
Berlin Was Autofahrer rund um das Dreieck Funkturm jetzt beachten sollten
Autofahrer im Berliner Südwesten müssen sich wegen der Sperrung auf der A100 auf jahrelange Einschränkungen einstellen. Betroffene haben verschiedene Möglichkeiten, dem Chaos im Bereich der Ringbahnbrücke zu entgehen.
- Neben Spuren der A100 sind auch Ausweichstraßen in Charlottenburg gesperrt
- Weiträumiges Umfahren oder eine ÖPNV-Nutzung werden empfohlen
- Spur auf der Gegenfahrbahn in Richtung Norden ab Montag
- Einschränkungen bei der S-Bahn künftig noch möglich
Rund um einen der bundesweit am stärksten belasteten Verkehrsknoten - das Berliner Autobahndreieck Funkturm - droht jahrelanges Stauchaos. Wegen eines sich ausbreitenden Risses im Tragwerk der sogenannten Ringbahnbrücke der Stadtautobahn A100 hat die Autobahn-Gesellschaft die Brücke auf unabsehbare Zeit voll gesperrt. Sie ist Teil des Autobahndreiecks Funkturm, über das täglich rund 230.000 Autos fahren. Seit der Sperrung bilden sich immer wieder Staus im Bereich der Ringbahnbrücke. Eine rasche Lösung ist nicht in Sicht.

Neue Fahrspur Richtung Norden - Bezirk sperrt Ausweichstraßen
Der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf hat mögliche Ausweichstraßen für den Durchgangsverkehr zudem geschlossen. In Absprache mit der Senatsverwaltung für Verkehr habe man begonnen, zur "Gefahrenabwehr" die Einfahrten des Umleitungsverkehrs in die Wohngebiete zu verhindern. Hiervon betroffen sind:
- Tegeler Weg / Brahestraße, Tegeler Weg / Mindener Straße
- Die Einfahrten zum Klausener-Platz Kiez aus der Sophie-Charlotten-Straße und Schloßstraße
- Kaiserdamm / Soorstraße, Kaiserdamm / Meerscheidtstraße
Um möglichst viel Verkehr auf der A100 zu halten, hatte die Autobahn GmbH angekündigt, eine Spur der Gegenfahrbahn für den Verkehr in Richtung Norden freizugeben. Das geschieht nun etwas später als geplant: Wie die Autobahngesellschaft mitteilte, wird erst ab Montag, 8 Uhr eine Spur in Richtung Norden zur Verfügung stehen und nicht wie geplant zum Berufsverkehr um 6 Uhr.
Die Spur in Richtung Norden wird zwischen dem Autobahndreieck Funkturm und der Auffahrt Knobelsdorffstraße auf der Gegenfahrbahn eingerichtet. Sie ist laut Autobahn-Gesellschaft nicht für Lkw ab 3,5 Tonnen freigegeben. In Richtung Süden stehen auf der A100 dann zwei Spuren zur Verfügung.
Empfehlung: Alternative Routen und ÖPNV
"Derzeit empfehlen wir allen Verkehrsteilnehmern auf alternative Routen auszuweichen, auch auf den ÖPNV", sagte Ralph Brodel, Sprecher der Autobahn GmbH am Donnerstag bei einer Pressekonferenz. Vor allem kurzfristig könnten viele Autofahrer aber versuchen, über angrenzende Wohngebiete auszuweichen. Fußgänger und Radfahrer sollten also besonders aufpassen.
Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) teilte mit, die Lage der betroffenen Strecke mache nur wenige direkte Umfahrungen möglich. Ohne Frage werde es in diesem Abschnitt der A100 immer wieder zu Staus kommen. Bonde empfahl daher eine "sehr weitreichende Umfahrung" und wenn möglich den Umstieg auf S- und Regionalbahn.
Alles auf die Gegenfahrbahn
Der Vorsitzende des Fußgängerverbands Fuss e.V., Roland Stimpel, äußerte sich auf Anfrage optimistisch. "Verkehrswissenschaftler haben weltweit immer wieder gezeigt, dass beim Ausfall von Straßen nur ganz am Anfang nahe Parallelwege sehr stark belastet sind", sagte er. "Dann stellen sich viele um: Sie nehmen ganz andere Routen oder andere Verkehrsmittel, oder sie fahren in ganz andere Richtungen zum Einkaufen, in der Freizeit oder zu Dienstleistern." Ein Teil des Verkehrs werde aufgrund der Sperrung irgendwann einfach wegfallen.
