Archivbild: Bauarbeiter montieren an einer Autobahnbrücke der A100 in Charlottenburg am Dreieck Funkturm ein Gerüst, damit diese untersucht werden kann. (Quelle: dpa/Gollnow)

Berlin A100: Ringbahnbrücke wird wegen Riss gesperrt - wohl für mindestens zwei Jahre

Stand: 19.03.2025 23:30 Uhr

Täglich fahren Tausende Autos über die Autobahnbrücke am Berliner Messegelände. Wegen eines Risses war sie zuletzt nur einspurig befahrbar. Jetzt werden Richtung Norden alle Spuren dicht gemacht. Die Verkehrssenatorin empfiehlt: möglichst Bahn fahren.

  • Ringbahnbrücke der A100 wird voll gesperrt
  • Sperrung vorerst "dauerhaft", Autobahn GmbH rechnet mit "mindestens zwei Jahren"
  • kurzfristig wird Verkehrsführung auf Gegenfahrbahn eingerichtet
  • Verkehrssenatorin Bonde empfiehlt "weitreichende Umfahrungen und Umstieg auf Regional- und S-Bahnen"
  • dennoch massive Staus für lange Zeit erwartbar
  • Bezirksstadtrat: "Wir werden uns auf ein paar sehr harte Jahre einrichten müssen."
  • Verkehrsmanagementkonzept muss nun "mit Hochdruck" entwickelt werden
  • S-Bahnlinien (Ringbahn S41 und S42, sowie S45/S46) vorerst nicht betroffen

Die Ringbahnbrücke der A100 im Westen Berlins ist am Mittwoch seit 20 Uhr in nördlicher Richtung aus Sicherheitsgründen voll gesperrt.
 
"Die Vollsperrung ist aus Gründen der Verkehrssicherheit unvermeidbar", sagte der Leiter der Niederlassung Nord-Ost der Autobahn GmbH, Ronald Normann. Weder eine zeitweise Teilsperrung noch provisorische Stützmaßnahmen könnten die erforderliche Sicherheit gewährleisten. "Wir wissen, dass diese Sperrung eine enorme Belastung für den Verkehr in Berlin bedeutet, aber es gibt aus Sicherheitsgründen keine andere Wahl", so Normann.
 
Der Sprecher der Autobahn GmbH, Ralph Brodel, sagte rbb|24, die Sperrung werde wohl "mindestens zwei Jahre" dauern.

Bauarbeiter montieren an einer Autobahnbrücke der A100 in Charlottenburg am Dreieck Funkturm ein Gerüst, damit diese untersucht werden kann. (Quelle: dpa/Sebastian Gollnow)
"Eine Vollsperrung der Ringbahnbrücke ist realistisch und sinnvoll"
Schon jetzt ist die Ringbahnbrücke im Westen Berlins wegen eines Risses nur einspurig befahrbar. Das hat Konsequenzen auf den Stadtverkehr. Für eine drohende Vollsperrung der Brücke hat der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf bereits Ideen. Von Anna Bordelmehr

Auch Westendbrücke weiter nördlich vorsorglich gesperrt

Auch die Westendbrücke, die etwas weiter nördlich liegt und Teil der Stadtautobahn A100 ist, werde nach ersten Ergebnissen einer Prüfung vorsorglich aus dem Verkehr genommen. Betroffen sei der Streckenzug bis zur Auffahrt Knobelsdorffstraße.

Verkehrskonzept muss noch erarbeitet werden

Verkehrsteilnehmer müssen nun für eine lange Zeit mit weiträumigen Staus rechnen.
 
Nach Norden werde noch in der Nacht zu Donnerstag eine Baustellenverkehrsführung auf der Gegenfahrbahn eingerichtet. Gesonderte, offizielle Umleitungen werde es kurzfristig erst einmal keine geben, sagte Autobahn GmbH-Sprecher Brodel. "Wir wollen, dass die Autofahrer auf der Autobahn bleiben". Dennoch werde es sich nicht vermeiden lassen, dass Autofahrer auf eigene Faust auf die angrenzenden Straßen ausweichen werden.
 
Dies werde aber "sicherlich noch optimiert" werden, so Brodel. Um ein "belastungsfähiges und mit allen Bereichen abgestimmtes Konzept zu erarbeiten", dauere es einfach. Eventuell könne dies aber "Mitte nächster Woche" vorliegen, so Brodel.
 
Dazu sei die Autobahn GmbH des Bundes in enger Abstimmung mit der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt, den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG), der Deutschen Bahn, der Polizei Berlin und der Berliner Feuerwehr. Man arbeite mit Hochdruck und allen verfügbaren Ressourcen, um die Beeinträchtigungen für die Verkehrsteilnehmer so gering und kurz wie möglich zu halten, hieß es.

S-Bahn-Verkehr nicht betroffen - vorerst

Die wichtigen S-Bahnlinien auf der Rinbahnstrecke (S41 und S42 sowie S45 und S46) sind nach ersten Erkenntnissen vorerst nicht von der Sperrung betroffen. "Nach den bisherigen Untersuchungen kann die S-Bahn-Strecke, die unter der Ringbahnbrücke verläuft, vorerst weiter in Betrieb bleiben", teilte die Autobahn GmbH auf X mit.

Wir werden uns auf ein paar sehr harte Jahre einrichten müssen.

Bezirksstadtrat Schruoffeneger: "Katastrophe mit Ansage"

Oliver Schruoffeneger (Grüne), Bezirksstadtrat für Ordnung, Umwelt, Straßen und Grünflächen in Charlottenburg-Wilmersdorf, nannte die Situation eine "Katastrophe mit Ansage". Er sei sehr skeptisch, was die Ringbahn angehe. "Wenn man eine Autobahnbrücke abreißt und darunter und daneben fahren die Züge - das wird schwierig", sagte er am Abend im rbb Fernsehen. Es werde eine "ganz schwierige Situation für ganz Charlottenburg".
 
Schruoffeneger kritisierte, dass es noch keine Umleitungskonzepte gäbe. Dass daran "noch gearbeitet werde, irritiert mich doch sehr", sagte er.
 
Er glaube auch, dass das Problem "wesentlich länger" als zwei Jahre bestehen werde. "Wir werden uns auf ein paar sehr harte Jahre einrichten müssen." Wichtig sei nun, dass "wir die Baustellen, die wir auf den potenziellen Umleitungsstrecken noch haben, möglichst schnell dicht machen, damit wenigstens die großen Hauptverkehrsstraßen als Umleitungsstrecken zur Verfügung stehen."

Anfang März wurde festgestellt, dass sich ein bereits bekannter Riss in einem tragenden Bauteil deutlich ausgeweitet hat. Zuletzt war sie deswegen nur einspurig befahrbar.
 
Die Brücke wurde 1963 gebaut. Nach Angaben der Autobahn GmbH sind dort täglich rund 230.000 Fahrzeuge unterwegs.

Sendung: rbb24 Abendschau, 19.03.25, 19:30 Uhr