Symbolbild:Ein Jagdflugzeug und eine Rakete sind im Fliegerhorst Holzdorf auf dem Truppenabzeichen vom «Kommando Luftwaffe Berlin» zu sehen.(Quelle:picture alliance/dpa/K.-D.Gabbert)

Brandenburg Bundeswehrstandort Holzdorf: Bauarbeiten für umstrittenes Luftverteidigungssystem gestartet

Stand: 21.02.2025 15:39 Uhr

Das Raketenabwehrsystem Arrow soll auf dem Standort Holzdorf in Brandenburg stationiert werden. Die Vorbereitungen haben nun begonnen. Regierungschef Woidke unterstützt das Projekt. Aus dem BSW gibt es kritische Stimmen.

Die Bundeswehrverwaltung hat auf dem Fliegerhorst Holzdorf nahe der Stadt Herzberg (Elbe-Elster) mit Bauarbeiten für das Raketenabwehrsystem Arrow 3 begonnen. Die Absicht sei es, die sogenannte Anfangsbefähigung mit dem Waffensystem im Jahr 2025 herzustellen, teilte ein Sprecher des Bundesamtes für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr am Donnerstag mit. Die "vollumfängliche Einsatzbereitschaft des Gesamtsystems" werde voraussichtlich 2030 erreicht sein, hieß es.

Symbolbild: Transporthubschrauber vom Typ Chinook (Quelle: dpa/Andrew Jackson)
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Lückenschluss in der Luftverteidigung

Der Militärflughafen Holzdorf auf der Landesgrenze von Brandenburg und Sachsen-Anhalt wird der erste von drei Standorten der Feuereinheiten, die Deutschland aus Israel beschafft. Die Raketen werden Teil einer ausgebauten Luftverteidigung und sollen eine Lücke schließen.
 
Der "Pfeil" kann anfliegende Raketen in bis zu über 100 Kilometern Höhe zerstören, also außerhalb der Atmosphäre und im beginnenden Weltraum. Das soll feindliche Raketen möglichst weitgehend wirkungslos machen. Diese Fähigkeit in der höchsten Abfangschicht gab es bisher so nicht.

Arbeiten bis 2028

Andere Luftverteidigungssysteme wurden nach dem Ende des Kalten Krieges teils abgebaut und werden nun wieder verstärkt. Deutschland hat dazu eine Initiative für ein europäisches Luftverteidigungssystem (European Sky Shield Initiative/ESSI) angestoßen, eine Konsequenz aus dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine.
 
Der Sprecher des Bundesamtes erklärte, in Holzdorf sollten die Arbeiten bis 2028 beendet werden. Zu den beiden weiteren Arrow-Standorten in Deutschland teilte er mit: "Im Norden werden für die dort festgelegten Standorte derzeit die grundlegenden Dokumente erstellt, um dann in der nächsten Phase mit der konkreten Bauplanung zu beginnen. Im Süden wurden noch keine Standorte final bestimmt."

Archivbild: Der Führungsbereich in dem Gelände des Luftwaffenstützpunktes der Bundeswehr in Holzdorf. (Quelle: dpa/Endig)
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Kritik aus BSW-Reihen

Der BSW-Landesvorsitzende Robert Crumbach nennt die Stationierung von Arrow 3 einen "teuren Fehler". Der BSW-Landtagsabgeordnete Sven Hornauf warnte vor einer "Hochrüstung" auf dem Gelände. "Das ist ein völlig untaugliches System, das noch dazu viel zu teuer ist", sagte Crumbach. "Das hat aber nichts damit zu tun, dass der Standort in Holzdorf grundsätzlich ausgebaut wird, dass dort neue Transporthubschrauber stationiert werden." Er sagte zu, dass das Land die nötige Infrastruktur zur Verfügung stelle.

Der BSW-Abgeordnete Hornauf warnte vor Aufrüstung: "Ich finde es sehr bedauerlich, dass die Stimmen der Vernunft kein Gehör finden und dieser Schritt der Aufrüstung, trotz aller Bedenken und Hinweise, (...) gegangen wird", sagte Hornauf der Deutschen Presse-Agentur. Auf die Bedenken werde eine Antwort von Bundes- und Landesregierung unter Verweis auf Geheimhaltung und nationale Sicherheit verweigert.
 
Hornauf hatte für Wirbel gesorgt, weil er im vergangenen Jahr mitten im Endspurt der Koalitionsverhandlungen mit fehlender Unterstützung bei der Wiederwahl von Woidke gedroht hatte. BSW-Chefin Sahra Wagenknecht hatte sich gegen die Kritik gestellt und die geplante Stationierung nicht als Hindernis für die Koalition angesehen. Obwohl ein Ausschluss von Hornauf aus der Landtagsfraktion als Möglichkeit im Raum stand, gab es schließlich keine Konsequenzen für ihn.

Kritik von CDU, Lob von Woidke

Kritik gibt es von der Oppositionspartei CDU an der Landesregierung und Ministerpräsident Woidke. Der CDU-Landtagsabgeordnete Danny Eichelbaum argumentiert, dass die betreffenden Anträge seiner Partei, den Infrastrukturausbau für die Bundeswehr am Standort zu unterstützen, abgelehnt worden seien. Die CDU-Fraktion Brandenburg fordert von der Landesregierung, notwendige Maßnahmen zur Stärkung der Bundeswehrstandorte in Brandenburg konsequent zu unterstützen.

Woidke sieht im Ausbau kein Problem für Rot-Lila: "In der Koalition haben wir uns verständigt, die Bundeswehr-Standorte zu stärken", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. "Deshalb ist es gut, dass es in Holzdorf zügig vorangeht. Hier entsteht der größte Luftwaffenstützpunkt im Osten Deutschlands. Mit den sehr hohen Investitionen und zusätzlichen modernen Arbeitsplätzen ist das für unsere Region von großer Bedeutung."

Aus dem Luftwaffenstützpunkt Holzdorf soll einer der wichtigsten in ganz Deutschland werden. So sollen neben einem neuen Raketenabwehrsystem auch 47 schwere Chinook-Transporthubschrauber hier stationiert werden. Das Luftfahrtunternehmen Airbus sucht Mitarbeiter für die Reparatur und Wartung von Hubschraubern. Mit dem Ausbau des Bundeswehrstandortes soll die Zahl der Beschäftigten bei Airbus bis 2031/32 zudem auf über 100 steigen.

Sendung: rbb24 Brandenburg Aktuell, 20.02.2025, 19:30 Uhr