Blick ins Berliner Tempodrom während der German Masters im Snooker (imago images/O.Behrendt)

Berlin Snooker-Bundestrainer Thomas Hein: "Freitag und Samstag sind berühmt und berüchtigt"

Stand: 27.01.2025 20:39 Uhr

Seit 2011 gibt es das German Masters im Snooker. Warum das Weltklasse-Turnier auch in diesem Jahr einen Besuch wert und das Dach vom Tempodrom gefährdet ist. Und weshalb der Traum vom Profi mehr bedeutet, als ein guter Spieler zu sein.

rbb|24: Thomas Hein, vom 27. Januar bis zum 2. Februar trifft sich die Welt-Elite des Snooker-Sports, um im Berliner Tempodrom das German Masters zu spielen. Das Turnier wird seit 2011 ausgetragen und firmiert auch unter dem Spitznamen "Woodstock des Snooker". Erklären Sie uns doch bitte, was dieser Gentleman-Sport mit dem Hippie-Musik-Festival von einst zu tun hat?
 
Thomas Hein: Berlin ist immer eine Reise wert, dazu gibt es Snooker und das in einer sehr schönen Arena. Es wird an sieben Tischen gleichzeitig gespielt, das sorgt für eine gelockerte Stimmung. Und deshalb wollen da einfach alle hin. So wie damals nach Woodstock.

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Snooker-Spieler unterliegen einem Dresscode aus Weste und Fliege. Was bitte bedeutet in diesem Kontext: gelockerte Stimmung?
 
Zu Beginn des Turniers schauen alle noch, dass sie das Geschehen auf den anderen Tischen nicht stören. Aber das lockert und löst sich von Tag zu Tag. Berühmt und berüchtigt sind dann Freitag und Samstag, wenn nicht mehr alle Tische in Betrieb sind. Dann sorgen die Fans dafür, dass das Dach vom Tempodrom zumindest gefühlt auch mal angehoben wird.

Im Terminkalender der World Snooker Tour ist Berlin der einzige Veranstaltungsort auf dem europäischen Festland. In Großbritannien wird viel gespielt, in Asien. Was sagt das aus?
 
Es sind vor allem finanzielle Aspekte. Es gab in den letzten Jahren überall Probeturniere. Es wurde versucht, in Brasilien, Österreich oder Skandinavien zu spielen. Aber das German Masters ist das einzige Turnier, das sich gehalten hat, auch wirtschaftlich.

Snooker-Bundestrainer Thomas Hein (imago images/Norbert Schmidt)

Snooker-Bundestrainer Thomas Hein.

64 Spieler treten an beim German Masters. Die Top32 der Weltrangliste und 32 Gegner, die in zwei Qualifikationsrunden ermittelt wurden. Keiner davon kommt aus Deutschland.
 
Die Basis aber ist gesund. Was wir im Tempodrom zu sehen bekommen, das sind die Profis, das ist die Tour. Ein Wirtschaftsunternehmen mit Snooker-Spielern. In Deutschland sind wir völlig anders aufgestellt. Da läuft Snooker über den Deutschen Olympischen Sportbund. Und der ein oder andere hat dann den Berufswunsch Snookerspieler. Aktuell haben wir zwei, die daran arbeiten.

Was macht es so schwer, Profi zu werden?
 
Es gibt sportliche Hürden. Aber auch das finanzielle Drumherum muss eben stimmen. Profi sein bedeutet, davon den Lebensunterhalt bestreiten zu können. Im Fernsehen sehen wir die Topstars, die Millionäre. Aber die Tour besteht aus 128 Spielern. Dabei fallen jedes Jahr 64 aus der Tour heraus, die werden über Qualifikations-Turniere neu bestückt. Wichtig ist auch, zu bedenken, dass so eine Saison zunächst einmal rund 15 Tausend Euro kostet. Bevor da irgendwas reinkommt.

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Die German Masters sind immerhin mit 660.550 Euro dotiert.
 
Auch wenn das Preisgeld immer mehr wird, verteilt sich das vor allem auf die Spitze. Die Finalisten nehmen ungefähr die Hälfte des gesamten Preisgeldes mit. Deshalb braucht es auch Sponsoren. Denn letztlich bleibt es eine Randsportart. Und ich bin heilfroh, dass wir auf den Werbebanden im Tempodrom endlich mal ein deutsches Unternehmen sehen werden und keinen britischen Wettanbieter. Aber man sieht eben auch: Selbst bei so einem großen Event ist es schwer, in Deutschland Sponsoren zu finde.

Als Bundestrainer sind Sie zum Glück nicht auf Gönner angewiesen.
 
Wir sind jetzt seit zwei Jahren in der Vollförderung des Bundes-Innenministeriums. Davor waren wir Honorar-Trainer und haben den Großteil ehrenamtlich gemacht. Wir haben aber keinen Leistungsstützpunkt, das heißt wir haben keinen Betrieb von Montag bis Freitag. Unsere Sportler sind auch alle noch anders gebunden: In der Schule, im Studium, als Unternehmer.

Während der German Masters arbeiten Sie nun auch für das Fernsehen als Experte. Worauf freuen Sie sich besonders?
 
Es gibt Matches, auf die man sich freut. Das sind meistens die von Newcomern. Und wenn es dann Richtung Finale geht und die großen Namen in den Mittelpunkt treten, dann gibt es immer welche, die Spaß machen. Titelverteidiger Judd Trump, die Weltmeister Kyren Wilson und Shaun Murphy. Es kommen ausreichend gute Spieler.

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview wurde geführt von Jakob Lobach.

Sendung: rbb24, 27.01.2025, 22 Uhr