Gruppenbild der Preisträger des Lesepreis mit Blumensträußen auf einer Bühne.

Sachsen Deutscher Lesepreis geht nach Leipzig und Chemnitz

Stand: 19.02.2025 03:00 Uhr

In Berlin ist am Dienstagabend zum 12. Mal der Deutsche Lesepreis verliehen worden. Auch zwei Projekte aus Sachsen haben die Auszeichnung erhalten: Eine Grundschule in Leipzig setzt sich intensiv für die Leseförderung ein. Das Programm "Leon" der Technischen Universität Chemnitz bietet Schülern eine digitale Lese-Plattform.

Von MDR Kulturdesk

Am Dienstag sind in Berlin 16 Personen und Einrichtungen für ihr Engagement zur Leseförderung mit dem Deutschen Lesepreis ausgezeichnet worden. Auch zwei Projekte aus Sachsen sind dabei: Die 78. Schule in Leipzig-Grünau erhielt die Auszeichnung für schulische Leseförderung und die Technische Universität Chemnitz für ihre Online-Leseplattform "Leon". Sie setzten sich unter ca. 400 Bewerbungen durch, so die Stiftung Lesen, die die Auszeichnung vergibt.

Stiftung Lesen
Die Stiftung Lesen arbeitet mit Landes- und Bundesministerien, wissenschaftlichen Einrichtungen, Verbänden und der Wirtschaft zusammen um die Lesekompetenz zu fördern. Dabei fokussiert sie sich auf Kinder, Jugendliche und Familien. Die Stiftung steht unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten.

Leipzig: Grundschule mit vielseitigen Lese-Angeboten

Der erste Platz in der Kategorie "Herausragende Leseförderung an Schulen" ging an die 78. Schule in Leipzig-Grünau. Die städtische Grundschule überzeugte die Preisjury mit ihrem pädagogischen Fokus auf das Lesen. Die Schule geht laut der Begründung "innovative Wege, um die Lesemotivation und Lesekompetenz ihrer Schülerinnen und Schüler ab der ersten Klasse nachhaltig zu stärken."

Gruppenbild der Preisträger des Lesepreis

Stefanie Weide und Stefan Müller von der 78. Schule der Stadt Leipzig bei der Preisverleihgung in Berlin.

Zu den Projekten der Schule im Leipziger Westen zählen ein personalisiertes Online-Leseprogramm sowie das "Tandemlesen", bei dem Lesepaten mit den Schülern lesen. Zudem hat die Schule im Rahmen des Sachunterrichts ein eigens Fach geschaffen: "Lies".

TU Chemnitz digitalisiert die Leseförderung

Ein weiteres prämiertes Projekt kommt aus Chemnitz. Die Forscher der Technischen Universität erhielten für ihr Programm "Leon" den ersten Preis für "Herausragende Leseförderung mit digitalen Medien." Das Zentrum für Lehrerbildung der TU hat gemeinsam mit Schulen in Nordrhein-Westfalen und einer Softwarefirma eine neue Online-Plattform für die Schulklassen zwei bis sechs entwickelt. "Leon" – kurz für "Leseraum Online" – ist kostenlos nutzbar und kombiniert laut der Jury der Stiftung Lesen "bewährte Verfahren der Leseförderung mit den Möglichkeiten digitaler Medien."

Kinder sitzen auf dem Boden und lernen auf Tablets.

Digitale Medien können bei der Vermittlung von Lesekompetenz helfen.

Das Programm bietet nicht nur Texte, sondern auch Videos, Anschauungsmaterial und Unterrichtsbeispiele. Bisher nutzen laut den Entwicklern etwa 5.000 Schulen in Deutschland die "Leon"-Plattform. In Zukunft soll das Programm auch künstliche Intelligenz einsetzen, um Feedback zum Lesefortschritt zu erleichtern.

Weil sehr viel in die Forschung investiert wurde, wüsste man seit einigen Jahren sehr gut, wie Kinder besser Lesen lernen könnten, sagt Michael Krelle von der TU Chemnitz im Gespräch mit MDR KULTUR. Mit den digitalen Werkzeugen könne man "eine Art Turbo starten", mit dem man das Lesen vor allem bei den leistungsschwächsten Schülerinnen und Schüler verbessern könne. Er betont aber auch, dass sie auch weiterhin "an das gute, alte Buch, das man wirklich in der Hand hält" glauben würden. Über die Auszeichnung habe man sich riesig gefreut, Krelle sagt: "Wir waren natürlich wahnsinnig überwältigt davon – wir sind es ehrlich gesagt heute noch."

Wir waren natürlich wahnsinnig überwältigt davon – wir sind es ehrlich gesagt heute noch. Michael Krelle von der TU Chemnitz zur Auszeichnung mit dem Deutschen Lesepreis |

Bernhard Hoëcker als prominenter Leseförderer geehrt

Neben den Projekten, die in Bildungseinrichtungen entwickelt wurden, zeichnete die Stiftung Lesen auch ein bekanntes Gesicht aus: Der Komiker Bernhard Hoëcker engagiere sich bereits seit Jahren als Lesebotschafter und platziere das Thema Lesen immer wieder auch in der Öffentlichkeit, so die Stiftung Lesen. Dafür wurde er am Dienstag mit einem Sonderpreis für "Prominentes Engagement" geehrt.

Bernhard Hoëcker, ein Mann lächelt.

Engagierter Lesebotschafter: Der Komiker Bernhard Hoëcker.

Lese-Engagierten den Rücken stärken

Der Deutsche Lesepreis wird seit 2013 jährlich durch die Stiftung Lesen und die Commerzbank-Stiftung verliehen. Geehrt würden damit diejenigen, die aktiv daran arbeiten, Chancen für andere zu ermöglichen, so Lesestiftungs-Geschäftsführer Jörg Maas bei MDR KULTUR. Mit der Auszeichnung werden neben der Leseförderung in Kitas und Schulen und mit digitalen Medien auch prominentes, individuelles und kommunales Engagement unterstützt.

Wir wissen, dass am Ende der Grundschulzeit ein Viertel der Kinder die Grundschule verlässt, ohne ausreichend lesen und schreiben zu können. Jörg Maas | Geschäftsführer der Stiftung Lesen

Anlass für die Schaffung des Preises seien große Defizite bei der Fähigkeit zu Lesen gewesen, so Maas: "Wir wissen, dass am Ende der Grundschulzeit ein Viertel der Kinder die Grundschule verlässt, ohne ausreichend lesen und schreiben zu können." Zudem verfüge ein Viertel der 15-Jährigen nicht über eine ausreichende Lesekompetenz, so Maas. Lesen sei jedoch "die Grundlage für einen gelungenen Alltag, für Erfolge in Schule und Beruf sowie demokratische Teilhabe".

Quellen: MDR KULTUR (Raik Steingasser), Stiftung Lesen
Redaktionelle Bearbeitung: ts, bh, op