
Brandenburg Kurzarbeit im Hennigsdorfer Stahlwerk unbefristet verlängert
Die Produktion im Hennigsdorfer Stahlwerk (Oberhavel) steht bis auf Weiteres still. Das teilte die Hennigsdorfer Elektrostahlwerke GmbH dem rbb am Montag mit. Das Unternehmen gehört zum Konzern Riva Stahl.
Rund 680 Mitarbeiter, und damit fast die gesamte Belegschaft, bleiben demnach in Kurzarbeit. Die sei nun "unbefristet", sagte ein Unternehmenssprecher. "Da sich die Rahmenbedingungen bislang nicht geändert haben, hat sich auch an der Situation der Stahlwerke nichts verändert."
Bürgermeister und Wirtschaftsminister: Neue Regelungen auf Bundesebene nötig
Der Bürgermeister von Hennigsdorf (Oberhavel), Thomas Günther (SPD), hofft auf schnelle gesetzliche Regelungen auf Bundesebene, um dem Stahlwerk in seiner Stadt zu helfen, wie er in rbb24 Brandenburg aktuell sagte. Die Probleme des Werks könnten nicht durch die Kommune gelöst werden. Er hoffe deshalb, dass auf Bundesebene möglichst schnell eine Regierung gebildet werde. Nötig sei dann eine schnelle Entscheidung über einen Brückenstrompreis für energieintensive Unternehmen.
Wichtig sei auch, Bürokratie abzubauen, um Stahl wettbewerbsfähig zu machen, der in Deutschland produziert werde, sagte Günther weiter. Er hoffe zudem, dass die Baukonjunktur wieder anziehe, weil in Hennigsdorf Baustahl produziert werde.
Zuvor hatte der Brandenburger Wirtschaftsminister Daniel Keller (SPD) gesagt, die Landesregierung wolle sich auf Bundesebene dafür einsetzen, dass der Industriestrompreis und die Netzentgelte sinken. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen seien die Hauptprobleme für das Werk, so Keller im rbb. Neben den hohen Energiekosten gehörten dazu Billigstahlimporte aus China. Möglicherweise könnten auch US-Zölle in Zukunft zu einem Problem werden.
Keller sagte, er begrüße das milliardenschwere Sondervermögen des Bundes für die Infrastruktur. Ein Programm dieser Größenordnung könne einen starken Wachstumsimpuls in die Wirtschaft setzen und die Bauwirtschaft stärken. Davon könnte Hennigsdorf als Produzent von Baustahl unmittelbar profitieren.

Stahlindustrie in Schwierigkeiten
Die Stahlindustrie in Deutschland steckt in Schwierigkeiten. Dumpingpreise vor allem aus Fernost, hohe Energiekosten und ein nötiger Umbau hin zu mehr Klimafreundlichkeit belasten die Branche.
Wann es in Hennigsdorf weitergeht, ist offen. Derzeit sei keine Prognose möglich, sagte der Betriebsratsvorsitzende Ronny Dietrich dem rbb. "Wir sind abhängig von der Politik, die den Industriestrompreis einführen muss, sodass wir wettbewerbsfähigen Strom bekommen." Es gebe diesbezüglich aber keine Bewegung, so Dietrich weiter. Die Koalitionsverhandlungen seien daher besonders wichtig.
Kurzarbeit in Hennigsdorf seit 1. Januar
Die Produktion in Hennigsdorf steht seit dem 1. Januar still. Seitdem sind die betroffenen Beschäftigen auch in Kurzarbeit. Ursprünglich waren drei Monate angedacht - verbunden mit der Hoffnung, die Anlagen so schnell wie möglich wieder in Betrieb zu nehmen. Diese hat sich nun offenbar zerschlagen.
Kurzarbeit bezeichnet die vorübergehende Reduzierung der Arbeitszeit in einem Betrieb, meist aufgrund eines erheblichen Arbeitsausfalls, wie etwa bei Auftragsmangel oder Krisenzeiten. Ziel ist es, betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden und Unternehmen sowie Arbeitnehmer zu entlasten. Arbeitnehmer erhalten eine Entgeltersatzleistung aus der Arbeitslosenversicherung, die einen Teil des Einkommensverlustes ausgleicht (60 Prozent des Nettogehalts, 67 Prozent bei Kindern im Haushalt). Kurzarbeit ist in der Regel auf ein Jahr begrenzt, kann aber bei besonderen Umständen auf bis zu zwei Jahre verlängert werden.
Sendung: rbb24 Inforadio, 31.03.2025, 17:00 Uhr