
Brandenburg Bad Freienwalde (Märkisch-Oderland): Schild mit "Naturschutz-Eule" wird 75 Jahre alt
Nach dem Zweiten Weltkrieg fing ein Ehepaar aus dem Oderland damit an, sich für den Schutz von Tieren und Umwelt zu engagieren. Noch heute ist das gelbe Schild mit der Eule in Wäldern, Mooren oder an Wiesen zu finden. Das soll nun gewürdigt werden.
Eine schwarze Waldohreule auf gelben Hintergrund kennzeichnet schützenswerte Bäume, Biotope oder Landschaften. In diesem Jahr wird das Schild mit der sogenannten Naturschutz-Eule 75 Jahre alt. Erfunden wurde es in Bad Freienwalde (Märkisch-Oderland) und soll sich jetzt noch weiterverbreiten.
Ehepaar wollte mit Symbol die Umwelt schützen
Im dortigen Haus der Naturpflege ist das Symbol nahezu überall zu finden. Mal prangt die Eule auf Stein, selbstgemalte Exemplare auf Holz oder als das typische, gelbe Schild im Inneren und Äußeren der Einrichtung.
Das Kennzeichen geht auf das Ehepaar Kurt und Erna Kretschmann zurück. 1950 entwickelten sie zusammen mit Freunden und Mitstreitern die Idee zum Schutz der Natur. Damit sollte der Naturschutz sichtbar gemacht und einheitlich markiert werden. Dazu, warum ausgerechnet eine Eule ausgewählt wurde, sagte Kurt Kretschmann einmal: "Gerade weil die Eulen so verleumdet waren, wollte ich den Vogel zum Naturschutzsymbol machen und den Menschen damit zeigen, dass gerade dieser Vogel auch wichtig für uns ist." Denn damals galt der Aberglaube, dass die Tiere als Omen des Todes sind.

Das Ehepaar Kretschmann in Bad Freienwalde
Dass die gelbe Eule heute bundesweit bekannt ist, ist vor allem der Unverfrorenheit von Kurt Kretschmann zu verdanken, erklärt Katrin Bosse vom Haus der Naturpflege. "Er ist losgelaufen, hat die Naturschutz-Eule zum Beispiel an große, alte Eichen angebracht, ist zum Förster gegangen und hat gesagt: Übrigens der Baum steht unter Naturschutz! Und er hat es geschafft, dass dieses Symbol deutschlandweit gültig ist."
Allein bis 1954 verteilten die Initiatoren insgesamt 5.000 Schilder. Anfang der 70er Jahre wurde die "Kretschmann"-Eule dann per Gesetz sogar zum Naturschutzsymbol in der DDR erklärt. Und auch nach der Wende wurde sie in fast allen Bundesländern zum Symbol für den Naturschutz.
Botschaft der Gründer soll lebendig bleiben
Das Haus der Naturpflege selbst wurde ebenfalls von den Kretschmanns ins Leben gerufen. Nach dem Zweiten Weltkrieg hat das Paar ein Blockhaus aufgebaut, vegetarisch von Anbau aus dem eigenen Garten gelebt und damit begonnen, die Natur der Umgebung zu Fuß oder per Fahrrad zu erkunden, wie es von der Umwelt- und Naturschutzbewegung "Grünen Liga" heißt.
Seit mittlerweile zwei Jahren wird das Haus von Katrin Bosse geleitet. Mit ihrem ehrenamtlichen Team will sie das Lebensgefühl der Gründer weiterhin aufrechterhalten. So empfing das Erfinder-Paar in ihrem Haus jährlich mehrere tausende Besucher, um mit ihnen über Naturschutz und Gartenbau zu sprechen. "Ursprünglich sollte das Haus ein Prototyp für die Städter sein", sagt Bosse. "Und es sollten viele dieser Orte entstehen, um Naturschutz ganz lebendig zu erfahren - ohne dass da jemand mit erhobenem Zeigefinger steht, sondern, dass es einfach gelebt wird."

Einfluss der Kretschmanns reicht bis in die Gegenwart
Auch die Heimatstadt der Kretschmann fühlt sich nach wie vor dem Naturschutz verpflichtet. Die Bad Freienwalder Wohnungsbaugesellschaft etwa arbeitet eng mit dem Haus der Naturpflege zusammen. In zwei Wohnblöcken wolle das Unternehmen in nahe Zukunft Energie-autarkes Wohnen ermöglichen. Mit Solarpanelen auf Dächern und Balkonen - und einer eigenen Pflanzenkläranlage zur Gewinnung von Gartenwasser. Geschäftsführer Chrstian Nörtemann sieht im nachhaltigen Leben mehrere Vorteile. "Einerseits ist es immer eine Kostenschraube, dass eben die Betriebskosten niedrig bleiben können und eben auch, dass wir weniger Energie aus dem fossilen Gebrauch machen müssen. Sonne ist da, sie bringt mehr Energie auf die Erde, als wir brauchen. Damit können wir sehr viel machen, ob nun Ernährung, Energie oder was auch immer sein muss."
Gründerhaus feiert mit Festwoche
Auch das Haus der Naturpflege soll an dem Projekt beteiligt werden. In Hochbeten und kleinen Gewächshäusern sollen die Anwohner eigenes Gemüse anpflanzen können. Katrin Bosse freut sich, dass der Geist der Naturschutzeule hier so aktiv gelebt werden soll. Und auch ihr Haus sowie der Verein feiert das 75-jährige Bestehen mit verschiedenen Aktionen. Geplant ist unter anderem eine Festwoche im Oktober. Außerdem läuft schon jetzt das Projekt "eulenArten", bei dem alle Interessierten bis zum 15. März dazu aufgefordert sind, einen Eulen-Holz-Bausatz kreativ zu gestalten [haus-der-naturpflege.de]. Die schönsten Exemplare sollen dann zur Unterstützung von Naturschutzprojekte versteigert werden.
Sendung: Antenne Brandenburg, 18.02.2025, 14:10 Uhr
Mit Material von Philipp Gerstner