Kleintransporter mit Foto einer Frau mit tiefem Ausschnitt

Sachsen Herrliche Aussichten? Werberat kritisiert sexistische Dachdecker-Werbung in Großenhain

Stand: 15.05.2025 17:10 Uhr

Der Werberat spricht grundsätzlich nur im Ausnahmefällen Rügen aus, da fast alle Unternehmen ihre vom beanstandeten Motive oder Spots zeitnah zurückziehen. Ein Unternehmer in Großenhain zeigt sich nicht einsichtig.

Von MDR SACHSEN

Der Deutsche Werberat hat einen Handwerksbetrieb in Sachsen gerügt, der durch sexistische und diskriminierende Darstellung in seiner Werbung negativ aufgefallen ist. Frauen würden darin in herabwürdigender Weise als "bloßer Blickfang" ohne Bezug zur beworbenen Dienstleistung dargestellt, teilte der Werberat mit.

Dekolleté wirbt für Dachdeckerberuf

Eines der Motive auf einem Fahrzeug des Großenhainer Unternehmens werbe für eine Ausbildung als Dachdecker und zeige das Dekolleté einer Frau, begleitet mit dem Slogan "Herrliche Aussichten". Der Werberat beanstandete, dass mit der sexualisierten Darstellung eine Objektifizierung einhergehe. Auf dem anderen Motiv sei eine unbekleidete Frau unter der Dusche zu sehen, die ihre Brust bedecke. Die Frau wird hier nach Ansicht des Werberats auf ihre sexuellen Reize reduziert und in ihrer Darstellung herabgewürdigt.

Das Unternehmen sei demnach nicht bereit gewesen, dem Werberat die betreffenden Abbildungen zur Verfügung zu stellen. Die Entscheidung habe deshalb nur auf Grundlage der von Dritten eingereichten Materialien getroffen werden können, hieß es. Der Werberat betont, dass die Kritik unabhängig davon besteht, ob auf anderen Fahrzeugseiten auch Männer in ähnlichen Posen gezeigt werden – denn auch das ändere nichts an der herabwürdigenden Darstellung der beanstandeten Motive. 

Kleintransporter mit Foto eines nacktes Frauenkörpers

Dass der Kopf der Frau nicht zu sehen ist, verstärkt die Objektivierung zusätzlich, so der Werberat.

Unternehmer will kritisierte Motive weiterverwenden

Unternehmer Maik Ulbricht aus Großenhain hält die Kritik für übertrieben. "Idee ist gewesen, was Lustiges für Männer und Frauen zu machen", sagte Ulbricht MDR SACHSEN. Auf der Rückseite der Fahrzeuge seien entsprechende Motive mit Männern dargestellt. Die Kampagne sei zudem bald 15 Jahre alt. Inzwischen gebe es eine neue, zeitgemäßere Kampagne. Die gerügten Motive will der Unternehmer aber, "solange verwenden, wie die Fahrzeuge alt werden können."

90 Prozent der beanstandeten Motive werden zurückgezogen

Der Werberat spricht nach eigenen Angaben grundsätzlich nur im Ausnahmefällen Rügen aus, da fast alle Unternehmen ihre vom Werberat beanstandeten Motive oder Spots zeitnah zurückziehen. Seit Jahren läge die Durchsetzungsquote bei mehr als 90 Prozent.

Auch ein Berliner Logistikunternehmen wurde vom Werberat gerügt. Es würde bei zwei Motiven jeweils drei Frauen zeigen, die in Unterwäsche bekleidet vor beziehungsweise auf einem Lkw sitzen. Durch die Bildkomposition würden die Körper der Frauen rein als visuelle Anziehungspunkte reduziert. Damit liegt laut dem Gremium eine herabwürdigende und sexistische Darstellung vor.

MDR (kbe)/epd