
Sachsen Sensoren an Carolabrücke schlagen wieder Alarm - Forderung nach schnellerem Abriss
In dieser Woche hat die sensible Messtechnik an der Carolabrücke mehrmals Alarm geschlagen. Der Zustand der Elbquerung hat sich laut Brückenexperte Steffen Marx deutlich verschlechtert. Das Team Zastrow im Dresdner Stadtrat fordern deswegen, den Katastrophenfall auszurufen, um einen schnellstmöglichen Abriss zu ermöglichen. Die Stadt reagiert darauf ausweichend.
- Der Zustand der Carolabrücke in Dresden hat sich am Mittwoch weiter verschlechtert.
- Der Dresdner Stadtrat Holger Zastrow fordert einen schnellstmöglichen Abriss der Brücke.
- Aktuell sind laut Brückeexperte Steffen Marx Abrissarbeiten zu gefährlich.
Der Zustand der Dresdner Carolabrücke hat sich weiter verschlechtert. Wie die Stadt Dresden mitteilte, wurde am Mittwochmittag erneut ein sogenannter Spanndraht-Bruch festgestellt. Deshalb könne es im Moment keine Freigabe für die Schifffahrt geben, so die Stadt.
Die festgestellten Spanndraht-Brüche würden jetzt von einem Gutachterbüro ausgewertet, hieß es. Dann werde über das weitere Vorgehen entschieden, teilte die Stadt Dresden mit. Bereits am Dienstag schlug die Messtechnik wegen Brüchen in den noch stehenden Brückenteilen an.
Team Zastrow fordert Ausrufung des Katastrophenfalls
Um einen schnelleren Abriss der Carolabrücke zu erreichen, hat das Team Zastrow gefordert, den Katastrophenfall auszurufen und den Katastrophenstab wiedereinzusetzen. Man dürfe beim Abbruch der Brücke keine weitere Zeit verschwenden, teilte die Fraktion am Mittwoch mit. "Es ist offenbar, dass die bisherige Strategie der Straßenbauverwaltung in die Sackgasse führt und überdacht werden muss", sagte Fraktionschef Holger Zastrow.
Wenn die Stadt so weitermacht, steht die Brücke auch in einem Jahr noch. Holger Zastrow | Fraktionschef Team Zastrow im Dresdner Stadtrat
Durch die Ausrufung des Katastrophenfalls könnten die Abrissarbeiten Zastrow zufolge sofort an Abrissunternehmer ohne lange Ausschreibungsverfahren vergeben werden. "Wenn man jetzt den Katastrophenfall wieder ausrufen würde, könnte man schnelle und unbürokratische Entscheidungen treffen", sagte Zastrow MDR SACHSEN.
Holger Zastrow: Nachdenken über Behelfsbrücke
Er fordert die Stadt zu schnellerem und unkomplizierterem Handeln auf. "Wenn die Stadt so weitermacht, steht die Brücke auch in einem Jahr noch." Die Carolabrücke müsse bis zum Sommer komplett abgerissen sein. Zudem schlägt Zastrow vor, über eine Behelfsbrücke nachzudenken: "Wir verlieren viel Lebenszeit durch die Staus und katastrophale Verkehrssituation in Dresden:"
Die Abrissarbeiten dauern mittlerweile schon fast ein halbes Jahr. Der eingestürzte Brückenzug ist noch immer nicht beräumt bzw. abgerissen.
Stadt Dresden: Keine Antwort zum Zastrow-Vorschlag
Die Stadt Dresden gibt auf Nachfrage von MDR SACHSEN keine Antwort darauf, ob die Abrissarbeiten der noch stehenden Teile der Carolabrücke tatsächlich durch die Ausrufung des Katastrophenfalls beschleunigt werden können.
Ziel ist nach wie vor ein zügiger Abriss mit gleichzeitig möglichst geringen Einschränkungen für die Schifffahrt. Stadt Dresden |
Das weitere Vorgehen zum Abriss werde erst entschieden, werden die Gutachterergebnisse zur Standsicherheit der Brücke ausgewertet sind, teilte die Stadt mit. Dazu heißt es: "Ziel ist nach wie vor ein zügiger Abriss mit gleichzeitig möglichst geringen Einschränkungen für die Schifffahrt."
Brückenexperte Marx: Abrissarbeiten aktuell zu gefährlich
Auch Brückenexperte Steffen Marx sagte im MDR-Interview am Dienstag, dass ein schneller Abriss notwendig sei. "Die Brücke ist absolut und akut einsturzgefährdet", sagte er. Marx betonte jedoch, dass aktuell an Abrissarbeiten wegen der akuten Einsturzgefahr nicht zu denken sei.
Das wäre erst wieder möglich, wenn sich die aktuell starken Temperaturschwankungen beruhigt hätten. Durch den rapiden Temperaturabfall war es Marx zufolge zu den Brüchen in der Brücke gekommen.
MDR (phb/kil/kwo)