Die Hauptangeklagte (M) sitzt vor Beginn des Prozesses gegen eine 52 Jahre alte Frau und einen 76 Jahre alten Mann wegen Mordes und Beihilfe in einem Verhandlungssaal im Landgericht, daneben stehen ihre Rechtsanwälte. Die Angeklagte soll ihren Ehemann im September vergangenen Jahres absichtlich angefahren haben. Der 76-Jährige wurde schwer verletzt und starb. Der Mitangeklagte soll den Plan der Frau, ihren Mann zu töten, gekannt und ihr das Auto dafür besorgt haben. Ihm wird Beihilfe vorgeworfen.

Sachsen Ehemann beim Joggen in Klipphausen überfahren: Witwe bestreitet Mord

Stand: 02.06.2025 15:00 Uhr

Eine Frau soll ihren Mann aus Habgier umgebracht haben. Die Angeklagte weist die Vorwürfe zurück und beschuldigt einen Mitangeklagten. Die Staatsanwaltschaft glaubt unterdessen, dass die Witwe und der Mitangeklagte unter einer Decke steckten. Sie wirft ihnen Mord vor.

Von MDR SACHSEN

Die am Landgericht Dresden wegen Mordes angeklagte Witwe sieht sich zu Unrecht beschuldigt. Ihr Verteidiger Andrej Klein sagte zum Prozessauftakt am Montag, dass sie weder am Tatort war noch ein Motiv hatte, ihren Ehemann zu töten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihr vor, in Klipphausen bei Meißen ihren joggenden Ehemann überfahrenen und getötet zu haben.

In seiner Erklärung wurde vielmehr der Mitangeklagte beschuldigt, die Tat geplant und den Wagen gefahren zu haben. Die Staatsanwaltschaft ist im Ergebnis der Ermittlungen überzeugt, dass die Angeklagte am Morgen des 27. September 2024 mit einem Geländewagen ohne amtliches Kennzeichen ihrem auf einem Weg nahe des gemeinsamen Zuhauses joggenden Ehemann "gezielt" mit Tempo 30 bis 40 Kilometer pro Stunde von hinten in die Beine fuhr.

Dresden: Mordprozess um überfahrenen Jogger in Klipphausen beginnt

Frau soll absichtlich über ihren Mann gefahren sein

Der 76-Jährige, ein Insolvenzverwalter mit eigener Kanzlei in Dresden, fiel durch den Aufprall auf die Motorhaube, sagte eine Vertreterin der Anklage. Durch Abbremsen des Wagens sei er dann in eine Böschung gefallen. Die Angeklagte sei mit dem Auto weiter über ihn gefahren, bis es im Straßengraben strandete, sagte die Staatsanwältin.

Der Kobitzscher Weg im Klipphausener Ortsteil Ullendorf (Aufnahme mit einer Drohne).

Im Klipphausener Ortsteil Ullendorf war der Jogger angefahren worden.

"Wie von der Angeklagten gewollt", verursachte dies Brüche von Rippen und Halswirbeln sowie Verletzungen am Rumpf. Die Frau habe "den Tod ihres Ehegatten herbeiführen wollen, um an dessen Erbe zu gelangen" und werde daher beschuldigt, "einen Menschen aus Habgier heimtückisch getötet zu haben". Die Leiche des aus Heidelberg stammenden Juristen wurde kurz nach der Tat von einer anderen Joggerin gefunden. Die Polizei ging zunächst von einem Unfall mit Fahrerflucht aus.

Mitangeklagter soll Belohnung erhalten haben

Der mitangeklagte 76 Jahre alte ehemalige Hausmeister und Handwerker des vermögenden Paares, war nach Angaben der Staatsanwaltschaft in den Tatplan der Frau eingeweiht. Er soll im Auftrag von ihr für 15.000 Euro das Tatfahrzeug beschafft und ihr am Tattag übergeben haben. Danach habe er das Auto in eine Dresdner Werkstatt gefahren.

Die neue Seebrücke Koserow auf der Insel Usedom

Der Mitangeklagte war in Koserow an der Ostsee festgenommen worden.

Den Termin für eine Reparatur habe er vorab vereinbart und für seine Hilfe 5.000 Euro und den Wagen erhalten. Er wird daher beschuldigt, bei einem vorsätzlich begangenen Mord geholfen zu haben. 

Angeklagte beschuldigt Mitangeklagten

Die Witwe, die vor Gericht Handelsvertreterin als Beruf angab, wurde noch am selben Tag festgenommen, der Mitangeklagte am 2. Oktober in Koserow an der Ostsee. Beide sitzen in Untersuchungshaft.

Der Verteidiger der 52-Jährigen sagte, die Frau sei nachweislich zur Tatzeit nicht am Tatort gewesen und habe den Wagen nicht gefahren. Die Behauptungen des Mitangeklagten gegenüber Ermittlern seien fehlerhaft und "offenkundig widersprüchlich". Er habe den Toten vielmehr selbst loswerden wollen, weil der ihn wegen mangelhafter Handwerkerleistung auf Schadenersatz verklagt hatte, sagte der Rechtsanwalt. Die Mandantin dagegen sei selbst vermögend durch Immobilien, Aktien und Beteiligungen und zudem von ihrem Mann "großzügig ausgestattet" gewesen. Das Paar hatte 2022 geheiratet.

MDR (bbr/lam)