
Sachsen Wie wird's denn nun? Stadtrat will am Donnerstag über neue Carolabrücke entscheiden
Die Meinungen zur Grundsatzentscheidung über die künftige Carolabrücke gehen weit auseinander. Am Donnerstag entscheidet der Stadtrat über die Fahrspuren, den Preis und wie schnell sie neue Brücke gebaut werden soll.
- Die Empfehlungen des Bauausschusses werden von SPD, Linke, Grüne und der PVP-Kooperation abgelehnt.
- Statt vier soll es laut Kritiker nur zwei oder drei Fahrspuren geben.
- Aus der Wirtschaft kommt Unterstützung für einen breiteren Neubau.
Der Dresdner Stadtrat will am Donnerstag eine Grundsatzentscheidung über die künftige Carolabrücke treffen. Auf dem Tisch liegt eine Beschlussempfehlung des Bauausschusses für einen Ersatzneubau mit vier Fahrspuren plus eigenem Straßenbahngleiskörper sowie Fuß- und Radwegen in beiden Richtungen. Der Stadtrat ist allerdings nicht an diese Empfehlung gebunden. Die Meinungen dazu sind nicht nur bei den Fraktionen im Stadtrat sehr gegensätzlich.
Kritik an Empfehlung des Bauausschusses
Die Empfehlung des Bauausschusses war am Montag nur mit knapper Mehrheit verabschiedet worden. Hauptgrund ist, dass die neue Brücke aufgrund neuer Standards und Bestimmungen mehr als sieben Meter breiter werden würde als der Vorgängerbau - nämlich gut 41 Meter. Das lehnen SPD, Linke, Grüne und die PVP-Kooperation ab.

Bei der Sanierung der bisherigen Carolabrücke war der kombinierte Fuß- und Radweg auf der Oberstromseite bereits geringfügig verbreitert worden. Die neue Brücke könnte insgesamt deutlich breiter werden.
Angst vor autobahnähnlicher Anmutung und Mehrkosten
Sie kritisieren eine autobahnähnliche Anmutung der empfohlenen Variante und warnen vor Mehrkosten in zweistelliger Millionenhöhe. Zudem befürchten die Gegner erhebliche Bauverzögerungen, weil möglicherweise die Vorgaben für einen schnellen Ersatzneubau ohne langes Planfeststellungsverfahren nicht eingehalten werden. Nach ihrer Ansicht sollte es nur drei oder zwei überbreite Fahrspuren geben.
Zur Begründung wird auch auf Untersuchungen und Prognosen verwiesen, wonach die Brücke von zunehmend weniger Fahrzeugen genutzt wird. Unterstützt wird diese Position von Verkehrswissenschaftlern und Klimaschützern, aber auch Befürwortern eines Neubaus in historischer Anmutung.
Wenn Handwerker im Stau stehen, können sie nicht arbeiten. Eine leistungsfähige öffentliche Infrastruktur ist Grundvoraussetzung für Wohlstand, Wachstum und Beschäftigung. Jörg Dittrich | Präsident der Handwerkskammer Dresden
Wirtschaft unterstützt nachdrücklich breiteren Neubau
CDU, Team Zastrow, FDP/Freie Bürger, AfD und BSW stehen dagegen hinter der Empfehlung. Unterstützung erhalten sie vor allem von regionalen Wirtschaftsverbänden. Industrie- und Handelskammer, Handwerkskammer und auch der Verband der sächsischen Wirtschaft fordern nachdrücklich eine Variante mit vier Fahrspuren und einen schnellstmöglichen Baubeginn. Das sei die effizienteste Lösung und unverzichtbar für reibungslose Versorgungsketten, die Einhaltung von Kundenterminen und schnelle Notdiensteinsätze.

Auch die bisherige Carolabrücke hatte vier Fahrspuren. Sie waren allerdings schmaler, als heutige Vorschriften es verlangen. (Archivbild)
Den Befürwortern einer schmaleren Brücke werfen Holger Zastrow und seine Team-Fraktion eine "verlogene Argumentation" vor. Schließlich würde die größere Breite der neuen Elbquerung vor allem aus mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer resultieren. Hätten bei der Sanierung der Vorgängerbrücke alle Wünsche berücksichtigt werden können, wäre sie auch 37 Meter breit geworden.
MDR (stt)