Symbolbild: Ein Polizeibeamter und ein Mitarbeiter des BVG-Sicherheitsdienstes stehen an einem Bahnsteig. (Quelle: dpa/Paul Zinken)

Berlin Straftaten im ÖPNV 2024: Im Berliner Nahverkehr gibt es jeden Tag ein Sexualdelikt

Stand: 21.02.2025 13:52 Uhr

Im Berliner Nahverkehr ist die Zahl der Straftaten im letzten Jahr zwar gesunken - aber die Zahl der Sexualdelikte ist deutlich gestiegen. Die meisten Fälle werden nicht aufgeklärt. Die Grünen wiederholen ihre Forderung nach Frauenabteilen in der U-Bahn.

Die Zahl der Straftaten im Berliner Nahverkehr ist 2024 leicht gesunken. Das geht aus einer Parlamentarischen Anfrage der Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus hervor.

Im vergangenen Jahr wurden insgesamt rund 15.300 Delikte im Berliner ÖPNV - dazu zählen Busse und der Bahnen der BVG sowie die S-Bahn und Regionalbahnen - erfasst. Das ist etwas weniger als 2023 (16.000 Delikte). Zu den dokumentierten Straftaten gehören unter anderem Beleidigungen, Sachbeschädigungen, Körperverletzungen und Sexualdelikte.

Die meisten Taten sind im Bereich der Bahnhöfe und Haltestellen geschehen. In U-Bahnhöfen wurden besonders häufig Gewaltdelikte verzeichnet. Knapp die Hälfte aller 2024 im Berliner ÖPNV verzeichneten Körperverletzungen fand dort statt.

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Niedrige Aufklärungsquote bei Sexualdelikten

Die Zahl der erfassten Sexualdelikte in Fahrzeugen und Haltestellen der BVG hat 2024 im Vergleich zu 2023 um 15 Prozent zugenommen. In S-Bahn und Regionalbahn wurden hingegen etwas weniger Sexualstraftaten als 2023 verzeichnet. Insgesamt geschieht im Berliner ÖPNV allerdings mehr als ein sexueller Übergriff pro Tag (380 Delikte im Jahr 2024).

Insgesamt sind in beiden Jahren bei 90,27 Prozent aller Sexualdelikte im Nahverkehr die Opfer weiblich. In U-Bahnen lag die Zahl im Jahr 2023 bei 96,55 Prozent (56 von 58), in 2024 bei 95,24 Prozent (80 von 84). Dabei sind so gut wie alle Tatverdächtigen bei Sexualdelikten männlich. Trotz Videoüberwachtung ist die Aufklärungsquote bei Sexualdelikten niedrig. Bei 380 Fällen im Jahr 2024 konnten in 125 Fällen Tatverdächtige festgestellt werden. Das entspricht einem Anteil von 32,89 Prozent.
 
Die Grünen-Abgeordnete Antje Kapek bezeichnet dies als erschreckend, zumal die Dunkelziffer wohl deutlich höher liege: "Solange Berlins Frauen und Mädchen in Berlin Angst haben müssen, den Nahverkehr zu benutzen, sind sie in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt.", so Kapek. Sie fordert unter anderem Frauenabteile in der U-Bahn und Sicherheitskonzepte für die Bahnhöfe und Haltestellen.

330 Angriffe gegen Sicherheitspersonal

Dass die Zahl der Straftaten im Nahverkehr insgesamt leicht gesunken ist, lässt sich der Auswertung zufolge darauf zurückführen, dass es 2024 weniger Drogendelikte gab. Das lässt sich demnach sich vor allem damit begründen, dass der Besitz von Cannabis nicht mehr strafbar ist.

2024 wurden in weniger als der Hälfte der Straftaten die Tatverdächtigen ermittelt. Dabei half nur in zwei Prozent der Fälle das Videomaterial der BVG. Vassili Franco, Sprecher für Innenpolitik der Berliner Grünen, stellt die Methode daher in Frage. Die Sicherheit der BVG allein durch Videoüberwachung zu gewährleisten, sei nicht seriös, so Franco. Debatten über Bodycams seien nicht zielführend.

Gegen Beschäftigte und Sicherheitspersonal der BVG gab es vergangenes Jahr rund 330 Angriffe. Bei der BVG sind täglich etwa 250 Sicherheitskräfte im Einsatz. Teilweise in Zusammenarbeit mit der Polizei. Bestimmte Schwerpunktbahnhöfe sind der Bahnhof Kottbusser Tor, Hermannplatz oder Alexanderplatz. Dort ist rund um die Uhr Personal unterwegs.

Die Bezirke Mitte (2.247) und Friedrichshain-Kreuzberg (2.149) sind die Bezirke mit den meisten erfassten Delikten, die Bezirke Treptow-Köpenick (216) und Steglitz-Zehlendorf (223) die Bezirke mit den wenigsten erfassten Delikten.

Sendung: rbb 88.8, 21.02.2025, 13:30 Uhr