Digitale Hightech-Euro-Wallet

Sachsen Digitaler Euro oder der gute alte Geldschein - wie zahlen wir in Zukunft?

Stand: 16.05.2025 12:33 Uhr

Der Saal der Chemnitzer Bundesbankfiliale ist bis auf den letzten Platz gefüllt, als am Mittwoch über die Zukunft des Bargeldes im digitalen Zeitalter debattiert wird. Gesprochen wird über Risiken, Kosten und Nutzen des digitalen Euros, der 2029 Realität werden soll. Die Frage, ob Scheine und Münzen noch eine Zukunft haben, steht im Raum.

Von MDR SACHSEN

Beim Geld hört bekanntlich die Freundschaft auf - sprich: wenn es um ihr Geld geht, wollen die Menschen genau wissen, dass sie nicht übervorteilt werden.

Dementsprechend gut besucht ist am Mittwoch die Veranstaltung in der Chemnitzer Bundesbankfiliale mit dem Titel "Bits und Bargeld - Wie bezahlen wir morgen?". Die angekündigte Einführung des digitalen Euros und die Zukunft des Bargeldes hat mehr als 100 Besucher in die Bank gelockt.

In einem Raum schauen sitzende Zuschauer in Richtung Auditorium.

Der Konferenzraum in der Chemnitzer Filiale der Bundesbank war am Mittwoch bis auf den letzten Platz gefüllt.

Hand aufs Herz: Haben sie Bargeld bei sich?

Bundesbank-Vorstandsmitglied Burkhard Balz, Anke Krause, Mitglied im Präsidium des Handelsverbandes Sachsen und Andreas Eichhorst, Vorstand der Verbraucherzentrale Sachsen, müssen sich gleich zu Beginn der Diskussion dazu bekennen, ob sie Bargeld bei sich haben.

Sowohl Burkhard Balz als auch Anke Krause zahlen mit Karte, haben aber immer Bargeld bei sich. Nur Andreas Eichhorst ist bekennender Kartenzahler. Allerdings räumt er ein, dass ihn der kürzliche Stromausfall in Spanien und Portugal, der bargeldlose Zahlungen unmöglich machte, vorsichtiger werden ließ.

Eine Gesprächsrunde: Sissi Hajtmanek, Burkhard Balz, Anke Krause, Andreas Eichhorst (v.l.n.r.)

Moderiert von der Journalistin Sissi Hajtmanek, diskutierten Burkhard Balz, Anke Krause und Andreas Eichhorst (v.l.n.r.) über die Zukunft des Bargeldes in digitalen Zeiten.

Burkhard Balz: Das Bargeld bleibt

Übertriebene Vorsicht in Sachen Digitalwährung kennt Burkhard Balz nicht. Er ist als Vorstand bei der Bundesbank genau mit diesem Thema betraut. Denn der digitale Euro könnte 2029 als Zahlungsmittel zur Verfügung stehen.

Digitaler Euro
Der digitale Euro ist ein Projekt der Europäischen Zentralbank (EZB), das 2021 beschlossen wurde. Es soll als digitaler Zwilling das Bargeld ergänzen. Der möglichen Einführung geht eine Untersuchungs- und Vorbereitungsphase und eine Abstimmung im Europaparlament und dem Europäischen Rat und voraus. Damit ist eine Einführung des digitalen Euros frühestens 2029 möglich.

Aber Burkhard Balz kennt auch die Zahlen aus dem Alltag. "Deutschland ist immer noch ein Barzahlungsland." 51 Prozent der Transaktionen seien im letzten Jahr mit Bargeld abgewickelt worden. "Damit liegen wir gemeinsam mit Italien und Östereich im europäischen Vergleich an der Spitze." Jedoch seien die Barzahlungen von 71 Prozent im Jahr 2017 auf die 51 Prozent im Jahr 2024 bereits zurückgegangen.

Burkhard Balz, Mitglied des Vorstandes der Bundesbank.

Bundesbank-Vorstandsmitglied Burkhard Balz verteidigt die Wahlfreiheit beim Bezahlen auch nach der Einführung des digitalen Euros.

