
Brandenburg Polen als Wirtschaftspartner immer wichtiger - auch für Brandenburger Unternehmen
Die deutschen Exporte nach Polen wuchsen 2024 um 3,5 Prozent. Das Nachbarland ist damit zum viertwichtigsten deutschen Absatzmarkt aufgestiegen. Für Brandenburger Unternehmen ist Polen längst der wichtigste Handelspartner. Von Andreas König
Ende Februar wird der Holzwerkstoffhersteller Sonae Arauco erstmals auf Polens wichtiger Möbelmesse "Meble Polska" in Posen als Aussteller vertreten sein. Das weltweit agierende Unternehmen mit portugiesisch-chilenischen Wurzeln hat vier Standorte in Deutschland - darunter einer in Beeskow (Oder-Spree). Das Werk liegt rund 30 Kilometer von der polnischen Grenze entfernt. 300 Beschäftigte stellen dort vornehmlich Spanplatten für die Möbelindustrie her, viele davon für den polnischen Markt - eine Zusammenarbeit, die seit 2006 besteht mit wachsenden Umsätzen.
Deutschland-Geschäftsführer Rainer Zumholte sagt mit Blick auf den geplanten Messeauftritt, Polen sei für Sonae Arauco ein zentraler Absatzmarkt, sowohl wegen der Nähe zum Werk in Beeskow als auch wegen der bedeutenden Rolle Polens als einer der größten Möbelproduzenten Europas. "Wir intensivieren unsere Geschäftsbeziehungen mit polnischen Industriekunden und legen verstärkten Fokus auf den Handel", betont Zumholte.
Polen als Zielmarkt und stabiler Handelspartner
Für die Brandenburger Wirtschaft ist Polen seit geraumer Zeit das wichtigste Ausfuhrland. So sind die Exporte im ersten Halbjahr 2024 gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres um 4,9 Prozent auf 2,1 Milliarden Euro gestiegen. Das einzige Plus bei den Brandenburger Ausfuhren.
Seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine vor drei Jahren und aufgrund der daraufhin verhängten Wirtschaftssanktionen gegen Russland hätten auch Brandenburger Unternehmen ihre Wirtschaftsbeziehungen überdenken und diversifizieren müssen, sagt Knut Thiel, Geschäftsbereichsleiter Wirtschaftspolitik bei der IHK Ostbrandenburg. Da sei Polen als stabiler Handelspartner stärker gefragt gewesen als zuvor. Das sei aber nur ein Punkt. Das Nachbarland sei darüber hinaus interessant wegen der kurzen Wege und weil es sich wirtschaftlich enorm entwickelt habe. Auch zeichne sich die Arbeit dort durch gute Preise und Qualität aus, fasst Thiel zusammen, warum er Unternehmen empfiehlt, sich Handelspartner in Polen zu suchen.
Exporte nach Polen steigen - nicht nur in Brandenburg
Schon jetzt pflege jedes zweite Brandenburger Unternehmen Geschäftsbeziehungen zum Nachbarland Polen, heißt es in der aktuellen Außenwirtschaftsumfrage der drei Brandenburger Industrie- und Handelskammern. Eine Entwicklung, die nicht nur für Brandenburg gilt. So lässt sich aus den vorläufigen Zahlen des Bundesamtes für Statistik ablesen, dass die deutschen Exporte nach Polen 2024 um 3,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen sind - auf fast 94 Milliarden Euro. Damit liegt das Land jetzt auf Platz vier der Zielmärkte für Ausfuhren aus Deutschland.

Engere deutsch-polnische Kooperation gefordert
Der Exportboom nach Polen ist auch für Cathrina Claas-Mühlhäuser eine bemerkenswerte Entwicklung. So hat die Vorsitzende des Ost-Ausschusses der deutschen Wirtschaft auch als eine der Kernforderungen an eine künftige Bundesregierung formuliert, dass die Zusammenarbeit mit dem mit Abstand wichtigsten östlichen Handelspartner Polen eine neue Qualität erreichen müsse. "Die jährlichen deutsch-polnischen Regierungskonsultationen sollten durch Wirtschaftsgespräche begleitet und eine gemeinsame Agenda mit grenzüberschreitenden Leuchtturmprojekten erarbeitet werden, etwa in den Bereichen Energie und Digitalisierung", so die Ost-Ausschuss-Vorsitzende.
Zu diesen Forderungen passt die Nachricht, dass Polens Wirtschaft 2024 geschätzt um knapp drei Prozent gewachsen ist und Regierungschef Donald Tusk gerade Investitionen in Höhe von 155 Milliarden Euro angekündigt hat, Mittel die vornehmlich für mehr Sicherheit ausgegeben werden sollen. Zudem sei geplant bis 2032 die Verkehrsinfrastruktur, speziell das Schienennetz, zu verbessern mit 43 Milliarden Euro. Das soll unter anderem dazu dienen, ausländische Investoren anzuziehen.
Weniger Bürokratie, bessere Infrastruktur
Eine Ankündigung, die auch bei Knut Thiel von der IHK Ostbrandenburg gut ankommt. Die Bürokratie, die auf beiden Seiten wirtschaftliches Engagement erschwere, sei das größte Hemmnis beim Ausbau der Beziehungen, konstatiert Thiel. Das sei auch in der IHK- Außenwirtschaftsumfrage deutlich geworden. Unmittelbar spürbar sei das auch im kleinen Grenzverkehr 50 Kilometer dies- und jenseits des Grenzflusses Oder.
So müssen laut Thiel zum Beispiel Taxifahrer Umsatzsteuer sowohl nach polnischen als auch nach deutschen Vorschriften abführen, je nachdem, wo sie unterwegs sind. Hier brauche es dringend Erleichterungen. Auch beim Ausbau der grenzüberschreitenden Infrastruktur sieht Thiel großen Handlungsbedarf. So gebe es entlang der 200 Kilometer Flussgrenze zu wenig Grenzübergänge sowie Schienen- und Straßenverbindungen etwa für die täglich rund 14.000 Pendler.
Mit vier Millionen LKW jährlich sei der Grenzübergang Swiecko auf der Autobahn A12 einer der meistbefahrenen in Deutschland. Hier führen die aktuellen Grenzkontrollen täglich zu langen Staus. Sicher sei die Wirtschaft bereit, befristet stationäre Kontrollen zu ertragen, sagt der IHK-Geschäftsbereichsleiter, wenn die Kontrollen jedoch, wie angekündigt, unbefristet weiter stattfinden sollen, seien die Schäden für die Wirtschaft nicht mehr hinnehmbar. Hier sei die Politik gefordert, den Unternehmen ein stückweit entgegenzukommen.