Der Blick von unten in die Baumkronen in einem Mischwald.

Saarland Streit um geplanten Teilverkauf von Merziger Stadtwald

Stand: 06.06.2025 12:56 Uhr

Die Stadt Merzig überlegt, ein Stück Wald zwischen Merzig und Besseringen zu verkaufen, um so Geld in die klamme Stadtkasse zu spülen. Das stößt dem Nabu jedoch sauer auf. Er befürchtet, dass sich ein möglicher neuer Besitzer nicht mehr um die Pflege des Waldes kümmert.

Mit Informationen von Max Zettler

In ihrem kürzlich veröffentlichten Amtsblättchen „Neues aus Merzig“ hat die Stadt ein etwa 80 Hektar großes Waldstück zwischen Merzig und Besseringen, westlich von Mettlach zum Verkauf angeboten. Genauer gesagt: Sie hat einen sogenannten „Aufruf zur Interessensbekundung“ veröffentlicht. Soll heißen: Die Stadt holt Angebote ein.

Hoffeld will Interesse ausloten

Der Grund dafür: die klamme Stadtkasse. „Unser Haushalt ist derzeit nicht genehmigungsfähig“, sagte Bürgermeister Marcus Hoffeld (CDU) dem SR. „Aus dem Grund haben wir uns Gedanken gemacht: Was würde denn überhaupt eine Teilfläche des städtischen Waldes bringen, sie entsprechend so zu verkaufen?“

Es gehe darum auszuloten, ob es überhaupt Interessenten gäbe und unter welchen Bedingungen diese bereit wären, Wald zu kaufen, so Hoffeld. „Und ob wir letztlich verkaufen oder nicht, wird dann der Stadtrat entscheiden, wenn wir sehen, welche Angebote überhaupt eingegangen sind.“

Nabu befürchtet Verlust von Zertifizierung

Insgesamt 2500 Hektar Wald gehören der Stadt Merzig. Doch auch wenn der Verkauf der 80 Hektar bislang rein hypothetisch ist, schlägt die Ortsgruppe des Naturschutzbundes Nabu Alarm. Der Wald solle allen Bürgerinnen und Bürgern in Merzig gehören, so wie jetzt auch.

Die Stadtverwaltung könne Bürgerinteressen im Wald besser umsetzen, teilte die Gruppe dem SR mit. Hinzu komme, dass das Waldstück seit etwa 30 Jahren zertifiziert sei.

Privatbesitzer müssten sich später nicht mehr darum kümmern, sagt Nabu-Waldreferent Jörg Conrath. „Es kann dazu kommen – und da gibt es auch wenig Handhabe dagegen –, dass Biozide draußen eingesetzt werden, Insektizide, Pestizide, und dass Dünger draußen eingesetzt werden – im Rahmen der rechtlichen Vorgaben alles möglich.“ Letztendlich würde das der Artenvielfalt im Wald schaden.

Entscheidung frühestens im Juli

Bürgermeister Hoffeld bedauert die Kritik des Nabu, vor allem auch deshalb, weil es untereinander bereits Gespräche gegeben habe. Für den Nabu denkt die Stadt aber zu kurzfristig. Das Waldstück würde zwar im Durchschnitt Einnahmen im unteren Millionenbereich einbringen und damit das Loch in der Stadtkasse stopfen, wäre dann aber auch weg.

Das Interessenbekundungsverfahren läuft noch bis Mitte Juli. Der Nabu fordert mehr Bürgerbeteiligung – entweder in Form von öffentlichen Waldführungen, als Podiumsdiskussion oder Bürgerbefragung.

Über dieses Thema hat auch die SR 3 Region am Mittag vom 06.06.2025 berichtet.

Das Saarland und seine Wälder