
Brandenburg A14-Elbebrücke bei Wittenberge wächst - Fertigstellung 2026
Für den Nordwesten Brandenburgs ist die Autobahn 14 eines der wichtigsten Infrastrukturprojekte der vergangenen Jahrzehnte. Sie soll die Prignitz mit Magdeburg und Schwerin verbinden. Der Bau der neuen Elbbrücke macht Fortschritte. Von Björn Haase-Wendt
Es ist ein Spektakel, dass sich viele Wittenberger (Prignitz) nicht entgehen lassen wollen. Immer wieder kommen Schaulustige auf den Elbdeich, zücken ihr Handy, fachsimpeln über die Arbeiten. Die neue Strombrücke der A14 über die Elbe macht Fortschritte.
"Es ist schon ganz interessant, das sieht man nicht alle Tage", sagt Peter Schelz aus Wittenberge. Und auch für Kathrin Fiedler, die zuständige Projektleiterin bei der Deutschen Einheit Fernstraßenplanungs- und -baugesellschaft (Deges) ist heute ein besonderer Tag: "Ich habe ja doch schon ein paar Berufsjahre hinter mir. Gerade über einen so großen Fluss und mit so einer Montage erlebe ich das glaube ich nur einmalig."

Brücke wandert über die Elbe
Die Bauarbeiten für die neue Brücke der Autobahn 14 erreichen bei Wittenberge einen wichtigen Meilenstein. Seit Monaten wird die sogenannte Strombrücke, die direkt über die Elbe führt, Stück für Stück am Prignitzer Ufer montiert.
"Sie wird im Endzustand 412 Meter lang sein. Wir haben jetzt 355 Meter davon hergestellt und heute soll dieser Überbau weitere 88 Meter zum zweiten Brückenpfeiler verschoben werden", erklärt die Projektleiterin. Bisher ragte ein Teil der neuen Brückenkonstruktion über den Fluss, jetzt wird sie auf den zweiten Stützpfeiler in der Elbe geschoben. "Wir überschreiten damit auch die Landesgrenze von Brandenburg nach Sachsen-Anhalt", freut sich Kathrin Fiedler.
Zehn Meter pro Stunde
Der sogenannte Verschub ist aufwendig. Die gut 7.300 Tonnen schwere Stahlkonstruktion liegt auf speziellen Lagern und Gleitflächen. Über hydraulische Litzenheber rückt die Brücke Stück für Stück weiter – für das Auge direkt kaum sichtbar.
"Wir legen etwa zehn Meter pro Stunde zurück, wenn man danebensteht, sieht man nicht direkt etwas. Aber wenn man für 2 bis 3 Stunden nicht hinschaut, dann sind die Veränderungen doch deutlich sichtbar", so Fiedler. Eigentlich wird die Brücke aber nicht geschoben, sondern über die Litzenheber gezogen. "Wir haben Seile, die die Brücke nach vorne ziehen."
Karel, Victor, Jozef und Rosa unterstützen
Weil zwischen den Stützpfeilern in der Elbe 160 Meter Abstand liegen, kommen diesmal auch Karel, Victor, Jozef und Rosa zum Einsatz. Das sind mitschwimmende Pontoneinheiten einer Spezialfirma aus Belgien. Im Vorfeld wurden sie im Wittenberger Hafen montiert und dann unter der Brückenkonstruktion positioniert.
"Die Pontoneinheit übernimmt den Brückenüberbau vorne und stützt ihn bis zum nächsten Strompfeiler", erläutert Kathrin Fiedler. Dabei wirken enorme Kräfte. Lag die Last der Brückenkonstruktion zu Beginn des Verschubs bei gut 1.000 Tonnen, werden die Pontons zum Ende des Verschubs mit rund 2.300 Tonnen belastet – die mitschwimmenden Pontons sinken dadurch immer tiefer in den Fluss.
Brücke soll im Frühjahr 2026 fertig sein
Voraussichtlich bis Juni soll es einen weiteren und damit auch letzten Verschub geben. Der Stahlüberbau der Strombrücke, über den künftig die Fahrbahnen der Autobahn führen, wird dann die Vorlandbrücke auf dem Festland erreichen. Auch dort – auf der Seite Sachsen-Anhalts – kommen die Bauarbeiten voran. Voraussichtlich im Frühjahr 2026 soll die neue Elbebrücke fertig sein.
Rund 170 Millionen Euro wird der Bau kosten – die Gelder dafür seien gesichert. "Wir haben Mittel, die uns planmäßig zur Verfügung stehen, also da gibt es keine Probleme", erklärt Projektleiterin Kathrin Fiedler. Anders sieht das für den weiteren und noch fehlenden A14-Abschnitt zwischen Wittenberge und Karstädt aus.
Zwar besteht seit dem vergangenen Jahr Baurecht für den Abschnitt, allerdings bereitet jetzt die vorläufige Haushaltsführung des Bundes Sorgen. Heißt: für die Baumaßnahmen in dem weiteren Abschnitt fehlt bislang das Geld. "Zum Beginn der Hauptbauleistungen können wir derzeit nichts sagen. Wir haben die vorläufige Haushaltsführung und da warten wir natürlich die parlamentarischen Entscheidungen zum Bundeshaushalt und der Mittelverteilung ab", erklärt Deges-Sprecher Lutz Günther.
Vorbereitende Maßnahmen für fehlenden Abschnitt
Einige Vorbereitungen für den noch fehlenden Abschnitt starten trotzdem. Dazu zählen Ausgleichsmaßnahmen für den Naturschutz, auch archäologische Untersuchungen stehen an. "Und wir beginnen in diesem Jahr an der künftigen Anschlussstelle Wittenberge. Wir werden diese schon an die bestehende B189 anbinden", so der Sprecher weiter. Die Deges hält trotz der unsicheren Finanzierung weiter daran fest: 2030 soll der Verkehr durchgängig über die A14 rollen können.
Die Nordverlängerung der Autobahn 14 zwischen Magdeburg, Wittenberge und Schwerin ist das derzeit größte Autobahnneubauprojekt bundesweit. Die Gesamtkosten des Lückenschlusses auf einer Länge von 155 Kilometern inklusive der bereits fertiggestellten Abschnitte belaufen sich auf rund 2,3 Milliarden Euro, wie das Bundesministerium für Digitales und Verkehr im Dezember 2024 bekanntgab.
Sendung: rbb24 Abendschau, 30.01.2025, 19:30 Uhr