
Sachsen Der Kranich in Sachsen: Tierschützer zählen rund 360 Brutpaare
In Sachsen nisten immer mehr Kraniche auf Wiesen, an Teichen oder Flüssen. Inzwischen zählen Vogelschützer bis zu 360 Brutpaare im Freistaat. Und die Tendenz ist steigend, sagt Alexander Müller vom "Kranichschutz Dübener Heide" im Gespräch mit MDR SACHSEN.
Herr Müller, wo gibt es Kraniche in Sachsen?
Der aktuelle Stand der Dinge ist: Der Kranich hat sich tatsächlich auch in Sachsen bis in den Süden, also teilweise bis ins Vogtland ausgebreitet. Wir haben so ungefähr 350 bis 360 Brutpaare in Sachsen. Und ja, das ist alles in allem eine erstaunliche Entwicklung. Dem Kranich ist vermutlich in der Dübener Heide und in der Lausitz der Platz ausgegangen. Deshalb hat er sich immer weiter in den Süden ausgebreitet.
Gibt es da jeweils spezifische Standortbedingungen für den Kranich?
Der Kranich braucht zum Brüten schon sehr spezielle Habitate. Er brütet prinzipiell im Wasser. Sprich: Er baut sein Nest im bis zum bauchtiefen Wasser, um es vor Feinden zu schützen. Er bevorzugt moorige Standorte, verlassene Fischteiche, oftmals in Sachsen Bruchwälder oder Altarme von Flüssen. Da kann man ihn finden. Das Wichtigste ist, ringsum muss dann auch noch genug Futterfläche, zum Beispiel Wiesen sein, mit einem entsprechend guten Angebot an Insekten.
Spielt der Klimawandel eine Rolle für diese Vögel?
Das Thema Klimawandel beschäftigt uns natürlich. Die Zugwege des Kranichs werden immer kürzer und viele Vögel bleiben bedingt durch die milden Winter mittlerweile auch in Deutschland. Mangelnde Niederschläge merken wir natürlich auch, wenn gewisse Feuchtgebiete trocken fallen. Da brütet der Kranich erst gar nicht.
Oder wenn das während der Brut passiert, hat der Kranich das Problem, dass Feinde viel einfacher ins Nest kommen, was meistens zum Brutverlust führt. Und damit ist die Brut für dieses Jahr beendet und es gibt leider keinen Nachwuchs. Der der Schwund der Großinsekten macht in gewissen Gebieten zusätzlich Probleme, weil die für die Aufzucht der Jungen wichtig sind.
Aber Sie sagen ja, die Population hat sich ausgebreitet?
Also speziell letztes Jahr hatten wir ein sehr gutes Brutjahr. Das war bedingt durch viel Wasser im Frühjahr und im Winter. Dadurch hat er wieder optimale Bedingungen gefunden und sich vermehrt, was in trockenen Jahren ohne Niederschläge schwierig ist. Was dem Kranich ein bisschen hilft, sind viele Naturschutzmaßnahmen, Renaturierungsmaßnahmen wie in alten Tagebauen oder sonstigen Bergbaugebieten, die für Besucher gesperrt sind.
Wie wird es wohl in zehn Jahren aussehen?
Zu hundert Prozent absehbar ist das natürlich nicht. Solange der Kranich Wasser hat, bleibt er auch an seinem Standort. In der Lausitz haben wir den Vorteil: Durch die vielen aufgegebenen Wirtschaftsteichflächen ist noch genug Wasser da. Das nutzt er auch sehr gerne. Ansonsten erschließt sich der Kranich teilweise die höheren Lagen im Erzgebirge, wo auf lange Sicht mehr Wasser zur Verfügung steht.

Laut Naturschutzbund Nabu brüten in Deutschland rund 8.000 Kranichpaare. Der europäische Gesamtbestand liegt den Angaben zufolge bei mehr als 250.000 Brutpaaren.
Also es hängt am Wasser?
Genau, Wasser! Wasser ist das Element, das der Kranich zum Brüten und zum Schlafen braucht, weil der Kranich prinzipiell im Wasser steht zum Schlafen. Und das ihn zusätzlich vor Räubern schützt.
Vielen Dank für das Gespräch!
MDR (mwa/tbi)