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Saarland Was bewegt Saarländer mit Einwanderungsgeschichte vor der Wahl?
Rund 750.000 Saarländer haben am Sonntag die Wahl. Aber nicht nur Menschen, die im Saarland geboren sind, können am Sonntag ihr Kreuz, sondern grundsätzlich alle, die die deutsche Staatsbürgerschaft haben. Was bewegt sie vor der Wahl?
Reporterin: Denise Friemann/Onlinefassung: Corinna Kern
Deutsche mit Zuwanderungsgeschichte aus Syrien und auch aus der Türkei stellen eine große Wählergruppe im Saarland dar. Nach aktuellen Zahlen des statistischen Landesamtes sind 2023 insgesamt 2348 Menschen im Saarland eingebürgert worden, davon war mit 1500 Personen die mit Abstand größte Gruppe aus Syrien. Diese Menschen können jetzt und wollen auch mitentscheiden.
Aus Syrien nach Merzig
Einer von ihnen ist Kurdi Khabat. Er arbeitet in einer Merziger Kita. Vor zehn Jahren musste er aus seiner Heimat Syrien flüchten und sein Studium der Erziehungswissenschaften abbrechen. Hier, in seiner neuen Heimat hat Khabat eine Ausbildung zum Kinderpfleger gemacht.
Khabat hat seit zwei Jahren den deutschen Pass. Dieses Jahr wählt er zum ersten Mal bei einer Bundestagswahl. Dabei ist ihm vor allem die Bildungspolitik wichtig, aber auch die Integration Geflüchteter in den Arbeitsmarkt. Er wünsche sich daher mehr Unterstützung, mehr Hilfe und dass man eine Chance bekomme.
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Rückkehr in ein zerstörtes Land?
Die aktuelle Debatte rund um die Zuwanderung nach Deutschland, der Vorstoß von Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz, die Einwanderung stärker zu begrenzen, mache ihm keine große Angst. In seinem Freundeskreis sieht das aber teilweise anders aus, erzählt er. Deutschland habe zwar bereits viel getan, sagt Khabat. Doch die Menschen, die jetzt ankommen würden, fühlten sich unsicher - in Deutschland aber auch in Syrien. Dort würden sie in ein Land zurückkehren, das am Boden liege, so Khabat.
Debatte um Migrationspolitik
Ähnliche Gedanken hat auch Ismael Bospurun. Er ist 1978 aus der Türkei nach Deutschland gekommen und arbeitet seit 35 Jahren bei den Stadtwerken Saarbrücken. Die Ablehnung gegenüber seiner Religion, dem Islam, werde größer, erzählt er. Er spüre auch eine Verschiebung des Diskurses und kritisiert, dass alle Menschen mit Migrationshintergrund "in einen Topf geschmissen" werden. "Ich fühle mich hier zu Hause. Wenn ich dann höre, dass Parteien mir die Staatsbürgerschaft abnehmen wollen, das sollte im Detail mehr diskutiert werden", sagt Bospurun.
Wünsche für die Zukunft
Er selbst hat nur die deutsche Staatsangehörigkeit und fühlt sich als Deutscher. Trotzdem möchte er, dass es weiterhin die Möglichkeit der doppelten Staatsangehörigkeit gibt. "Ich möchte meine Kultur ausleben und trotzdem voll integriert sein." Wählen gehen sei daher wichtig und eine Pflicht. Nur so könne man gestalten. Davon ist Bospurun überzeugt.
Ein Theman in der Sendung "Region am Nachmittag" am 20.02.2025 auf SR 3 Saarlandwelle.