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Saarland Saar-Schulen leiden noch unter Folgen der Coronapandemie
Die Coronapandemie und die damit verbundenen Schulschließungen haben bei Kindern und Jugendlichen im Saarland tiefe Spuren hinterlassen. Studien belegen immer größere Lücken in Deutsch und Mathe – auch psychische Folgen gibt es. Wie gehen die Schulen mit dieser Situation um?
mit Informationen von Christine Alt
Vor fünf Jahren hat die Coronapandemie auch Deutschland erreicht. Die Pandemie hatte Auswirkungen auf alle Lebensbereiche – auch Schulen mussten zeitweise geschlossen bleiben. Die Folgen sind heute zum Teil noch spürbar. Laut Studien gibt es bei Kindern und Jugendlichen inzwischen größere Lücken in den Fächern Mathe und Deutsch.
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Das zeigt sich auch an der Gemeinschaftsschule in Merchweiler. „Wir bekommen Kinder, die können teils nur im Zahlenraum bis zehn rechnen, der Zahlenraum bis 100 geht nicht“, erzählt Schulleiter Frank Prianon. Auch beim Bruchrechnen gebe es große Probleme. Die Zahl der Kinder mit einer Leserechtschreibschwäche habe sich innerhalb von vier Jahren verdoppelt.
Mittel für Zusatzunterstützung ausgelaufen
Dem Problem entgegensteuern sollten Programme wie „Aufholen nach Corona“. Daraus konnten die Saar-Schulen insgesamt fast zwölf Millionen Euro abrufen, um die Kinder zu unterstützen. In Merchweiler wurde dadurch etwa zusätzliche Förderung angeboten – Ingenieure gaben in den Klassen 5 und 6 Zusatzunterricht in Mathe. Auch in Englisch und Deutsch wurden Zusatzstunden angeboten.
Doch die Programme liefen Ende 2023 aus. Damit riss dann auch die zusätzliche Unterstützung ab. Die Merchweiler Schule versucht trotzdem zumindest einen Bruchteil der Extra-Förderstunden weiter anzubieten, indem man umgeschichtet habe, sagt der Schulleiter. Doch eigentlich bräuchten alle Schulen mehr davon.
Immer mehr Kinder wollen Schulform wechseln
Denn die Gemeinschaftsschulen fangen auch immer mehr Jugendliche auf, die vom Gymnasium wechseln wollen – meistens in Klasse 7 und 8. Die Zahl der sogenannten Rückläufer ist saarlandweit laut Bildungsministerium im Vergleich zu vor Corona um mehr als 40 Prozent gestiegen.
Doch nicht allen Kindern kann ein Platz angeboten werden. Es gebe oft verzweifelte Anrufe, weil die Kinder in den Gymnasialbereichen überfordert seien, so Prianon. „Und ich muss da leider sagen, es gibt keinen Platz an unserer Schule, wir sind leider voll.“
Eltern- und Schülervertreter kritisieren Situation
Es sei ein Chaos gewesen, beschreibt die Landeselternvertreterin Katja Oltmanns die Situation in der Pandemie. Manche Lehrkräfte seien nicht erreichbar gewesen, es habe keinen oder schlechten Fernunterricht gegeben. Außerdem sei die digitale Ausstattung schlecht gewesen. Insgesamt gab es „riesige Unterschiede“.
Diese Kritik teilt die Landesschülervertretung. Nur in einem Punkt habe die Pandemie Positives gebracht: Es habe einen Schub für die Digitalisierung gegeben. „Noch nicht das, was wir uns wünschen, aber es ist definitiv besser als 2020“, sagt Landesschülersprecher Hasan Aljomaa.
Psychische Probleme nehmen zu
Dennoch überwiegen die negativen Folgen und belasten viele. Vor Corona seien zwei Kinder mit psychischen Problemen in einem Schuljahr gewesen, heute seien es 20, so Prianon. Gleichzeitig seien keine Therapieplätze zu bekommen.
Auch das Bildungsministerium räumt auf SR-Anfrage ein, „dass die Schließung von Kitas und Schulen in dieser Form ein Fehler war“.
Über dieses Thema hat auch der "aktuelle bericht" im SR Fernsehen am 27.01.2025 berichtet.
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