Schauspieler Friedrich Wilhelm Junge, 1998

Sachsen Schauspieler Friedrich-Wilhelm Junge gestorben

Stand: 21.02.2025 11:33 Uhr

Der Schauspieler Friedrich-Wilhelm Junge ist im Alter von 86 Jahren gestorben. Der gebürtige Schweriner war eng mit Dresden verbunden: Junge gehörte während DDR-Zeiten zum Ensemble des Staatsschauspiels, gründete 1988 das Theater "Dresdner Brettl" und setzte sich für den Wiederaufbau der Dresdner Synagoge ein. Für sein Engagement erhielt er unter anderem den Kunstpreis der Landeshauptstadt sowie das Bundesverdienstkreuz.

Von MDR Kulturdesk

Der Schauspieler Friedrich-Wilhelm Junge ist tot. Wie der Theaterkahn Dresden MDR KULTUR bestätigte, ist der 86-Jährige nach kurzer schwerer Krankheit am Donnerstag gestorben. Junge hatte 1988 das Theater "Dresdner Brettl" gegründet und bis 2005 geleitet. Seit 1994 ist es auf dem Theaterkahn am Dresdner Elbufer beheimatet.

Nachruf: Schauspieler Friedrich-Wilhelm Junge mit 86 Jahren verstorben

Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert würdigte Junge als außerordentlich beliebten und geschätzten Künstler. Wegen seiner geradlinigen Persönlichkeit werde er immer ein Vorbild bleiben. Die Kulturbürgermeisterin der Landeshauptstadt, Annekatrin Klepsch, erklärte in einer Mitteilung, Junges Tod sei ein Verlust für die Stadt wie für die Theaterwelt. Der Künstler habe das kulturelle Leben Dresdens über Jahrzehnte bereichert. "Mit dem Tod von Friedrich Wilhelm Junge verlässt nicht nur ein großer Mime die künstlerische Bühne, sondern ein engagierter Bürger und vielfältig begabter Künstler und Intellektueller tritt aus dem Leben", hieß es.

Der Dresdner Theaterkahn vor Kathedrale und Semperoper

Der Theaterkahn war nach 1989 das erste Privattheater Dresdens.

Herausragender Schauspieler am Theaterkahn

Der Theaterkahn würdigt Junge in einem Nachruf als einen "großartigen Künstler, Humanisten und überzeugten Demokraten". Der 1938 in Schwerin geborene Schauspieler sei in seiner Wahlheimat Dresden sehr beliebt gewesen. Er habe hier schon zu DDR-Zeiten viele Menschen für seine Bühnenkunst begeistert.

Der aktuelle Intendant des Theaterkahns, Holger Böhme, hob im Gespräch mit MDR KULTUR Junges schauspielerischen Leistungen hevor. Seine Darstellung des Kontrabassisten in dem Stück "Der Kontrabass" sei herausragend gewesen. Junge habe seine Paraderolle am "Brettl" 18 Jahre lang gespielt.

Für mein Dafürhalten war er im Genre des literarischen Kabaretts einzigartig. Holger Böhme, Intendant des Theateskahns, über Friedrich-Wilhelm Junge |

Auch als Kabarettisten habe er Junge geschätzt, erklärte Böhme: "Er war für mein Dafürhalten im Genre des literarischen Kabaretts einzigartig". Ein Beispiel dafür sei sein Romantik-Programm am Theaterkahn, das im Oktober 2024 Premiere feierte. "Diese Art von Sprachbehandlung, von Literatur, von Musikalität in der Sprache" mache dem 86-Jährigen keiner nach, sagte der Intendant.

Dresden verliert hochpolitischen Künstler

Auch der Bürgerrechtler, Theologe und ehemalige Leiter der sächsischen Landeszentrale für politische Bildung, Frank Richter, zeigte sich tief betroffen. Er sagte MDR KULTUR, Junge sei ein hochpolitischer Mensch gewesen, der zu seinen Überzeugungen gestanden habe. So habe er eine Europafahne vor seinem Haus gehabt.

Friedrich-Wilhelm Junge

Friedrich-Wilhelm Junge hielt bei der Eröffnung des Denkraums Sophienkirche, die in der DDR abgerissen wurde, einleitende Worte.

Von Staatsschauspiel Dresden bis DEFA

Junge wurde 1938 in Schwerin geboren und absolvierte sein Studium an der Theaterhochschule "Hans Otto" in Leipzig. Nach Stationen an den Theatern in Rudolstadt und Plauen wurde er Mitte der 1960er Teil des Ensembles am Staatsschauspiel Dresden. Dort wirkte er knapp zwei Jahrzehnte lang. Daneben spielte Junge in DEFA-Filmen wie "Addio, piccola mia" und "Die vertauschte Königin" mit.

Der Schauspieler hat sich immer wieder auch politisch engagiert. Unter anderem setzte sich Junge für Wiederaufbau der Dresdner Synagoge ein und sammelte dafür Spenden. Er initiierte gemeinsam mit Sänger Gunter Emmerlich, Komponist Udo Zimmermann und weiteren die Gründung des Neuen Sächsischen Kunstvereins.

Synagogen in Mitteldeutschland

Friedrich-Wilhelm Junge war 1997 Gründungsmitglied des Förderkreises zum Wiederaufbau der Dresdner Synagoge.

Mit Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet

Friedrich-Wilhelm Junge wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Kunstpreis der Landeshauptstadt Dresden. 1995 erhielt er das Bundesverdienskreuz am Bande. Zur Begründung hieß es damals, dank Junge habe sich das Dresdner Brettl zu einer ersten Adresse für literarisches wie auch politisches Kabarett entwickelt. Durch sein Engagement habe die Theaterstadt Dresden ihr hohes internationales Niveau halten können.

Quellen: Theaterkahn Dresden, Katholische Akademie Dresden-Meißen, Sächsische Staatsregierung
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