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Berlin Schimmel und Dreckwasser: Studierende müssen aus Wohnheim ausziehen
Einige Wohnheime des Berliner Studierendenwerks sind sanierungsbedürftig. Geld für die Arbeiten fehlt. In einem Haus in Wilmerdorf sind die Zustände derart akut, dass die Bewohner sich zur Wehr gesetzt haben. Von O. Patlan und A. Bordel
Tropfende Wasserrohre, abblätternde Tapete, schimmelnde Fugenritzen und sogar eine Kröte in den Räumen - das ist auf Bildern und Videos zu sehen, die Studierende in ihrem Wohnheim aufgenommen haben.
Das Studierendenwohnheim des Studierendenwerks in der Düsseldorfer Straße in Berlin Wilmersdorf ist stark sanierungsbedürftig. Darüber sind sich mittlerweile alle Beteiligten einig - die 70 Studierenden, die dort wohnen, aber auch das Gesundheitsamt des Bezirks und das Studierendenwerk selbst. Streit gibt es über das Ausmaß der Verwahrlosung und darüber, ob das Studierendenwerk unangemessen spät gehandelt hat.
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Dreckswasser im Schlafzimmer
Das Studierendenwerk sieht das nicht so. "Den Vorwurf, dass wir da nichts getan hätten, den weisen wir von uns. Selbstverständlich reagieren wir immer umgehend auf Havarien und veranlassen das Nötige", sagt Jana Judisch, Pressesprecherin des Studierendenwerks dem rbb. Demgegenüber steht der Vorwurf der Bewohner, die sich lange mit den schlechten Zuständen im Wohnheim allein gelassen gefühlt haben.
Dabei ging es nicht immer nur um Dreck oder Schimmel. Unter anderem im Zimmer von Christina Ly ist verschmutztes Abwasser ins Waschbecken gelaufen. Bevor das beseitigt wurde, hätte sie weiter in dem Zimmer geschlafen und gewohnt – mit dem stinkenden Wasser im Waschbecken – so erzählt sie es dem rbb. "Ein sehr belastendes Thema, das immer noch nicht beseitigt ist", sagt sie sichtlich bewegt.
Auszug bis Jahresende
Im vergangenen Herbst alarmierten die Studierenden das Gesundheitsamt des Bezirks. Der Bezirksstadtrat für Gesundheit bestätigt dem rbb, dass im November Kontrolleure die Räumlichkeiten gecheckt haben. Dabei stellten sie folgende Mängel fest: Schimmel, schlechte Reinigungszustände und Renovierungsbedarf.
Das Studierendenwerk zieht nun die Sanierung des Wohnheims vor. Bis Ende 2025 müssen die etwa 70 Bewohner ausziehen. Das Werk verspricht ihnen Alternativplätze in anderen Wohnheimen. Eine Garantie gibt es darauf aber nicht. "Das Studierendenwerk ist nicht verpflichtet, mir neuen Wohnraum zur Verfügung zu stellen", heißt es in einem Schreiben, das die Studierenden unterschreiben können.
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Mehrere Wohnheime sanierungsbedürftig
Das Studierendenwerk betont, dass viele Wohnheime sanierungsbedürftig sind. "Das Studierendenwerk hat einen Sanierungsstau von über 100 Millionen Euro. Wir haben allerdings nicht das Geld, um alles sofort zu ertüchtigen", so Sprecherin Judisch.
Das Gegenteil ist aktuell viel eher der Fall. Im Nachtragspapier zum Berliner Haushalt des Senats werden dem Studierendenwerk mehr als sechs Millionen Euro gestrichen. Auch der Investitionszuschuss soll demnach halbiert werden. Dass die Studierenden aus der Düsseldorfer Straße also bei einem Umzug in ein anderes Wohnheim vom Regen in die Traufe kommen, ist also nicht auszuschließen.
Sendung: rbb24 Abendschau, 07.02.2025, 19:30 Uhr