Schüler der zweiten Klasse einer Grundschule

Sachsen Bildungsempfehlungen in Sachsen: Das sollten Eltern wissen

Stand: 14.02.2025 11:10 Uhr

Die Viertklässler in Sachsen bekommen vor den Winterferien ihre Bildungsempfehlungen. Diese Empfehlungen bestimmen den Übergang zu verschiedenen Schulformen wie Gymnasium, Ober- oder Förderschule. Wie soll die schulische Zukunft der eigenen Kinder aussehen? Kann man ohne Empfehlung trotzdem aufs Gymnasium? MDR SACHSEN hat wichtige Fragen und Informationen zusammengestellt.

Von MDR SACHSEN

Rund 34.200 sächsische Grundschülerinnen und Grundschüler der vierten Klassen erhalten am Freitag zusammen mit dem Halbjahreszeugnis ihre Bildungsempfehlung für eine der weiterführenden Schulen.

Für welche Schulform gab es im letzten Schuljahr die meisten Empfehlungen?

Im letzten Schuljahr haben knapp 97 Prozent der rund 33.800 Grundschüler eine Bildungsempfehlung erhalten. Keine Bildungsempfehlung erhalten Kinder, wenn sie entweder in Deutsch als Zweitsprache (DaZ)-Klassen oder inklusiv lernzieldifferent unterrichtet werden, heißt es vom Landesamt für Schule und Bildung (Lasub).

Von den Schülerinnen und Schülern, die eine Empfehlung erhalten haben, war mehr als die Hälfte (52,3 Prozent) eine für das Gymnasium. Für die Oberschule bekamen 47,7 Prozent eine Empfehlung. Damit sind Gymnasialempfehlungen nach wie vor häufiger als die für die Oberschule. Vor der Corona-Pandemie war das noch anders: Laut Sächsischem Kultusministerium gab es noch 48 Prozent Empfehlungen für das Gymnasium und 51 Prozent für die Oberschule.

Folgen die meisten Eltern der Empfehlung fürs Gymnasium?

Ja, etwa 75 Prozent der Eltern entscheiden sich für das Gymnasium, knapp 20 Prozent schicken ihre Kinder auf die Oberschule - trotz Bildungsempfehlung für das Gymnasium.

Clemens Arndt, Pressesprecher des Landesamts für Schule und Bildung (Lasub), sagt im Gespräch mit MDR SACHSEN, dass Eltern auch aufgrund der besseren Erreichbarkeit auf die Oberschule setzen: "Deswegen entscheiden sich viele für die Oberschule im Ort und müssen nicht in das nächste Gymnasium in der nächsten Kreisstadt fahren".

Ist die Bildungsempfehlung rechtlich bindend?

Nein. Die Eltern können selbst entscheiden, an welcher weiterführenden Schule sie ihre Kinder anmelden möchten. Dies gilt seit einem Gerichtsurteil aus dem Jahr 2017. Damals hatten Eltern einer Grundschülerin durch mehrere Instanzen geklagt.

Was steckt hinter der Bildungsempfehlung?

Eine Bildungsempfehlung für das Gymnasium wird ausgesprochen, wenn die Durchschnittsnote in den Fächern Deutsch, Mathematik und Sachunterricht mindestens 2,0 beträgt und keines dieser Fächer mit der Note 4 oder schlechter bewertet wurde. Außerdem müssen das Lern- und Arbeitsverhalten des Schülers oder der Schülerin sowie die bisherigen schulischen Leistungen zeigen, dass das Kind wahrscheinlich die Anforderungen des Gymnasiums erfüllen kann.

Wenn die Schülerinnen und Schüler diese Kriterien am Ende des Schuljahres erfüllen, erhalten sie ebenfalls eine Empfehlung für das Gymnasium.

Keine Empfehlung fürs Gymnasium - und nun?

Laut Lasub haben sich sechs Prozent der Eltern mit Kindern, die keine Bildungsempfehlung fürs Gymnasium bekommen hatten, trotzdem für die Schulform mit Abiturerwerb entschieden. Denn: Auch ohne Bildungsempfehlung für das Gymnasium können Schülerinnen und Schüler bis zum 7. März 2025 an einem Gymnasium ihrer Wahl angemeldet werden.

Diese Kinder nehmen an einer schriftlichen Leistungserhebung teil. Die Aufgaben werden zentral erstellt und berücksichtigen zu gleichen Teilen die Fächer Deutsch, Mathematik und Sachunterricht.

Im März wird den Angaben des Lasub zufolge ein verpflichtendes Beratungsgespräch mit den Eltern am Gymnasium geführt. Am Ende entscheiden die Eltern in eigener Verantwortung.

Mein Kind will später aufs Gymnasium wechseln und Abitur machen, geht das?

Die Bildungsberatung an der Oberschule wird kontinuierlich fortgeführt, wie das Lasub weiter mitteilte. Wenn das Lern- und Arbeitsverhalten sowie die Noten im Jahreszeugnis zeigen, dass ein Wechsel zum Gymnasium möglich ist, könnten Schülerinnen und Schüler am Ende jedes Schuljahres auf das Gymnasium wechseln.

Eltern müssen dafür zu Beginn des zweiten Halbjahres einen Antrag stellen, hieß es. Auch nach dem erfolgreichen Abschluss einer Oberschule haben die jungen Erwachsenen die Möglichkeit, in einem dreijährigen Bildungsgang an einem Beruflichen Gymnasium die Allgemeine Hochschulreife zu erwerben.

Wie ist das mit freien Schulen?

An freien Schulen gibt es in der Regel keine klassischen Bildungsempfehlungen, wie sie an anderen Grundschulen üblich sind. Das betrifft vor allem solche, die keine Noten vergeben, wie die Freie Grundschule in Torgau. Laut deren Webseite müsste das Kind vor dem Gymnasium eine Eignungsprüfung absolvieren.

Am Ende der Zeit an Waldorf- und Montessori-Grundschulen erhalten die Eltern von den Lehrkräften eine Einschätzung des Kindes, die jedoch nicht als formale Empfehlung für eine bestimmte Schulform dient.

MDR (sme)