Kunstinitiative #machdeinkreuz

Sachsen Plakatkampagne #machdeinkreuz aus Sachsen ruft zum Wählen auf

Stand: 17.02.2025 04:00 Uhr

Würde es eine "Nichtwähler-Partei" geben, so würde sie regelmäßig als eine der stärksten bei Wahlen abschneiden. So zuletzt geschehen bei den Landtagswahlen 2024 in Sachsen. Mit 25,6 Prozent Nichtwählerquote würde eine solche Partei auf Platz drei der am meisten gewählten klettern. Damit sich das bei der Bundestagswahl 2025 nicht wiederholt oder vermehrt, hat das Netzwerk "kompliz*" aus Sachsen Künstlerinnen und Künstler gebeten, Plakate zu designen, die eine klare Botschaft haben: Geht wählen!

Von Wolfgang Schilling, MDR Kulturdesk

Die einen wollen sich mit den Reichen anlegen, die anderen versprechen mit Sicherheit mehr Netto. Frieden steht hoch im Kurs, der Stolz auf Deutschland ist ein Thema, wie auch Zuversicht und weniger Migration. Auf den Wahlplakaten, mit denen die Parteien derzeit unübersehbar um unsere Stimmen buhlen, sind sie alle sichtbar. Was aber, wenn sich diese Werbung ins Gegenteil verkehrt? Die Wählerschaft sich abwendet von diesen plakativen Sprüchen? Am Ende vielleicht sogar verzichtet, ihr Kreuz zu setzen. Das darf nicht sein, haben sich die Leute von "kompliz*" gedacht, einer Vereinigung von sächsischen Künstlern und Kulturschaffenden, und die Aktion #machdeinkreuz erfunden.

Kunst gegen Wahlmüdigkeit und Politikverdruss

Die Mitglieder hinter "kompliz*" haben Künstlerinnen und Künstler angesprochen, ob sie sich mit einem Motiv an einer Plakataktion beteiligen möchten, die dazu aufruft, wählen zu gehen. Hans Haacke hat mitgemacht, Norbert Bisky und Matthias Weischer. Die Leipziger Buch-Kinder sind dabei, die selbst noch gar nicht wählen dürfen und auch die Dresdner Künstlerin Ina Weise.

"Das kam für mich aus heiterem Himmel, aber da macht man doch gerne mit", gibt die engagierte Ina Weise zu Protokoll und hat einen flotten Spruch ins Bild gesetzt: "Alles muss man selber machen", ist auf dem von ihr gestalteten Plakat zu lesen.

Kunstinitiative #machdeinkreuz

Ina Weises Plakat ist mit "Alles muss man selber machen" Teil der Kampagne #machdeinkreuz. Ihre Botschaft wird nicht nur auf Plakaten gedruckt, sondern mittlerweile auch auf Bierdeckeln.

Frech, politisch, aber nicht parteiisch

Auf anderen machen Comic-Figuren ihr Kreuz, stapeln sich Bleistiftstummel, ein Wa(h)lroß verkündet, dass deine Stimme zählt und die Tagesempfehlung auf einer Imbiss-Speisekarte ist "Demokratie". Frech, nachdenklich, engagiert, versponnen, auch politisch – ja, aber nie parteipolitisch. Das war den Macherinnen und Machern wichtig.

"Wir rufen nicht für oder gegen jemanden auf. Uns geht es darum, den Leuten das Grundprinzip der Demokratie bewusst zu machen, nämlich wählen zu gehen", erklärt einer der Kompliz*en, der Kulturwissenschaftler Ludwig Henne aus Wurzen.

Uns geht es darum, den Leuten das Grundprinzip der Demokratie bewusst zu machen, nämlich wählen zu gehen. Kulturwissenschaftler Ludwig Henne, Mitglied von "kompliz*" |

Die Rückeroberung der Stammtischhoheit

51 Plakate sind aktuell auf der Webseite der Aktion zu sehen. Die kann man sich dort auch kostenfrei zum Ausdrucken herunterladen. Der Spruch von Ina Weise findet inzwischen auch anderweitig Verbreitung. Auf einem schwarzen Bierdeckel gedruckt, will man so in die politischen Stammtischdebatten eingreifen. Fünftausend Bierdeckel sind zur Freude der Künstlerin in sächsischen Kneipen verteilt worden, zweieinhalb Tausend Plakate gedruckt und an Multiplikatoren verteilt. Ina Weise erzählt davon, fast täglich Fotos aus Orten zu bekommen, wo ihr Plakat zu sehen ist. Und nicht nur das.

Wir Gestalten Dresden

Die Dresdner Künstlerin Ina Weise freut sich darüber, dass ihr Design auch über Bierdeckel ihren Weg an die sächsischen Kneipenstammtische findet.

Unerwartete Reaktionen

Aus Stolpen in der Sächsischen Schweiz wurde Weise angefragt, vor Ort einen Workshop anzuleiten. Die Initiative "Stolpen für alle" hatte sich mehrere Bannerflächen im öffentlichen Raum organisiert und brauchte Hilfe bei der Gestaltung. Ina Weise kam dem gerne nach und nun stehen die Banner. "Sie sehen richtig gut aus", freut sich die Künstlerin und erinnert sich fast gerührt an die Arbeit mit den Leuten vor Ort zurück. "Denen war wichtig, einfach mal zusammenzukommen, auf Menschen zu treffen, die auch so denken wie man selber." Und am Ende, für wen auch immer, ihr Kreuz machen. Für die Demokratie – "zusammen lohnt sich" – steht auf jedem der Plakate der Aktion #machdeinkreuz zu lesen.

Kunstinitiative #machdeinkreuz

Auch der Künstler Norbert Bisky hat sich mit seinem Plakatdesign beteiligt.

Redaktionelle Bearbeitung: gw