
Berlin Stundenkontingente an Grundschulen sollen pauschal vergeben werden - Linke kritisieren
Berliner Schüler an grundständigen Gymnasien sollen künftig von einer besseren Lehrerausstattung profitieren. Das geht aus der Antwort der Bildungsverwaltung auf eine Parlamentsanfrage hervor, die dem rbb exklusiv vorliegt. Die Linke im Abgeordnetenhaus kritisiert, dass gleichzeitig Grundschulen mit vielen Kindern, die einen Förderbedarf haben, weniger Ressourcen erhalten.
Die Kritik richtet sich gegen einen aktuellen Entwurf der Verwaltungsvorschrift für die Zumessung von Lehrkräften aus dem Haus von Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU). Darin wird allen Grundschulen pauschal ein bestimmtes Lehrerstundenkontigent pro Schüler zugewiesen. Das stellt einen Systemwechsel dar. Bisher haben Schulen auch ein Grundkontingent an Lehrerstunden bekommen. Dieses wird aber entsprechend der konkreten Förderbedarfe der jeweiligen Schülerinnen und Schüler erhöht.
Linke: "Gefahr für Inklusion"
Die bildungspolitische Sprecherin der Linksfraktion, Franziska Brychcy, sprach von einer "Gefahr für die Inklusion in den Berliner Grundschulen". Bisher seien der Anteil von Kindern aus ärmeren Haushalten sowie der konkrete Förderbedarf einzelner Schülerinnen und Schüler Grundlage für die Bemessung von Lehrkräften gewesen. "In Zukunft soll eine Schule mit wenigen Kindern mit erhöhtem Förderbedarf die gleiche Anzahl an zusätzlichen Förderstunden bekommen wie eine Schule mit vielen Kindern mit erhöhtem Förderbedarf", sagte Brychcy. "Das verschärft die Bildungsungleichheit."
Kleine Klassengrößen an Gymnasien
Die Bildungsverwaltung spricht dagegen von einer "Neu-Konzeption der Zumessung" ab dem Schuljahr 2025/2026 und einer "Abkehr von historisch gewachsenen kleinteiligen Kriterien". Man erhoffe sich von der Neuregelung mehr Transparenz und mehr Zuverlässigkeit. Neben der gleichen Basisausstattung für alle Schulen soll künftig die Schulaufsicht in die Lage versetzt werden, zusätzliche Ressourcen für einzelne Schulen zu mobilisieren.
Konkrete Auswirkungen wird die Neuregelung ab nächstem Schuljahr auch auf die Klassenstärke an grundständigen Gymnasien haben. Dort sind in der 5. und 6. Klasse zur Zeit noch bis zu 29 Kinder pro Klasse vorgesehen. Mit der neuen Zumessungsrichtline soll die Klassengröße auf 24 abgesenkt werden. Das ist der Wert, der auch in Grundschulen gilt. Die Linke sieht darin aber eine einseitige Bevorzugung der grundständigen Gymnasien, weil nur bei diesem Schultyp der Personalschlüssel verbessert werde.
Lehrerstellen für andere Berufsgruppen einsetzbar
Linken-Bildungspolitikerin Brychcy hält Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) zudem vor, mit ihren Personal-Plänen "eine Kürzung durch die Hintertür" zu verfolgen. Günther-Wünsch will erlauben, dass in allen Bezirken drei Prozent der Lehrkräftestellen in Stellen für andere Berufsgruppen wie Erzieher oder Therapeuten umgewandelt werden können. Diese Stellen sind deutlich günstiger als die von Lehrkräften. Diese Berufsgruppen könnten aber nicht die Aufgaben von Lehrkräften übernehmen, warnte Brychcy.
Sendung: rbb24 Abendschau, 10.02.2025, 19.30 Uhr