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Brandenburg Verkehrsunfallbilanz 2024: Unfälle unter Cannabis-Einfluss in Brandenburg stark angestiegen
Im Zuge der Cannabis-Legalisierung gab es im letzten Jahr in Brandenburg auch deutlich mehr Unfälle unter dem Einfluss des Rauschmittels. Keine andere Unfallursache sei so stark angestiegen, sagte Innenministerin Lange.
Auf Brandenburgs Straßen ist es 2024 zu mehr Unfällen unter Cannabis-Einfluss gekommen. Die Zahl stieg um 25 Prozent von 96 Unfällen im Jahr 2023 auf 120, wie aus der Verkehrsunfallbilanz des Landes Brandenburg hervorgeht.
Innenminister Katrin Lange (SPD) sieht eine Verbindung zur Teil-Legalisierung von Cannabis, die seit April 2024 in Kraft ist. Laut Lange habe keine andere Unfallursache habe einen solchen Anstieg verzeichnet.
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Die Zahl der Verletzten bei Unfällen unter Cannabis-Einfluss stieg von 52 auf 61. Verkehrstote gab es dabei 2024 nicht - 2023 waren es noch zwei.
Die Polizei habe vor der Legalisierung durch die Ampelregierung gewarnt, und auch sie selbst habe davon nichts gehalten, sagte die Innenministerin. "Die Ampel hätte weit besser daran getan, sich um ganz andere Probleme in diesem Land zu kümmern. Die Entwicklung hat Kritiker und Skeptiker dieser Freigabe eher bestätigt."
Wer zu viel konsumiert, riskiert Strafen
Das Rauchen von Marihuana oder Haschisch ist seit dem 1. April erlaubt, allerdings müssen in der Öffentlichkeit Abstände zu Kindern, Jugendlichen, Kitas, Schulen und Spielplätzen eingehalten werden.
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Nach der begrenzten Cannabis-Freigabe wurden im Sommer auch die Bestimmungen für Autofahrer angepasst. Für den berauschenden Wirkstoff Tetrahydrocannabinol (THC) gibt es einen gesetzlichen Grenzwert ähnlich wie die 0,5-Promille-Grenze für Alkohol.
Es gilt: Wer mit 3,5 Nanogramm THC oder mehr je Milliliter Blut unterwegs ist, riskiert in der Regel 500 Euro Bußgeld und einen Monat Fahrverbot. Wer zusätzlich Alkohol getrunken hat, muss mit einer höheren Geldstrafe rechnen. Für Fahranfängerinnen und Fahranfänger gilt wie beim Alkohol eine Null-Toleranz-Regelung.
Insgesamt weniger Verkehrsunfälle aber mehr Verletzte und Tote
Insgesamt ist die Zahl der Verkehrsunfälle in Brandenburg im vergangenen Jahr gesunken. 73.543 Unfälle wurden registriert - etwa 700 weniger als 2023, so Innenministerin Lange bei der Vorstellung der vorläufigen Unfallbilanz. Die Zahl der Verletzten und Toten ist dagegen 2024 leicht gestiegen. 114 Menschen starben im vergangenen Jahr im Brandenburger Straßenverkehr - sechs mehr als 2023. Die Zahl der Verletzten ist von 10.948 auf 10.965 gesunken.
Damit bewegt sich die Unfallbilanz in etwa auf dem Niveau der vergangenen Jahre. Anfang der 90er Jahre lag die Zahl der Unfalltoten in Brandenburg noch bei um die 900. Danach ist sie stetig gesunken. Dennoch sei jeder Unfalltote und jeder Verletzte einer zu viel, so Brandenburgs Verkehrsminister Detlef Tabbert (BSW).
Hauptursache überhöhte Geschwindigkeit
Etwa 65 Prozent der Unfälle ereignen sich innerhalb geschlossener Ortschaften. Hauptunfallursache bleibt überhöhte Geschwindigkeit (6.142 Fälle). Die Zahl der Unfälle durch zu geringen Abstand ist gesunken. Während 2023 durch diese Ursache noch 6.681 Unfälle verursacht wurden, waren es im folgenden Jahr 5.824. Auch die Unfälle durch Missachtung der Vorfahrt sind von 4.483 im Jahr 2023 auf 4.312 im Jahr 2024 gesunken.
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Anstieg bei Unfällen mit Senioren
Häufiger als im Jahr zuvor waren Senioren an Unfällen beteiligt. In diesen Fällen waren sie meist auch die Unfallverursacher. 50 ältere Menschen wurden im Straßenverkehr getötet - neun mehr als 2023. Dabei handelt es sich überwiegend um Autounfälle.
Polizeivizepräsident Jan Müller sagte bei der Vorstellung der Verkehrsunfallbilanz in Potsdam, der Anteil der Unfälle, an denen Senioren beteiligten seien, nehme kontinuierlich zu. "Hier beobachten wir eine Entwicklung, die uns auch Sorgen bereitet." Die physische Widerstandskraft lasse mit dem Alter auch nach, und Verletzungen seien für Senioren in der Regel meist deutlich schwerer als bei jüngeren Verkehrsteilnehmern. Dennoch plane man keine verpflichtenden Fahrsicherheitstrainings oder Medizin-Checks für Senioren, so die Innenministerin. Man setze auf Freiwilligkeit und eine realistische Selbsteinschätzung der älteren Verkehrsteilnehmer.
Polizei startet Whatsapp-Kanal zur Prävention
Zur Prävention setzt die Polizei jetzt vermehrt auf digitale Kanäle. Die Behörde startete ihren Kanal "Prävention Polizei BB" auf Whatsapp. Darüber soll es Hinweise zum sicheren Verhalten im Straßenverkehr aber auch aktuelle Warnmeldungen zu Betrugsmaschen geben. Vor allem die Älteren in der Gesellschaft sollten auch über Messenger-Dienste erreicht werden, sagte Polizeivizepräsident Müller.
Sendung: rbb24, 20.02.2025, 16:00 Uhr