
Brandenburg Waldbrand-Früherkennung: Wie künstliche Intelligenz und neue Technik helfen sollen
Wenn in Brandenburgs Wäldern Feuer ausbrechen, kommt es oft auf Minuten an, um die Ausbreitung zu verhindern. Dabei könnten künftig künstliche Intelligenz und neue Technik helfen. In Eberswalde werden aktuell autonome Drohnen getestet.
Mit einer kleinen, einer Zigarette ähnlichen Fackel steht Jürgen Müller in einem Wald bei Eberswalde (Barnim) und entzündet eine Feuerschale. Der Rauch wird von der leichten Brise zwischen die Bäume davongetragen. Was im ersten Moment angesichts schon jetzt trockener Wälder riskant anmutet, ist ein Test zur Früherkennung von Waldbränden. Denn Müller ist pensionierter Waldökologe und Berater eines Unternehmens, das mittels künstlicher Intelligenz und digitaler Technik verhindern will, dass sich Feuer ausbreiten.

Waldökologe Jürgen Müller simuliert Feuer
Technik misst Luft-Zusammensetzung im Wald
Spezielle Sensoren in den Bäumen sollen auf die Rauchquelle reagieren und Signale in ein Funknetz senden, stellt der Fachmann bei dem Vorführtermin am Donnerstag vor. "Wenn ein Waldbrand entsteht, braucht er Sauerstoff. Damit verändert sich das Gasgemisch in der Luft", erklärt Müller, "und diese Veränderung messen wir mit einem Gas-Sensor. Dann haben wir die Kommunikation, die die Information an eine Cloud schickt. Und die Cloud setzt dann den Alarm an die Feuerwehr und Waldbesitzer ab."

Die Drohne steigt aus ihrer Garage auf.
Autonome Drohne soll Infos übermitteln
So weit, so erprobt. Neu ist hingegen, dass mit dem Feueralarm auch eine Aufklärungsdrohne zum Einsatz kommt. Die werde autonom durch Künstliche Intelligenz gesteuert, so Müller. Dafür steht eine Art überdimensionierter, grüner Fußball auf einer Lichtung parat. Der obere Teil klappt sich auf und gibt die Sicht auf eine Drohne darin frei.
Beim ersten Anlauf klappt der Abflug bei der Vorführung zwar noch nicht - und Techniker müssen neue Datenleitungen verlegen. Dann hebt das Gerät mit den zwei Rotoren aber doch noch ab. Carsten Brinkschulte, Chef des Unternehmens "Dryad", zeigt sich zufrieden. "Im zweiten Anlauf hat das System perfekt funktioniert und hat einen Brand innerhalb von Minuten erkannt. Die Drohne ist autonom mit KI zu der Brandstelle hingeflogen und hat die visuellen und infraroten Bilder geliefert, genau wie das System sein sollte."
Hunderte Waldbrände in den vergangenen Jahren in Brandenburg
Brinkschulte ist überzeugt, dass künstliche Intelligenz und digitale Technik künftig eine wichtige Rolle bei der Brandbekämpfung zukommen wird. Denn der fortschreitende Klimawandel verschärft Jahr für Jahr weltweit die Waldbrandsituation. Auch Brandenburg ist als einer der im wahrsten Sinne des Wortes Hotspots in Deutschland regelmäßig von Feuern betroffen.
2024 war dabei dem Waldzustandsbericht des Landes zufolge aufgrund verhältnismäßig feuchter Witterung mit 195 Bränden und 223 Hektar verbrannter Waldfläche nicht das schlimmste Waldbrand-Jahr. In den Rekordjahren 2022 und 2018 wurden jeweils um die 500 Waldbrände registriert. Vor drei Jahren brannten fast 1.430 Hektar ab, eine Fläche größer als der Scharmützelsee und doppelt so groß wie der Müggelsee.

Der Waldbrandschutz-Beauftragte Raimund Engel.
Brandenburger Forst setzt auf Weltraum-Kameras
Um den vielen Bränden zu begegnen, setzt nicht nur das Unternehmen aus Eberswalde auf Systeme zur automatisierten Früherkennung. Der Landesbetrieb Forst Brandenburg nutzt bereits seit 20 Jahren das Weltraum-Kamera-System "Fire Watch". Seit 2021 unterstützt eine KI-basierte Software die Auswertung der Bilder.
Mögliche Brandorte können sofort und direkt am Bildschirm von erfahrenen Forstmitarbeitern begutachtet werden, erklärt der Brandenburgische Waldbrandschutz-Beauftragte Raimund Engel. "Immer dann, wenn eine Rauchwolke über der Krone aufsteigt, dann kriegt das System das mit und sendet sofort Daten. Wir sehen am Bildschirm schon, dass da eine Rauchwolke ist und zeitgleich sehen wir, wo sie sich befindet." Insgesamt sind Engel zufolge 106 Kamera-Sensoren in ganz Brandenburg aufgestellt, die 1,1 Millionen Hektar Waldfläche überwachen, knapp ein Drittel der Fläche des Bundeslands. Vom ersten Bild bis zur Alarmierung der Feuerwehr vergingen maximal vier Minuten, erklärt er.
Ganz verhindern werden, lassen sich Waldbrände zwar auch mit all den Innovationen wahrscheinlich nicht. Dennoch kann Engel zufolge wohl viel Waldfläche geschützt werden, wenn die Flammen schon frühzeitig erkannt und gelöscht werden können.
Sendung: Antenne Brandenburg, 28.03.2025, 16:40 Uhr
Mit Material von Georg-Stefan Russew