
Brandenburg Durchsuchungen nach Angriff auf Vielfaltsfest in Bad Freienwalde
Vermummte hatten am Sonntag eine Veranstaltung in Bad Freienwalde angegriffen - jetzt laufen Durchsuchungen. Die Polizeiaktion richtet sich gegen einen Verdächtigen. Mobiltelefone und Kleidungsstücke wurden sichergestellt.
Nach dem gewaltsamen Angriff auf Teilnehmer des Vielfalt-Festes "Bad Freienwalde ist bunt" am Sonntag ist die Polizei am frühen Donnerstag zu Durchsuchungen im Landkreis Märkisch-Oderland ausgerückt. Die Ermittler haben demnach einen Verdächtigen im Visier, der durch die Aussage eines Augenzeugen habe identifiziert werden können. Durchsucht wurden die Wohnräume des Verdächtigen sowie die von Angehörigen, wie die Polizei mitteilte.

Noch kein Haftbefehl erlassen
Laut Polizei verweigerte der Tatverdächtige die Aussage. Ein Haftbefehl wurde bislang nicht erlassen. Unter anderem wurden mehrere Mobiltelefone und Kleidungsstücke sichergestellt, die für das Verfahren relevant sein könnten. Die Mobiltelefone werden geprüft, um mögliche Erkenntnisse über Mittäter zu gewinnen, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Frankfurt (Oder) dem rbb. Die Frankfurter Staatsanwaltschaft hatte den richterlichen Durchsuchungsbeschluss beantragt.
In Bad Freienwalde war es am vergangenen Sonntag zu einem Angriff einer Gruppe teils Vermummter auf eine Veranstaltung für Vielfalt und Toleranz gekommen. Es wurden laut Polizei mindestens zwei Menschen leicht verletzt.
Initiativen vermuten einen rechtsextremistischen Angriff. Der für politisch motivierte Straftaten zuständige Staatsschutz ermittelt. "Das Ermittlungsverfahren wurde wegen des Anfangsverdachts des schweren Landesfriedenbruches eingeleitet", sagte die Sprecherin der Frankfurter Staatsanwaltschaft. Auch wegen Körperverletzung werde ermittelt.

Verbindungen zu neonazistischer Kleinstpartei "Der Dritte Weg"
Nach rbb-Informationen handelt es sich bei dem Beschuldigten um einen 21 Jahre alten Mann aus einem Ort im Oderbruch. Der mutmaßliche Angreifer bekennt sich nach dem rbb vorliegenden Informationen zu der neonazistischen Kleinstpartei "Der Dritte Weg". Er soll in den vergangenen Jahren bereits mehrfach als Teilnehmer bei entsprechenden Demonstrationen in Berlin und Brandenburg aufgetreten sein.
In Brandenburg hatte "Der Dritte Weg" laut Verfassungsschutzbericht 2023 etwa 70 Mitglieder. Die Neonazis machen auch gegen Christopher Street Days (CSD) und die queere Community laut Verfassungsschützern mit Protesten mobil. Im Februar dieses Jahres etwa wandte sich die Jugendorganisation auch gegen eine "Tanzdemo" des Bündnisses "Bad Freienwalde ist bunt".
Politiker fordern nach Angriff mehr Schutz
Nach dem gewaltsamen Angriff hatte es Forderungen nach mehr Schutz für solche Veranstaltungen aus der Politik gegeben. Brandenburgs SPD-Fraktionschef Björn Lüttmann hält die Prüfung von mehr Schutzvorkehrungen für nötig. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Jan Redmann sagte, der Staat müsse sich voll und ganz hinter Menschen stellen, die sich für Vielfalt, Toleranz und Demokratie engagierten.
Der Verein "Wir packen's an" warf Bad Freienwaldes Bürgermeister Ralf Lehmann (CDU) vor, den Angriff als "Störung" zu relativieren. Der Bürgermeister hatte im rbb-Fernsehen gesagt: "Da sind welche gewesen und wollten stören - und ein anderer wollte ihn festhalten, um rauszufinden, wer ist es." Lehmann hatte am Montag im rbb betont, dass Gewalt kein Mittel sei.
Sendung: Fritz, 19.06.2025, 10:30 Uhr