
Brandenburg Netzabdeckung in der Gemeinde Görzke: Umgeben von Funklöchern
Im bundesweiten Vergleich liegt die Netzabdeckung in Brandenburg mit 95 Prozent der Fläche über dem bundesweiten Durchschnitt. Das gilt aber nicht für die Gemeinde Görzke (Potsdam-Mittelmark). Die schlechte Mobilfunkabdeckung behindert dort den Alltag. Von Philipp Rother
Die Mobilfunkversorgung in der Gemeinde Görzke (Potsdam-Mittelmark) ist vergleichsweise schlecht - auf rund 17 Prozent der 75 Quadratkilometer großen Gemeindefläche gibt es kein mobiles Breitband-Internet, also weder 4G noch 5G. Das hat eine Datenrecherche von rbb|24 ergeben. Rund 37 Prozent der Fläche werden demnach nur durch einen Anbieter versorgt.
Selbst im Gemeindebüro mitten in Görzke hat die ehrenamtliche Bürgermeisterin Anne Eilzer nur mäßigen Empfang. "Das ist schlichtweg zu wenig, längere Gespräche sind nur über Festnetz möglich", sagte sie im Gespräch mit dem rbb. Teils sei sie für die 1.200 Einwohnerinnen und Einwohner einfach nicht erreichbar.
Schlechte Netzabdeckung erschwert Alltag
Verlässt man den Hauptort der Gemeinde, wird die Netzabdeckung noch schlechter - er ist von Funklöchern umgeben: "Hohenlobbese ist acht Kilometer entfernt, dort gibt es gar keinen Empfang, gar nichts. Auch in anderen Ortslagen wie Wutzow können die Menschen nicht erreicht werden", schildert die Bürgermeisterin. Sie haben kein Netz und damit keinen Empfang. Auch Downloads sind über das Mobilfunknetz nicht möglich. "Das erschwert unseren Lebensalltag, auch den der Gewerbetreibenden", fügte Eilzer hinzu. "Das ist nicht mehr zeitgemäß. Wir haben großen Nachhol- und Aufholbedarf."
Eigentlich sollten zwei neue Funkmasten gebaut werden - einer in Hohenlobbese, einer im nahen Verlorenwasser. Es habe auch Gespräche mit mehreren größeren Mobilfunkunternehmen gegeben, so die Bürgermeisterin, die seit einem Jahr im Amt ist. Die Pläne lägen seit 2022 vor, seitdem sei aber nichts weiter passiert. "Die Planungen stehen still, wir als Gemeinde bekommen aber auch wenige Informationen darüber", so Eilzer weiter: "Meine Vermutung ist, dass der ein oder andere Funkturm nicht gebaut wird, weil stellenweise das Glasfaserkabel noch nicht anliegt." Schnelle Anschlüsse, also bestenfalls Glasfaseranschlüsse, sind für starke Funkmasten aber nötig.

Anwohner können im Ernstfall keine Hilfe rufen
"Meine größte Sorge ist der Brand- und Katastrophenschutz", so Eilzer. Die Gemeindeteile seien von Wald umgeben. Im Falle eines Waldbrandes würden die Meldungen der Warnapps gar nicht bei den Einwohnerinnen und Einwohnern ankommen - weil sie keinen Empfang haben. "Das ist eine große Gefahr", warnte die Bürgermeisterin. Auch bei Verkehrsunfällen sei es mitunter schwierig, Hilfe per Handy zu rufen.
"Während die städtische Abdeckung inzwischen weitgehend gut ist, bestehen in ländlichen Gebieten weiterhin kleinere Lücken", erklärt Frank Fitzek, der die von der Deutschen Telekom gesponserte Professur für Kommunikationsnetze innehat. "Obwohl die Flächenabdeckung kontinuierlich zunimmt, geschieht dies langsamer als ursprünglich erwartet." Das liege nicht zuletzt an den Investitionskosten: "Deshalb investieren Mobilfunkanbieter bevorzugt dort, wo die Nachfrage am höchsten ist und somit die Investitionen schneller refinanziert werden können", so Fitzek. Und das seien zuerst die bevölkerungsstarken Regionen. Dazu gehört Görzke gewiss nicht.

Eilzez sieht Bund und Land in der Verantwortung
Die Mobilfunkinfrastrukturgesellschaft konnte am Montag zum Ausbau der Masten rund um Görzke keine Auskunft geben. Es sei eine Analyse der zuständigen Fachabteilung nötig, hieß es. Das Bundes-Unternehmen wurde 2021 gegründet, um den Ausbau der Mobilfunkinfrastruktur in Deutschland gezielt zu unterstützen und Versorgungslücken zu schließen.
Ein Ausbau der Mobilfunkversorgung sei "ein großer Wunsch der Gemeinde". In Eigenregie könnte das aber nicht realisiert werden. "Da sehe ich die Gemeinde auch nicht in der Verantwortung, da wären wir finanziell auch völlig überlastet. Dafür gibt es Mobilfunkunternehmen, und auch geeignete Förderprogramme des Bundes und des Landes", so Eilzer. Sie sieht Bund und Land in der Verantwortung und fordert einen flächendeckenden Ausbau, der "gleichwertige Lebensverhältnisse" schafft. Dafür brauche der ländliche Raum eine hörbare Stimme auf allen politischen Ebenen. "Weil man uns gerne vergisst", so Eilzer weiter.
Mit Material von Johann Frederik Paul.
Sendung: Antenne Brandenburg, 19.5.2025, 5 Uhr