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blaue Stunde, Herbst, Außenaufnahme, Querformat | MDR/Joachim Blobel Neues Theater Halle, Blick auf Theaterkasse, Haupteingang und NT-Café,
blaue Stunde, Herbst, Außenaufnahme, Querformat"
Sachsen-Anhalt Aus für Schauspiel-Ausbildung in Halle
Die Leipziger Hochschule für Musik und Theater "Felix Mendelssohn Bartholdy" beendet ihre Schauspielausbildung am Neuen Theater (nt) Halle. Stattdessen sollen die angehenden Darstellerinnen und Darsteller in Köln an einem größeren Theaterhaus mit mehr Sichtbarkeit ausgebildet werden. Man wolle so den bestmöglichen Karriere-Start ermöglichen, so Rektor Gerald Fauth in einem Schreiben an die Bühnen Halle. Die Theaterleitung zeigte sich verständnisvoll, bedauert aber die Entscheidung.
- Die Schauspielausbildung am Neuen Theater (nt) Halle endet zum 1. September 2026.
- Die Studentinnen und Studenten der Leipziger Hochschule für Musik und Theater will man künftig für bessere Karrierechancen in Köln ausbilden.
- Die Theaterleitung in Halle reagierte ebenso wie die Betroffenen verständnisvoll, aber mit Bedauern.
Am Neuen Theater in Halle, dem nt, geht eine Ära zu Ende. Seit dem Jahr 2006 gibt es hier ein Schauspielstudio, an dem Studentinnen und Studenten der Leipziger Hochschule für Musik und Theater die letzten beiden Praxisjahre ihres Studiums unter echten Theaterbedingungen absolvieren. Wie jetzt überraschend bekannt wurde, soll das ein Ende haben. Das Studio wechselt im September 2026 an das Schauspiel Köln.
Schauspielstudio wechselt von Halle nach Köln
Die Hochschule für Musik und Theater "Felix Mendelssohn Bartholdy" (HMT) begründete die Entscheidung aus strategischer Sicht. Sie sei ausdrücklich nicht als Kritik am Neuen Theater Halle zu verstehen, sagte die Dekanin des Schauspielinstituts, Silvia Zygouris, MDR KULTUR.
Das ist für uns als Hochschule eine strategische Entscheidung und ausdrücklich keine Kritik am Neuen Theater Halle. Silvia Zygouris, Dekanin des Schauspielinstituts der HMT Leipzig |
Zygouris betonte, dass man damit die Chance habe, "an das modernste und größte Theaterhaus Deutschlands zu gehen – zu Kay Voges, einem sehr renommierten Theatermacher, der mit uns Ausbildung machen will", so Zygouris. Der vormalige Dortmunder Intendant Kay Voges gilt als innovativer, experimentierfreudiger Theater- und Opernregisseur. Er tritt sein Amt als Intendant in Köln im Herbst 2026 an.

Hochschule für Musik und Theater in Leipzig: Der Schauspielstudiengang kooperiert in Zukunft mit dem Schauspiel Köln.
Die Stadt am Rhein ist in Sachen Studioausbildung allerdings kein Neuland für die Leipziger Hochschule. Unter der Intendanz von Stefan Bachmann war man dort schon einmal von 2014 bis 2020 aktiv. Von dem neuerlichen Gang in die Theater- und vor allem Medienmetropole Köln verspricht man sich eine bessere Sichtbarkeit für die Leipziger Studentinnen und Studenten im immer härter werdenden Vermittlungskampf.
Theater Halle zeigt sich verständnisvoll
Mareike Mikat, stellvertretende Intendantin, Regisseurin und Studioleiterin am Neuen Theater war zwar überrascht von der kurzfristig getroffenen Leipziger Entscheidung, fällt aber trotzdem nicht aus allen Wolken. Sie zeigt sogar Verständnis für die Entscheidung der Hochschule. Sie sagte MDR KULTUR: "Die Hochschulen suchen immer optimale Bedingungen für die Ausbildung ihrer Studierenden und das sollen sie auch. Dass das Studio der Leipziger Hochschule jetzt nach Köln wechselt, bedeutet ja nicht, dass die Schauspielausbildung am Neuen Theater in Halle endet."
Jetzt will man am Neuen Theater Halle neue Partner suchen und hat offensichtlich keine schlechten Karten. Denn auch die Hochschulen stehen unter Druck. Selbst die renommierte Ernst-Busch-Hochschule in Berlin bringt längst nicht mehr alle ihre Absolventen am Markt unter. Hinzu kommt, dass sich viele Theater, die ab Anfang dieses Monats geltende Einstiegsgage von 3.075 Euro für Berufsfanfänger schlicht nicht leisten können.
Bedauern bei Schauspielnachwuchs aus Leipzig
Schwere Zeiten also für den Nachwuchs. Gloria Odosi studiert in Leipzig und beschreibt, wie die Stimmungslage bei den Betroffenen ist. Sie spricht von einem Bedauern, weil man sich in Halle sehr wohl fühle: "Weil wir da das Gefühl haben, mit dem, was wir machen – den Studioformaten und Inszenierungen – auch etwas Eigenes zum Repertoire des Hauses beizutragen, das beim Publikum gut ankommt."
Man verstehe aber auch die Hochschule, die sich von dem neuen Netzwerk im Rheinland – neben den Studios in Leipzig und Dresden gibt es auch noch eines in Düsseldorf – "eine bessere Anbindung an die Theaterwelt im Westen von Deutschland verspricht."
Neues Theater sucht neuen Partner
Und wenn im Westen Deutschlands der große Klaus mit dem Finger schnippt, hat der Kleine in Halle das Nachsehen? "Erniedrigte und Beleidigte gibt es immer. Man könnte jetzt auch vom bösen Westen und dem armen Osten sprechen, aber was bringt das denn?", fragt Studioleiterin Mareike Mikat und stürzt sich lieber mit aller Energie in die Suche nach einem neuen Studio-Partner.
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Hintereingang des Neuen Theaters (nt) Halle: Ab September 2026 soll kein Schauspielnachwuchs mehr ausgebildet werden.
Für Max Radestock, Schauspieler und Regisseur, der in Halle mit den Studenten gerade Gerhart Hauptmanns "Die Weber" probt, hat das Ganze aber noch eine andere Dimension. Auch er begann seine Karriere hier am Studio. Er sagte MDR KULTUR: "Ich persönlich wünsche mir für die Zukunft des Theaters in Deutschland, dass wir nicht irgendwann nur noch die Leuchttürme in den großen Städten haben." Das sei eine Entwicklung, die ihm Sorgen mache. "Was hier gerade in Halle geschieht, ist ein kleiner Baustein davon."
redaktionelle Bearbeitung: sg, lk