"Die Bundesbank ist für eine Wahlfreiheit beim Bezahlen", sagt Burkhard Balz. "Wir werden alles dafür tun, dass es auch zukünftig so bleiben wird." Denn Bargeldzahlung sei mehr als nur Gewohnheit, weil es unabhängig von Netzen immer verfügbar sei. "Daher erfreut es sich immer noch so großer Beliebtheit."

Ein Besucher ist wesentlich skeptischer in Bezug auf die Digitalisierung. "Jeder diskutiert natürlich von seiner Position aus." Ein Bundesbankvorstand werde natürlich nur die positiven Aspekte hervorheben. "Da sind schon Nachfragen nötig." Er sei skeptisch, dass bei dem Ausbaubedarf in Deutschland in Sachen Digitalisierung alles reibungslos verlaufen werde.

Anke Krause hat mögliche Kosten und Transparenz im Blick

Anke Krause, Mitglied im Präsidium des Handelsverbandes Sachsen und Inhaberin eines Schreibwarengeschäftes in Freiberg, sieht im eigenen Geschäft täglich den Umgang der Kundschaft mit Bargeld. Sie hat die Kosten der Kartenzahlung für den Einzelhandel im Blick.

"Die Kartenzahlung nimmt bereits jetzt stark zu." Dabei stiegen für die Einzelhändler die Kosten. "Das belastet uns sehr und wir müssen gerade diesen Aspekt immer wieder ins Gespräch bringen."

Anke Krause, Mitglied im Präsidium des Handelsverbandes Sachsen.

Als Einzelhändlerin trägt Anke Krause die Kosten für digitale Zahlungssysteme, ist also an einem kostenneutralen digitalen Euro interessiert.

"Wir müssen darauf hinarbeiten, dass der digitale Euro, so schön er auch ist, für uns als Einzelhändler so kostenneutral wie möglich ausgestattet wird." Da müsse notfalls den Banken auf die Finger geklopft werden. Gleichzeitig sei noch offen, wie transparent man sich mache. "Wie sehr ist das Verhalten der Nutzer durch die Banken abrufbar?" Da sei der Verbraucherschutz gefragt. "Der digitale Euro soll meiner Meinung nach das Bargeld nur positiv erweitern."

Der digitale Euro soll meiner Meinung nach das Bargeld nur positiv erweitern. Anke Krause | Mitglied im Präsidium des Handelsverbandes Sachsen und Inhaberin eines Schreibwarengeschäfts in Freiberg

Ein Mann im Publikum unterstützt die Position ausdrücklich und vertraut auf die Bundesbank. "Wenn der digitale Euro kommt, mache ich mit. Es geht deutlich schneller und soll ja - so ist es versprochen - auch sicher sein.

Debatte: Viele Fragen bleiben

Natürlich gibt es noch jede Menge weitere Fragen zum digitalen Euro. Wie soll es praktisch ablaufen, kann es zu einer Inflation kommen, wie sieht es mit der Sicherheit aus. Nicht alle Fragen können beantwortet werden, weil die entsprechenden politischen Entscheidungen noch nicht getroffen worden sind.

In einem Raum stellt eine sitzende Zuschauerin mit Mikro Fragen.

Die Zuschauer hatten jede Menge Fragen an den Bundesbankvorstand.

"Die Diskussion hat mich sehr interessiert, weil man ja nicht weiß, ob das Geld ab- oder aufgewertet wird", sagt ein Mann am Ende des Abends. Es gebe ja Erfahrungen der letzten Jahre mit hoher Inflation. "Es wäre sehr schade, wenn durch etwas gutes wie den digitalen Euro ein gleicher Effekt entstehen würde."

Eine Frau hätte sich mehr Hintergrundinformationen gewünscht. "Ich erhoffe mir mehr Flexibilität mit dem digitalen Euro. Allerdings sehe ich auch, dass mit der Einführung Kosten verbunden sein werden, die ja irgendwer übernehmen muss."

Chemnitzer stehen für Münzgeld Schlange

Am Donnerstagmorgen bilden sich lange Schlangen vor der Chemnitzer Bundesbankfiliale. Für die Ausgabe der Kulturhaupt-Gedenkmünze nehmen die Chemnitzerinnen und Chemnitzer lange Wartezeiten in Kauf. Ein klares Statement zum klassischen Münzgeld. Auch im digitalen Zeitalter.

MDR (tfr)