die Bühne, haut ein paar Töne raus und man weiß nicht: ist das Intro oder proben die noch? Aber schon geht das Licht im Saal aus, ein Juchzen bebt durch die am Ende ja doch überschaubare Menge in dem kleinen Club. Und Tiakola entert mit Mic in der Hand die Bühne und ab geht der Tanzbär.

Metropol am Nollendorfplatz

Eva Lueck - Metropol am Nollendorfplatz

Grinsen und Goldkette

Tiakola sieht aus wie eine Mischung aus Popstar in Spe und netter Typ von nebenan. Und genau beides stimmt ja auch. Ein breites, echt nettes Grinsen hat er, Goldkette um den Hals, goldene Uhr am Handgelenk, weißes Shirt, Wollmütze, so steht er da. In Frankreich hat er schon Songs auf der 1 in den Charts gehabt, da sind die Auftritte größer, die Songs bekannter.

Mit 19 hat er zusammen mit seiner alten Rap Crew die ersten Stücke veröffentlicht. Mit seinen Freunden aus den Pariser Vororten, in denen er aufgewachsen ist, als eines von acht Geschwistern. Jetzt ist er Mitte 20 und weiß, wie man eine Bühne so bespielt, dass es Spaß macht. Wie er mit seinen federnden Bewegungen, die Arme, die Hände, die sich, Handflächen nach unten, im Beat gen Publikum auf- und nieder senken und die Zuschauer das sofort nachmachen, so dass alle ein bisschen aussehen wie beim Sport, nur halt besser angezogen und mit Drinks in der Hand.

In Deutschland ist Tiakola noch ein Geheimtipp, die Menge besteht fast ausschließlich aus Leuten, die sehr gut oder mutttersprachlich Französisch sprechen und den jungen Rapper bestimmt schon länger auf dem Schirm haben, so textsicher singen sie fast jeden Refrain mit.

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Echte Band, tolles Timing

Tiakolas Einflüsse sind vielfältig und so ist auch seine Idee vom Hip Hop. Den klassischen Rap, den hatten seine großen Geschwister vom Schulhof mitgebracht. Gleichzeitig hörten seine Eltern Rumba aus ihrer Heimat Kongo. Tiakola packte noch Rhythmen aus Nigeria und Ghana mit dazu. "Unsere Generation von Rappern kennt keine Genregrenzen mehr. Nicht in in der Musik, im Style, im Image, wir sind frei", äußerte er sich in Interviews.

Und die Freiheit spürt man. Wie Tiakola seine Mischung aus klassischem Rap, Pop, Trapbässen und Afrobeats an diesem Abend und so wahrscheinlich auf der ganzen Tour auf die Bühne bringt, ist echt gut. Nämlich mit echtem Schlagzeug, mit Synthis, DJ und einem E Gitarristen, der zwar im Vergleich zur restlichen Gang harmlos aussieht wie ein Sparkassenangestellter, aber ein geiles Feeling hat, wann die Lieder Akkorde und Brett brauchen, wann nur eine zarte Melodie oder ein paar gezupfte Töne.

Tiakola ist dabei alles: melodischer Sänger, Schnellrapper, dann schnulziger Poster Boy, dann Kaspe. Alles, aber nie aggro - und das steht ihm und der Mucke und seinem so freudvoll flippenden Publikum ungeheuer gut.

Sendung: rbb24 Inforadio, 04.02.2025, 8:55 Uhr