Flyer in einem Hospiz

Saarland Wie sich das Sterben im Saarland verändert hat

Stand: 04.02.2025 06:20 Uhr

Wie will ich sterben? Wo und mit wem will ich meine letzten Stunden verbringen? Am Lebensende stellen sich diese Fragen. Die Palliativmedizin bietet hier mittlerweile viele Möglichkeiten, stationär oder ambulant. Seit 30 Jahren gibt es inzwischen die Hospizbewegung im Saarland. Ein Blick auf ihre Arbeit.

Herbert Mangold / Onlinefassung: Axel Wagner

Für Doris Klinkhammer war es der richtige Schritt, ins Hospiz zu gehen. Seit einiger Zeit lebt die an Krebs erkrankte Seniorin im Saarbrücker Paul-Marien-Hospiz. „Ich meine, ich wäre zwar gerne zu Hause, das ist keine Frage“, sagt sie. „Aber hier fühle ich mich, denke ich, sicherer.“

Die Betreuung sei anders als bei ihrem Mann zuhause. „Der kann mich zwar auch betreuen, aber nicht so, wie es hier medizinisch und in allem ist.“

Steffen: „Sterben ist für viele einsamer geworden“

Vor 30 Jahren wurde das Paul-Marien-Hospiz gegründet. Es war die erste Einrichtung seiner Art im Saarland. Damals war es noch ungewöhnlich, in ein Hospiz zu ziehen. Heute kommen viele auch, um nicht alleine sterben zu müssen.

„Sterben ist für viele einsamer geworden, weil einfach dieser Zusammenhalt oder diese Familienstruktur wie vor 20 oder 30 Jahren oftmals nicht mehr gegeben ist“, sagt Thomas Steffen, pflegerischer Leiter des Hospiz. „Es gibt immer mehr Singlehaushalte. Und hier kommen ja auch jüngere Menschen her, die alleine leben.“

Schmerzbehandlung wichtiger Bestandteil

Als Alternative gibt es die ambulante Versorgung zuhause inklusive des Notfallteams der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV). Für den 83-jährigen Horst Weber ist dies die ideale Lösung. Regelmäßig schaut Barbara Carl vom ambulanten Jakobus-Hospiz vorbei.

Ein wichtiges Thema ist die richtige palliative Schmerzbehandlung. Horst Weber ist an Prostatakrebs erkrankt, der inzwischen gestreut hat. Er habe über Jahre immer Schmerzen gehabt, erzählt er. „Und durch die Palliativbehandlung ist das ja wunderbar geworden. Ich bin schmerzfrei.“

„Die Versorgung im häuslichen Bereich ist natürlich nochmal ein Quantensprung“, so Barbara Carl vom SAPV-Team des ambulanten Jakobus-Hospiz. Es sei mit SAPV und anderen palliativen Vereinigungen möglich, die Betreuung zuhause sehr lange oder sogar immer aufrecht zu erhalten.

Mehr Arbeit für weniger Personal

Inzwischen gibt es über 33 Einrichtungen im Saarland, die in der Landesarbeitsgemeinschaft Hospiz vertreten sind. Doch das Angebot müsste nach Einschätzung von Fachleuten ausgebaut werden. „Die Menschen, die sterben, werden mehr werden“, sagt Simone Nießing von der Landesarbeitsgemeinschaft.

„Da werden wir auch mehr versorgen müssen, womöglich mit weniger Personal.“ Außerdem erkrankten häufig auch jüngere Menschen und bräuchten auch mal eine längere Aufenthaltszeit, sowohl ambulant als auch stationär, mit palliativer Begleitung.

Sterbende Menschen zu begleiten ist Ziel der Hospize – und das Sterben als Teil des Lebens zu verstehen. Für Betroffene wie Doris Klinkhammer ist das nicht einfach. Aber sie akzeptiert das Sterben. „Ich weiß, dass es heute oder morgen kommt. Ja, ich mache das Beste daraus und lasse den Kopf nicht hängen. Wenn die Zeit kommt, kann ich es nicht ändern.“

Die Hospize selbst blicken zufrieden auf die vergangenen Jahre. Aber die Herausforderungen werden nicht weniger.

Über dieses Thema hat auch der aktuelle bericht vom 03.02.2025 berichtet.

Leben und Sterben im Saarland