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Brandenburg Brandenburg: Wildkatzen willkommen
Die Wildkatzen sind zurück in Brandenburg, und sie sollen mit Unterstützung aus dem Umweltministerium wieder heimisch werden. Gegen den längst zurückgekehrten Wolf dagegen will die neue Landesregierung rigide vorgehen. Das gefällt nicht allen. Von Amelie Ernst
Wer Wildkatzen anlocken will, nimmt Baldrian, präpariert damit einen Stock und schlägt ihn in den Boden. Die Katzen werden angelockt, reiben sich daran, Haare bleiben kleben, und schon weiß der Mensch: Hier war eine Wildkatze.
Angewendet wird die Technik in Brandenburg zum Beispiel im Naturschutzgebiet Heidehof-Golmberg im Kreis Teltow-Fläming, ein neuer Lockstock wurde in dieser Woche von Brandenburgs neuem Umwelt-Staatssekretär Beyer (parteilos) in den Boden gehämmert.
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Mit den Lockstöcken wurden die ersten Wildkatzen in den vergangenen Jahren bereits im Hohen Fläming und in der Schorfheide verortet. Seit Anfang/Mitte des 19. Jahrhunderts galten sie in Brandenburg als ausgerottet. Wie viele es heute wieder sind, weiß niemand genau. Aber sowohl männliche als auch mehrere weibliche Tiere wurden genetisch festgestellt.
"Das Monitoring zeigt, dass diese Tiere wieder da sind, dass sie zurückkommen, dass sich die Bestände auch wieder aufbauen", sagt Staatssekretär Beyer. "Das ist einfach toll."
Konflikte bei Wolf und Biber
Dass die Wildkatze nach Brandenburg zurückkehrt, freut auch Carsten Preuß, den Landesvorsitzenden des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND). Sein Verband übernimmt einen Großteil des Wildkatzenmonitorings, finanziell unterstützt vom Land. Die Kooperation funktioniere auch deshalb so gut, weil die Wildkatze ein Tier sei, das wenig Konfliktpotential mit sich bringe. Als Räuber jage sie vor allem Mäuse - aber auch Vögel. Bisher stört sich niemand daran, denn die Anzahl der Wildkatzen ist überschaubar.
Beim Wolf und beim Biber sei das anders, betont Preuß. "Da sehen wir auch, dass sich im Land die Zeichen im Umgang mit diesen Tieren geändert haben. Dass hier Bestandsregulierungen vorgenommen werden sollen, die sich möglicherweise auch sehr, sehr negativ auswirken können."
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Regierung will Bestandsmanagement
Das Landesamt für Umwelt zählt für die beiden vergangenen Jahre 58 Wolfsrudel – doch wie viele Wölfe es tatsächlich sind, dazu gibt es nur Schätzungen: Die Stiftung Naturlandschaften Brandenburg geht von maximal 1.200 Tieren aus. Staatssekretär Beyer spricht von mehr als 2.000. Diese Zahl rechtfertige eine Entnahme- beziehungsweise Abschussquote. "Wir müssen einen Wolfsbestand in Brandenburg einregulieren, bei dem wir mit gutem Gewissen sagen können: Wir können auch mit den Schäden leben, die dieser Bestand weiter verursacht."
Im Koalitionsvertrag haben SPD und BSW deshalb ein "Bestandsmanagement" für Wölfe und Biber festgeschrieben. Das Ziel sei, den Wolf bis Mitte des Jahres ins brandenburgische Jagdrecht aufzunehmen, so Beyer. Ein klarer Kurswechsel im Vergleich zum früher grün-geführten Umweltressort.
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Umweltverbände in Sorge
Andreas Meißner von der Stiftung Naturlandschaften Brandenburg betrachtet diesen Plan mit Sorge. Er halte das Bestandsmanagement speziell beim Wolf nicht für notwendig, sagt er. Auf den Wildnisflächen der Stiftung lebten mehrere Rudel – dort seien sie geschützt und richteten auch kaum Schäden an. Das passiere meist erst dann, wenn der Abstand zwischen den Lebensräumen von Menschen und Tieren zu gering sei.
Außerdem befürchtet Meißner, dass das neue, SPD-geführte Umweltressort den Wildnisgebieten weniger Bedeutung beimessen könnte als das vorherige unter grüner Führung. Zwei Prozent Wildnisgebiete fordere der Bund – in Brandenburg sei man aber erst bei 0,7 Prozent der Landesfläche. Und laut Koalitionsvertrag sollen Natur- und Artenschutz künftig mit "nachhaltiger Regionalentwicklung" verbunden werden. Was das bedeutet, bleibt vorerst offen.
Umweltverbände befürchten, dass der Artenschutz nur noch da stattfinden könnte, wo er keine wirtschaftlichen Interessen stört – oder wo die Landwirtschaft profitiert.
Was die Wildkatze betrifft, ist das bisher noch nicht klar erkennbar. Deren Population darf sich erstmal ruhig weiter entwickeln.
Sendung: rbb24 Inforadio, 19.02.2025, 12:45 Uhr