Von der Sperrung am Mittwochabend sind zudem einzelne Buslinien der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) betroffen. Wie ein Sprecher rbb|24 mitteilte, steht das Unternehmen mit der Senatsverwaltung für Verkehr zur Planung eines stabilen Betriebs im Austausch. "Vor Fahrtantritt sollten Fahrgäste ihre Verbindung in der FahrInfo-App oder auf BVG.de prüfen", teilte der Sprecher mit.
Ein genaues Umleitungskonzept für den Verkehr in Richtung Norden soll nun am Mittwoch präsentiert werden. Über die dreispurige Autobahnbrücke fuhren täglich rund 95.000 Fahrzeuge.
Die S-Bahn, die unter der Brücke durchfährt, kann den bisherigen Untersuchungen zufolge vorerst weiter fahren, wie es hieß. Es bestehe kein Sicherheitsrisiko, hieß es. Klar ist aber auch, dass es im Rahmen des Brückenneubaus in den kommenden Monaten und Jahren auch zu Einschränkungen bei den Linien Ringbahnlinien S41, S42 und S46 kommen könnte. Die S-Bahn habe für einen solchen Fall bereits Konzepte erarbeitet, teilte eine Sprecherin dem rbb mit.
Angesichts der zu erwartenden zweijährigen Schließung forderte der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf den Senat und die Autobahngesellschaft auf, zu prüfen, ob zusätzliche ÖPNV-Angebote aus dem Brandenburger Umland durch Regionalbahnen oder Bus-Shuttleverkehr die angespannte Verkehrslage um den Funkturm abmildern könnte.

Aus Sicherheitsgründen "unerlässlich"
Auf der Ringbahn-Brücke wurde eine Fahrbahn am Mittwochabend aus Sicherheitsgründen komplett gesperrt, nachdem unter der Brücke ein größer werdender Riss festgestellt worden war. Betroffen ist die nördliche Fahrtrichtung, dort wo die A115 auf die A100 führt, zwischen Rathenauplatz und Rudolf-Wissell-Brücke.
"Die Konsequenzen der Sperrung sind natürlich weitgehend", sagte Ralph Brodel, Sprecher der Autobahn GmbH. Die Entscheidung, die Brücke in Richtung Norden komplett zu sperren, sei nicht leicht gefallen, doch aufgrund der festgestellten Schäden aus Sicherheitsgründen "unerlässlich".
Details zu Umleitungen Mitte nächster Woche
"Wie lange die Sperrung andauern wird, können wir zum derzeitigen Zeitpunkt noch nicht sagen", sagte Brodel. "Wir können auch nicht sagen, wie schnell der Ersatzbau realisiert wird, es soll einfach so schnell wie möglich sein. Die Ringbahnbrücke hat für uns absolut höchste Priorität." Vorläufig gehe man auf dem Abschnitt von etwa zwei Jahre anhaltenden Einschränkungen aus.
Die Brücke wurde wie das gesamte Autobahndreieck Funkturm Anfang der 1960er Jahre gebaut. Sie ist deshalb schon seit längerem Bestandteil der geplanten Erneuerung des Verkehrsknotens. Erneuert werden sollen in diesem Rahmen 1,9 Kilometer der Autobahnen A115 und A100 sowie 25 Brückenbauwerke. Das Planfeststellungsverfahren, einer der letzten Planungsschritte vor Beginn von Baumaßnahmen, läuft schon seit einiger Zeit.
Wie die Umleitungen für die Verkehrsteilnehmer aus unterschiedlichen Richtungen in den kommenden Wochen und Monaten gestaltet werden sollen, will die Autobahn GmbH am kommenden Mittwoch bekannt geben. Bis dahin erarbeite man unter Hochdruck mit allen zuständigen Behörden ein langfristiges Verkehrsmanagementkonzept.
Sendung: rbb24 Abendschau, 20.03.2025, 19:30 Uhr