Der Sonnenaufgang färbt die Landschaft am Grenzfluss Oder in ein warmes Licht, während der abnehmende Mond noch am Himmel strahlt. Unter Hochdruckeinfluss übernimmt in Berlin und Brandenburg immer mehr der Frühling die Regie. (Quelle: dpa/Pleul)

Brandenburg Winterbilanz für Berlin und Brandenburg: "Zu mild, zu warm, zu trocken"

Stand: 19.03.2025 11:10 Uhr

Der Winter in Berlin und Brandenburg war bisher ungewöhnlich trocken und mild. Der Frühling brachte zudem nur wenig Nass. Das bedeutet: Bangen um Ernteausfälle, Sorge vor Waldbränden und möglicher Dürre im Sommer.

Es ist wieder diese Zeit in Berlin und Brandenburg, in der alles nebeneinander passiert: Beim ersten Aperol in der Sonne braucht es noch die dicke Daunenjacke, gelbe Narzissen bohren sich durch den grauen Rollsplitt und zum ersten Spargel gibt es den wirklich aller-allerletzten Schluck Glühwein. Der Frühling steht vor der Tür, am 20. März beginnt er offiziell mit der Tag- und Nachtgleiche.

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Winter vergleichsweise warm

Doch Meteorologe Alexander Fromm vom ARD-Wetterkompetenzzentrum kann den Frühlings-Freuden nach der Wintersaison 2024/25 nicht viel abgewinnen: "Der Winter war zu mild, zu sonnig, zu trocken", sagte er gegenüber dem rbb.
 
Auch die Winterwetter-Bilanz des Deutschen Wetterdienstes (DWD) bestätigt dies - der meteorologische Winter konnte sich demnach in Brandenburg mit einer Durchschnittstemperatur von 2,3 Grad (langjähriges Mittel von 1961-1990: 0,1 Grad) kaum behaupten. Erst in der dritten Februarwoche sah es in der Region mal nach Winter aus – mit Schnee und strengen Nachtfrösten.
Auch in Berlin war es laut DWD mit durchschnittlich 2,2 Grad in dieser Winterperiode zu warm. Deutschlandweit war es mit 2,1 Grad ebenfalls milder als üblich.

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Mehr Sonnenschein

Auch schien die Sonne im Winter zu oft. In Brandenburg war sie rund 182 Stunden zu sehen und damit 32 Stunden über dem Referenzwert von 150 Stunden. In Berlin schien die Wintersonne mit 175 Stunden fast so lange wie in Brandenburg, aber es waren 28 Stunden über dem Referenzwert von 147 Stunden.

Winter 2023/24 der nasseste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen

Auch zu trocken war der Winter laut Wetterexperte Fromm. In diesem Winter fielen laut DWD 110 Liter pro Quadratmeter in Berlin und 104 Liter pro Quadratmeter in Brandenburg. Der Berliner Vergleichswert der Referenzperiode beträgt 131 Liter, der Brandenburger 123 Liter pro Quadratmeter.

Dabei beobachten Wetterforschende, dass die Winter eher immer nasser werden, da trockene und warme Luft mehr Feuchtigkeit aufnimmt und anschließend abregnet. So war der vergangene Winter der Saison 2023/24 der nasseste Winter in Berlin und Brandenburg seit Beginn der Wetteraufzeichnungen: 221 Liter Niederschlag pladderten pro Quadratmeter herunter. Zum Vergleich: Im bisher trockensten Winter der Region im Jahr 1947 fielen nur 53 Liter pro Quadratmeter.
 
Und auch der Frühling zeigt sich bisher vergleichsweise niederschlagsarm. Laut Fromm fiel im März bis jetzt kein einziger Tropfen in Prignitz und Havelland. Andernorts waren es nur 10 bis 15 Liter pro Quadratmeter; Durchschnitt seien 36 Liter pro Quadratmeter im März. Im April sollten dann 41 Liter, im Mai 54 Liter pro Quadratmeter in Berlin und Brandenburg fallen - rein statistisch.

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"Es müsste jetzt schnellstmöglich anfangen zu regnen"

Die Mischung aus niederschlagsarmem Winter und trockenem Frühling könnte sich in Brandenburg auf die Bodenfeuchtigkeit und den Grundwasserspiegel auswirken. Das bedeutet: Pflanzen finden nicht ausreichend Wasser, Wurzelwerk vertrocknet.

Die Mark braucht darum jetzt vor allem eines: Niederschlag. "Es müsste jetzt schnellstmöglich anfangen zu regnen", meint Fromm. Sind die Böden einmal ausgetrocknet, könnte beispielsweise ein heftiger Schauer dazu führen, dass zwar der obere Boden nass wird, aber die tieferen Schichten nichts abbekämen.

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Dürre bereits jetzt in Teilen Brandenburgs nachweisbar

Noch beruhigt Meteorologe Fromm: Aktuell sähe es in 1,80 Meter Tiefe im märkischen Boden "gar nicht so schlimm" aus. Auch der obere Boden bis etwa 25 Zentimeter Tiefe sähe "nicht so schlimm aus, wie man vermutet". Allerdings sei bereits im Süden, Südosten, in der Uckermark und im Oderbruch eine Dürre vorhanden, so Fromm. Dies bestätigt auch der Blick auf den Dürre-Monitor des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung [ufz.de].
 
Und auch die Waldbrandgefahr erhöhe sich in dieser Ausgangslage – mit kaum Niederschlag und trockener Luft, sagt Fromm. Das bestätigen auch Daten des Brandenburger Umweltministeriums [mleuv.brandenburg.de]: Bereits kurz nach Beginn der Waldbrandsaison in Brandenburg am 1. März galten hier die Stufen 3 und 4 von insgesamt 5. Derzeit steht fast ganz Brandenburg bei Stufe 3.