
Saarland Welche Wirkung Wahlplakate auf uns haben
Seit ein paar Wochen hängen Wahlplakate für die Bundestagswahl an Straßenlaternen, Brückengeländern und Werbetafeln. Aber warum setzen Parteien überhaupt noch auf diese traditionelle Form der Wählerwerbung? Ein Politikwissenschaftler erklärt.
Mit Informationen von Emil Mura
Wahlplakate gelten als das älteste Mittel, um für Politikerinnen und Politiker zu werben. Parteien geben Wahl für Wahl Hunderttausende Euro dafür aus. Doch warum tun sie das? Marius Minas, Doktorand am Institut für Demokratie und Parteienforschung der Universität Trier sagt:
"Sie glänzen hauptsächlich damit, dass sie Erinnerungseffekte bei uns hervorrufen. Also dadurch, dass wir immer dieselben Botschaften und Personen auf den Plakaten sehen, stellt sich ein Erinnerungseffekt ein", so Minas. "Wir sprechen dabei vom sogenannten Priming Effekt. Der hat bewusst oder unterbewusst einen Einfluss darauf, welche Wahlentscheidung wir am Ende treffen wollen."
Ziel: Den Gegner schlecht machen
Eine Vielzahl von Plakaten zeigt Kandidaten in Verbindung mit positiven Botschaften. Andere Parteien zielen hingegen auf den politischen Gegner. Ein Plakat der AfD zum Beispiel zeigt eine junge Mutter mit Baby, über ihrem Kopf eine bedrohliche Faust in grüner Farbe, darunter der Spruch: "Wer schwarz wählt, bekommt grün."
Dass bei Wahlplakaten mit Ängsten der Bürger gespielt werde, habe es lange nicht mehr gegeben, so der Politikwissenschaftler. "Vom Stil her sind das Wahlplakate, die wir so in der Weimarer Republik und danach gesehen haben. Oder auch in der frühen Bundesrepublik."
Hier werde bewusst ein alter, traditioneller Stil eingesetzt. "Wir haben hier ganz klares "Negative Campaigning" gegen die anderen Gegner. Es geht ja gar nicht um eine Nachricht, die die Partei verbreiten will."
Wahlplakate erreichen viele Menschen
Dass Wahlplakate trotz Social Media immer noch eine große Bedeutung haben, zeigte auch eine Studie, die die Konrad-Adenauer-Stiftung nach der Bundestagswahl 2021 durchgeführt hat. Dabei wollte sie unter anderem wissen, welche Wahlwerbung die Menschen tatsächlich erreicht.
Ergebnis: Plakate lagen mit weitem Abstand auf dem ersten Platz. 92 Prozent der Befragten gaben an, von mindestens einer Partei ein Wahlplakat gesehen zu haben. An zweiter Stelle rangierten Postwurfsendungen mit 65 Prozent. Posts von Parteien in Social-Media-Kanälen nannte damals dagegen nur ein Drittel der Befragten.
Ein entscheidender Punkt: Wahlplakate erreichen alle Teile der Bevölkerung, Ost und West, Frauen und Männer, Bewohner in größeren Städten und in ländlicheren Gebieten, Junge wie Alte. Bei Social-Media-Posts gibt es hingegen eine deutliche Diskrepanz zwischen jüngeren und älteren Altersgruppen.
Wahlplakate gehören im Übrigen den Parteien, die sie aufgehängt haben. Deswegen gilt es als strafbare Sachbeschädigung, wenn man sie beschädigt oder zerstört. Tätern droht ein Strafverfahren. Parteien können Schadensersatz verlangen, wenn Plakate ersetzt werden müssen.
Über dieses Thema hat auch die Region am Nachmittag auf SR 3 Saarlandwelle am 29.01.2025 berichtet.
Mehr zur Bundestagswahl 2025
