
Brandenburg Rehkitzrettung per Drohne: Felder werden abgescannt
Bevor die ersten Mähwerke anlaufen, hebt in Kümmritz eine Drohne ab, um das Feld nach Rehkitzen abzusuchen. Eine Methode, die sich etabliert hat und in Deutschland jährlich über 22.000 Kitze rettet.
Die Sonne ist gerade erst über den Horizont gestiegen, als auf einem Feld nahe Kümmritz bei Luckau (Dahme-Spreewald) eine Drohne über das hohe Gras fliegt. Sie soll Rehkitze aufspüren, bevor sie von den Maschinen erfasst werden.
Die jungen Tiere ducken sich reglos ins hohe Gras, wenn Gefahr droht, vor allem in den ersten Lebenswochen nach der Geburt. Dieses Verhalten dient als natürlicher Schutzmechanismus gegen Fressfeinde. Gegen landwirtschaftliche Maschinen ist der Instinkt aber wirkungslos.
Mit Wärmebildkamera sucht das Team nach Rehkitzen
Die Rehkitze fliehen nicht, bleiben stattdessen liegen und werden übersehen. Der Verein Rehkitzrettung Niederlausitz will das verhindern und bietet Landwirten an, ihre Wiesen und Ackerflächen vor dem Mähen systematisch mit der Drohne abzufliegen. "Wir müssen wirklich dafür sorgen, dass die Rehkitze, die nur wenige Tage alt sind, das Mähen der Wiesen überleben", sagte der Vereinsvorsitzende der Rehkitzrettung Niederlausitz, Markus Künstle, dem rbb am Mittwoch. Seit zwei Wochen sind die freiwilligen Helferinnen und Helfer regelmäßig morgens in der Dämmerung unterwegs.
Die Wärmebildkamera der Drohne erkennt die schmalen Körper der Jungtiere anhand ihrer Temperatur. "Weiße Flächen sind alles, was warm ist", erkärte Künstle. "Wir suchen nach einem kleinen, sehr weißen und scharf umrundeten Punkt." Entdeckt die Drohne ein Rehkitz, markiert das Team der Rehkitzrettung die Position und holt das junge Tier aus dem Gras. Es wird dann vorübergehend mit Resten von gemähtem Gras in eine Gitterkiste gesperrt. Nach dem Mähen wird das Tier zurückgebracht, oft wartet die Ricke bereits in der Nähe.
Es sei wichtig, dass die Jungtiere keinen menschlichen Geruch an sich haben, so Künstle. Bislang hat der Verein rund 550 Hektar gescannt. In den nächsten acht Wochen werden sie auf 2.000 Hektar kommen.
Schutz vor vergiftetem Silofutter
Die Methode hat sich etabliert, Rehkitzrettungen finden daher in immer mehr Regionen statt - organisiert von ehrenamtlichen Teams und finanziert durch Spenden. Die Landwirte umgehen dabei gleichzeitig auch das Risiko, dass sich die Kadaver der Rehe ins Silofutter mischen.
"Das ist auf alle Fälle gefährlich für die Nutztiere", sagte Landwirt Heiko Terno. Der gesamte Futterbestand könne dadurch vergiftet werden. Die Kadaver enthalten Bakterien, die in sauerstoffarmer Umgebung, wie in luftdicht verpackten Siloballen, das starke Nervengift Botulinumtoxin bilden. Wird das Futter an Rinder und andere Nutztiere verfüttert, kann es zu schweren Erkrankungen wie Lähmungen und Atemnot kommen. Oft versterben die Tiere daran.
Bundesweit wurden im Jahr 2024 laut Bundeslandwirtschaftsministerium insgesamt 22.435 Rehkitze durch den Einsatz von Drohnen gerettet, der Niederlausitzer Verein bewahrte 65 Jungtiere vor dem Tod.
Sendung: Antenne Brandenburg, 14.05.2025, 15:30 Uhr