
Brandenburg Experten schlagen Alarm: Trockenheit bedroht Artenvielfalt im Ferbitzer Bruch
Das Ferbitzer Bruch wurde 1996 per Verordnung als Naturschutzgebiet ausgewiesen, um die Artenvielfalt und die Feuchtwiesen und Niedermoorflächen zu schützen. Aufgrund der Trockenheit sterben nun aber immer mehr Tier- und Pflanzenarten aus.
Es fällt zu wenig Regen: Die Trockenheit im Frühjahr verschärft den mehrjährigen Wassermangel in Brandenburg weiter. Das hat zur Folge, dass wichtige Lebensräume mit hoher ökologischer Bedeutung wie Moore, Kleingewässer und Feuchtgebiete allmählich austrocknen. Im Ferbitzer Bruch ist das bereits sichtbar.
Das rund 1.150 Hektar große Naturschutzgebiet ist Teil der Döberitzer Heide, es liegt zwischen Priort (Havelland) und dem Potsdamer Stadtteil Fahrland. Feuchtwiesen und Niedermoorflächen bieten dort Lebensraum für viele gefährdete Pflanzen- und Tierarten. Menschen stören nicht, die Natur ist sich selbst überlassen.
Immer mehr Tier- und Pflanzenarten sterben aus
Naturschutz-Experten der Heinz Sielmann Stiftung warnen nun aber vor unumkehrbaren Schäden in dem Schutzgebiet. Es falle mehr und mehr trocken – mit weitreichenden Folgen, sagte Artenschutz-Experte Jörg Fürstenow von der Stiftung im Gespräch mit dem rbb: "Das Ferbitzer Bruch ist ein Hotspot für die botanische Artenvielfalt, neben Orchideenarten haben wir dort viele vom Aussterben bedrohte Arten. Umso schlimmer ist, dass gerade in solchen Gebieten, wo die Arten noch ein Refugium haben, dass da jetzt auch schon diese Veränderungen eintreten."
Das Ferbitzer Bruch wurde 1996 per Verordnung als Naturschutzgebiet ausgewiesen, um die Artenvielfalt und die wertvollen Feuchtwiesen und Niedermoorflächen zu schützen. Durch die anhaltende Trockenheit sterben dort nun aber immer mehr Tier- und Pflanzenarten aus. "Der Moorfrosch zum Beispiel ist schon komplett verschwunden, früher war der überall hier", berichtete Fürstenow. Die Amphibien seien genrell extrem von der Trockenheit betroffen. "Ohne Wasser können sie sich nicht vermehren", sagte der Artenschutz-Experte weiter: "Speziell die Rotbauchunke benötigt Flachgewässer, sie hat hier aber keine Möglichkeit mehr sich zu vermehren. Es gibt im Ferbitzer Bruch nur noch vereinzelt Unken und zu wenige Weibchen - früher waren im ganzen Bruch ihre Rufe zu hören." Auch Wasserrallen und andere Vögel, die Feuchtflächen zum Brüten brauchen, verschwinden.

Gehen wertvolle Ökosysteme unwiederbringlich verloren?
Auch die Auswirkungen auf die Flora sind deutlich sichtbar: "Die Orchideen ziehen sich auf die letzten feuchten Standorte zurück", so Fürstenow. "Arten wie das Sumpfherzblatt habe ich schon viele Jahre nicht gesehen. Es ist einfach zu trocken." Die Zahlen untermauern das: Das Frühjahr in Brandenburg war aus Sicht der Meteorologen viel zu trocken. Pro Quadratmeter seien nur 62 Liter Niederschlag gemessen worden, teilte der Deutsche Wetterdienst (DWD) jüngst mit. Das sei nicht einmal die Hälfte des klimatologischen Solls.
Land und Kommunen müssten deutlich mehr in den Wasserrückhalt investieren, damit unwiederbringlich wertvolle Ökosysteme im Land nicht für immer verloren gehen, so der Experte der Heinz Sielmann Stiftung weiter. Die Aussichten sind besorgniserregend - auch im Ferbitzer Bruch: Der Grundwasserstand ist dort laut Fürstenow schon an der kritischen Grenze. Er liege derzeit einem Meter unter der Oberfläche. "Eigentlich dürfte das nicht passieren. Sinkt er weiter, dann sieht es sehr schlecht aus für das Ferbitzer Bruch", erläuterte der Experte weiter.
Sendung: Antenne Brandenburg, 18.6.2025, 5 Uhr