
Brandenburg Rentner arbeitet mit 78 - Museumsführer aus Leidenschaft
Er ist 78 Jahre alt – arbeitet immer noch gerne: Rentner Wolfgang Eisert führt Besucher durch das Filmmuseum Potsdam. Warum er seine Arbeit liebt, und was ihn mit dem Aldi-Parkplatz verbindet - ein Gesprächsprotokoll.
In der Serie #Wiegehtesuns? erzählen Menschen, wie ihr Leben gerade aussieht - persönlich, manchmal widersprüchlich und kontrovers. rbb|24 will damit Einblicke in verschiedene Gedankenwelten geben und Sichtweisen dokumentieren, ohne diese zu bewerten oder einzuordnen. Sie geben nicht die Meinung der Redaktion wieder.
Wolfgang Eisert, 78 Jahre alt, hat Lehramt studiert und in Geschichte promoviert. Unter anderem arbeitete er am Militärgeschichtlichen Institut und als Sozialmanager im Bürgerhaus am Schlaatz. Seit Rentenantritt führt er durch das Filmmuseum Potsdam. Er lebt mit seiner Frau in Potsdam.
Als die Rente immer näher rückte, dachte ich: "Was machst du, wenn es soweit ist?" Ich konnte mir nicht vorstellen, dann einfach zu Hause zu sitzen und nichts zu machen. Da habe ich eine Annonce gelesen, dass an der Volkshochschule Gästeführer ausgebildet werden. Ein bisschen historisches Wissen hatte ich schon. Ich habe mich dort angemeldet und ein Jahr lang auf Gästeführer umgeschult, neben meiner damaligen Arbeit im Bürgerhaus am Schlaatz. Das ist mehr als 20 Jahre her inzwischen.

Wolfgang Eisert bei seiner Arbeit im Filmmuseum Potsdam
Ich war während meiner Berufsjahre bei Potsdam Marketing Service und im Filmpark Babelsberg beschäftigt. Nach Corona habe ich für die Stiftung Schlösser und Gärten als Schlossführer gearbeitet. Und dann ging es mir so wie den Bremer Stadtmusikanten. Ich war ein bisschen zu alt und bin dann ausgemustert worden.

Ich hatte zufällig gehört, dass man hier im Filmmuseum Leute sucht. Und die haben auch noch ältere Stadtmusikanten aufgenommen. So bin ich im Februar hier gelandet. Das war eine wunderbare Entscheidung: tolles Kollegium und eine tolle Arbeit.
Ab und zu begleite ich Reisebusse durch Potsdam. Davor habe ich auch Stadtführungen gegeben, aber nun ja, bei Winterwetter oder zu ungünstigen Zeiten zwei Stunden mit einer Reisegruppe durch die Stadt spazieren ... Irgendwann sagt man: "Muss ich mir das noch antun?"
Den Leuten erzähle ich, was sich hinter manchen Gebäuden verbirgt. Zum Beispiel, dass der Aldi-Parkplatz in der Berliner Straße der schönste Aldi-Parkplatz Deutschlands ist, weil es der einzige mit Schiffsanleger ist.

Warum mache ich das? Weil ich es kann. Und ich will es so lange machen, wie mir das Spaß macht. Wenn das mal vorbei ist oder bestimmte Dinge nicht mehr gehen, wenn man älter wird, muss man sich darauf einstellen. Man kann die Zeit nicht zurückdrehen.
Man trifft als Gästeführer immer auf andere Menschen, mit den unterschiedlichsten Vorstellungen. Sich darauf einzustellen, das gefällt mir. Im Filmmuseum beschäftige ich mich mit ganz verschiedenen Themen. Ich werde dann immer mal gefragt: "Haben Sie irgendwas mit Filmwissenschaften gelernt?" Nein. Aber ich habe gelernt zu lernen.

Auch mit den jungen Kollegen - Studierende, Leute, die ins Berufleben kommen - erfahre ich etwas über eine Lebenswelt, die sich mir so nicht erschließt. Also insofern ist das ein Geben und Nehmen.
Die Bezahlung ist in Ordnung. Das ist auch ein Grund, aber nicht der Hauptgrund. Meine Frau und ich, wir kommen mit dem, was wir haben, gut über die Runden. Wir können uns keine Insel mehr kaufen, aber wir brauchen gar keine. Man muss keine Weltreisen machen, es gibt so viele schöne Dinge. Und je älter man wird, umso mehr entdeckt man die Dinge, die so ein bisschen drum herum sind.
Klar muss man sich einschränken. Das, was man in so einem Job verdient, muss man auch versteuern. Das ist also nicht geeignet, um reich zu werden. Aber man kann sich den einen oder anderen Luxus leisten. Ich leiste mir immer den Luxus, mit dem Auto zum Arbeitsplatz zu fahren - bei dem, was Parken heute kostet.
Gesprächsprotokoll: Sophie Goldau
Sendung: rbb24 Brandenburg Aktuell, 16.06.2025, 19:30 Uhr