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Saarland Esra Limbacher: Kämpfer an vielen Fronten
Anzug, Flecktarn, Küchenschürze: Esra Limbacher, Spitzenkandidat der Saar-SPD für die Bundestagswahl, schlüpft in unterschiedlichste Rollen. Bei einer möglichen zweiten Mandatszeit im Bundestag wären aber wohl vor allem seine wirtschaftspolitischen Kompetenzen gefragt.
Christian Leistenschneider
Als ein „Auf und Ab“ wird in der SR-Langzeitbeobachtung „Politik für eine Million“, die den SPD-Bundestagsabgeordneten Esra Limbacher und seine saarländische CDU-Kollegin Nadine Schön begleitet hat, deren Zeit im Hohen Haus der Bundesrepublik beschrieben.
Persönlich ging es für Limbacher, den die Saar-SPD bei der Bundestagswahl 2025 als ihren Spitzenkandidaten ins Rennen schickt, in den vergangenen dreieinhalb Jahren vor allem aufwärts. Getragen von der Welle des SPD-Erfolgs konnte er sich bei der Bundestagswahl 2021, anders als noch vier Jahre zuvor, in seinem Wahlkreis Homburg, wo er auch als SPD-Direktkandidat antritt, gegen den erfahrenen CDU-Kandidaten und damaligen Direktmandatsträger Markus Uhl durchsetzen.
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Reputation als Wirtschaftspolitiker
In Berlin schloss Limbacher sich dem „Seeheimer Kreis“ an, einer Gruppe innerhalb der SPD-Fraktion, die sich selbst als „pragmatisch“ bezeichnet und in den Medien oft als „konservativ“ eingeordnet wird. Obwohl studierter Jurist, machte der in Limbach bei Kirkel aufgewachsene Limbacher sich vor allem mit Wirtschaftsthemen einen Namen.
Schon in seinem ersten Jahr wurde Limbacher Mittelstandsbeauftragter seiner Fraktion, kurz darauf stellvertretender Wirtschaftssprecher. Das blieb auch über die Grenzen des Parlaments hinaus nicht unbemerkt. So kürte das Wirtschaftsmagazin Capital den 35-Jährigen im November 2024 zu einem von Deutschlands Top 40 Talenten unter 40.
Erfolg im Saarland, aber nicht für das Saarland
Auch in seiner saarländischen Heimat gewann Limbacher an politischem Gewicht. Im November 2023 wurde er zum neuen Generalsekretär der Saar-SPD gewählt. Er ist damit der jüngste Generalsekretär, den der Landesverband der Sozialdemokraten je hatte.
Der aggressive Kampfesmodus, der gewöhnlich zur Stellenbeschreibung dieses Amtes gehört, scheint zwar eher weniger zum Naturell des ruhig auftretenden Limbacher zu passen. Ministerpräsidentin Anke Rehlinger traut ihm die Rolle offenbar trotzdem zu, denn sie war es laut seinen eigenen Angaben, die ihm das Amt angetragen hat.
Weniger erfolgreich als seine Karriere entwickelte sich allerdings der Ertrag von Limbachers politischer Arbeit. Ausgerechnet beim Thema Industriearbeitsplätze, für deren Erhalt im Saarland er nach eigenem Bekunden „jeden Tag“ kämpft, häuften sich in seiner Mandatszeit die Negativnachrichten. Es falle ihm teilweise schwer, mit seinen Anliegen durchzudringen, musste Limbacher im SR-Interview einräumen.
Spitzenkandidaten im Porträt
Auf SRinfo.de werden zu allen saarländischen Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl 2025 Porträt-Artikel veröffentlicht: Esra Limbacher, Roland Theis, Jeanne Dillschneider, Oliver Luksic, Carsten Becker, Michael Arndt und Désirée Kany.
Ausbildung zum Reserveoffizier
Eine der entscheidenden Ursachen für die Krise der deutschen Industrie ist Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine und der damit verbundene Anstieg der Energiekosten. Für Limbacher ist die „Zeitenwende“, die Bundeskanzler Scholz daraufhin ausgerufen hat, und die mehr Einsatz für die militärische Wehrhaftigkeit Deutschlands verlangt, nicht bloß eine abstrakte Finanzierungsfrage.
Bereits seit Mitte der 2010er Jahre engagiert sich Limbacher aktiv bei der Bundeswehr, ließ sich zum Offizier der Reserve ausbilden. Das bedeutet unter anderem mehrtägige Wehrübungen in Zeiten, in denen die Parlamentsarbeit Pause macht.
Ihn überzeuge der Grundsatz des „Staatsbürgers in Uniform“, erklärt Limbacher sein Engagement. Er habe den Eindruck, dass viele Politiker allzu leichtfertig über die Lieferung schwerer Waffen und Truppeneinsätze redeten. Ihm sei es wichtig, als Politiker mit Entscheidungsgewalt den Bezug zu den Soldaten, die für diese Entscheidungen den Kopf hinhalten müssen, nicht zu verlieren.
Faasebooze und Cookie-Bäcker
Eher für Stirnrunzeln sorgte Limbacher mit seinem Einwurf, die CDU hätte mit ihrem Drängen auf einen früheren Termin für die Bundestagswahl keine Rücksicht auf die „Faasebooze“ genommen, die zu der Zeit mit der Organisation von Prunksitzungen und Umzügen beschäftigt seien.
Seine Sympathie für diese Ehrenamtler, ohne die es als Politiker im Saarland wohl auch nicht geht, zeigt Limbacher auf seinem Instagram-Account. Dort präsentiert er auch sich ab und an als Bäcker, teilt etwa ein Rezept für Cookies.
Bei der Bundestagswahl geht es für Limbacher darum, ob er sein Rezept für einen wirtschaftlichen Aufschwung in Deutschland und dem Saarland umsetzen kann. Ein erneutes Direktwahlmandat in Homburg, wo er wieder gegen Markus Uhl antritt, dürfte ausweislich des schwachen SPD-Trends schwierig sein. Mit Platz 1 auf der Landesliste seiner Partei hat Limbacher trotzdem beste Chancen auf weitere vier Jahre im Bundestag.
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