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Saarland Jeanne Dillschneider: Gesicht einer neuen Generation
Mit 29 Jahren hat sich Jeanne Dillschneider an der Spitze der Saar-Grünen etabliert und die Partei befriedet. Als unangefochtene Spitzenkandidatin will sie in Berlin die umstrittenen Themen Klimaschutz, Wirtschaftswachstum und offene Grenzen unter einen Hut bringen.
Christian Leistenschneider
Zum zweiten Mal steht Jeanne Dillschneider im Saarland an der Spitze der Landesliste der Grünen. Zum ersten Mal allerdings können die Saarländerinnen und Saarländer sie auch tatsächlich wählen. Denn 2021 stoppte die Landeswahlleitung die Liste aufgrund „schwerer demokratischer Mängel“ bei ihrem Zustandekommen.
Vorangegangen war ein langwieriger interner Streit bei den Saar-Grünen. Dieser führte zu Verwerfungen, kostete zahlreich Parteimitglieder das Amt und beendete endgültig die jahrzehntelange Dominanz von Hubert Ulrich bei den Saar-Grünen.
Der Schatten Hubert Ulrichs
Bei einer ersten Listenaufstellung war Dillschneider damals in einer Kampfabstimmung gegen Hubert Ulrich gescheitert. Der vormalige langjährige Landeschef hatte für viele überraschend seinen Hut erneut in den Ring geworfen.
Weil aber Listenplatz Eins laut Parteisatzung einer Frau vorbehalten ist, aber auch, weil die nicht stimmberechtigte Grüne Jugend ebenso wie die Senioren an der Wahl teilgenommen hatten, untersagte das Landeschiedsgericht Rheinland-Pfalz der Partei die Einreichung der Liste.
Bei einer erneuten Listenaufstellung verzichtete Ulrich auf eine Kandidatur, Dillschneider wurde auf Platz Eins gewählt. Allerdings waren die Delegierten aus Ulrichs Ortsverband Saarlouis von dem Parteitag zur Listenaufstellung ausgeschlossen worden. Das wertet der Landeswahlausschuss als "schweren Wahlfehler" und legte ein Veto ein, das auch auf Bundesebene bestätigt wurde.
Spitzenkandidaten im Porträt
Auf SRinfo.de werden zu allen saarländischen Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl 2025 Porträt-Artikel veröffentlicht: Esra Limbacher, Roland Theis, Jeanne Dillschneider, Oliver Luksic, Carsten Becker, Michael Arndt und Désirée Kany.
Kampfabstimmung um Landesvorsitz
Die diesmalige Listenaufstellung verlief deutlich störungsfreier. Dillschneider erhielt knapp 95 Prozent der Stimmen. Das zeigt, dass sie als Co-Landesvorsitzende viel Rückhalt in der Partei besitzt.
Dillschneider hat es zusammen mit ihrem Co-Vorsitzenden Volker Morbe offenbar geschafft, die Partei zu einen. Dass sie aber nicht nur auf Ausgleich und Einheit bedacht ist, sondern durchaus auch konfrontativ agieren kann, zeigte ihr Weg zur Grünen-Spitze. Auf dem Landesparteitag 2023 zog sie als Landesvorsitzende der Grünen Jugend beim Parteitag der Landespartei in eine Kampfabstimmung gegen die damals amtierende Parteichefin Uta Sullenberger und konnte sich tatsächlich durchsetzen.
Für Klimaschutz und gegen Grenzkontrollen
Ihre Chefposition bei den Grünen muss Dillschneider quasi im Nebenberuf bestreiten. Die Juristin arbeitet als Spezialistin für Datenschutz und Cybersicherheit. Außerdem ist sie seit 2019 Stadtverordnete der Landeshauptstadt Saarbrücken. Im Wahlkreis Saarbrücken tritt sie auch als Direktkandidaten für die Grünen an.
Bei einem möglichen Einzug in den Bundestag will sie sich „für Klimaschutz und Klimafolgenanpassung einsetzen“, sagt Dillschneider. „Insbesondere auch für starke Kommunen, die das auch umsetzen können“. Mit dem Transformationsprojekt zu grünem Stahl, aber auch mit einer breit aufgestellten Wirtschaft will sie für das Saarland punkten. Außerdem positioniert sich die 29-jährige Deutsch-Französin „ganz stark“ gegen Grenzkontrollen.
Über dieses Thema haben auch die SR 3-Sendung "Region am Nachmittag" am 07.02.2025 berichtet.
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