
Sachsen-Anhalt Brandserie erschüttert Dessau-Roßlau: "Da spielt jemand mit Menschenleben"
In Dessau-Roßlau treibt derzeit offenbar ein Feuerteufel sein Unwesen. Immer wieder werden Brände gelegt. Die Einsätze sind eine große Belastung für die Feuerwehr. Die Ermittlungen der Polizei laufen auf Hochtouren. Die Einwohner in Dessau-Roßlau sind beunruhigt.
- Die Feuerwehr in Dessau-Roßlau ist aktuell stark gefordert.
- Nach einer Brandserie ermittelt die Polizei wegen Brandstiftung und prüft Zusammenhänge.
- Die Einwohner sorgen sich um ihre Sicherheit.
Die Meldungen reißen nicht ab: Großfeuer in einem leerstehenden Industrieobjekt, Holzstapel steht in Flammen, Kameraden rücken zu Waldbrand aus. Solche und ähnliche Nachrichten machen in den vergangenen Wochen immer wieder die Runde.
Die Sorge bei vielen Dessau-Roßlauern ist groß. "Klar mache ich mir Gedanken. Der Brandstifter beschädigt auch fremdes Eigentum und gefährdet Existenzen", sagt eine Frau Mitte 40 auf dem Marktplatz. Ein Geschäftsmann fürchtet dagegen auch um die eigene Sicherheit: "Das könnte auch jeden Haushalt treffen, wenn sie im Wald anfangen zu zündeln, wer weiß, wo das aufhört." Und eine Eisverkäuferin ist von der unheimlichen Brandserie schockiert: "Da spielt jemand mit Menschenleben. Das ist unfassbar." Und während sie das sagt, schwingt Wut in ihrer Stimme mit.
"Für die Kameraden sehr anstrengend"
Mehr als 40 Mal musste die Berufsfeuerwehr in Dessau-Roßlau allein im Mai zu Löscheinsätzen ausrücken: "Das ist für die Kameraden körperlich sehr anstrengend, gerade die größeren Waldbrände in der Mosigkauer Heide, wenn der Boden dann noch zusätzlich Hitze abstrahlt", sagt Martin Müller. Er leitet in Dessau-Roßlau das Amt für Brand-, Katastrophenschutz und Rettungsdienst und ist damit auch Chef der Berufsfeuerwehr.
Dass etliche Brände absichtlich gelegt wurden, steht für ihn zweifelsfrei fest: "Die Häufung ist sehr ungewöhnlich für die Jahreszeit, wo alles grünt. Das ist nicht normal, dass es so oft auch am Waldboden brennt."
Erst am Wochenende ist bei einem Brand einer Gartenlaube in Dessau-Roßlau ein erheblicher Sachschaden entstanden. Wie die Polizei mitteilte, ereignete sich der Vorfall am Sonnabend. Das Gebäude im Bereich Rosenhof brannte demnach komplett aus, verletzt wurde niemand. Die Polizei geht von Brandstiftung aus. Der Schaden wird auf etwa 50.000 Euro geschätzt.
Brandserie fordert Einsatzkräfte
Die Berufsfeuerwehr in der Doppelstadt zählt 80 Kameraden, dazu kommen noch etwa 350 Freiwillige Feuerwehrleute in den Ortsteilen. Laut Müller werden die Kameraden etwa 2.200 Mal im Jahr alarmiert. "Wenn ich dann zum normalen Tagesgeschäft noch so eine Zusatz-Serie habe, kostet das alles Manpower", sagt Müller.
Das kann auch mal schiefgehen, dass das länger dauert und sich das Feuer so rasant entwickelt, dass wir es nicht mehr im Erstangriff löschen können. Martin Müller, Chef der Berufsfeuerwehr |
Bislang sei glücklicherweise noch niemand zu Schaden gekommen. "Wir sind dafür da, um Menschenleben zu retten. Wenn ich einen Waldbrand löschen muss, der wahrscheinlich mutwillig verursacht wurde, kann ich das andere im Extremfall nicht. Und das ist das Schlimme", sagt Müller.
Finanzielle Folgen schon jetzt enorm
Vor allem die gelegten Feuer in der Mosigkauer Heide bereiten dem Feuerwehrchef Sorgen. Bisher konnten die Brände rechtzeitig lokalisiert und schnell gelöscht werden, aber: "Das kann auch mal schiefgehen, dass das länger dauert und sich das Feuer so rasant entwickelt, dass wir es nicht mehr im Erstangriff löschen können." Die Folgen wären möglicherweise fatal.
Aber auch die absichtlich verursachten Brände in verlassenen Industrieobjekten beunruhigen den Feuerwehrchef: "In einem leerstehenden Objekt kann auch jemand drin sein, was keiner weiß. Das ist nicht ungefährlich", sagt Martin Müller.
Zudem koste jeder Einsatz auch viel Geld. Die finanziellen Folgen sind schon jetzt enorm. Der bei den gelegten Feuern entstandene Sachschaden in Dessau-Roßlau geht längst in die Millionen.
Polizei prüft Zusammenhang zwischen Taten
Die Polizei ermittelt mit Hochdruck. "Ein Zusammenhang zwischen den Taten wird gegenwärtig geprüft", heißt es von Seiten der Polizei. Annett Ropella vom Dessauer Polizeirevier hält sich aus ermittlungstaktischen Gründen mit weiteren Auskünften zurück. Eine "heiße Spur zu den Tätern" gebe es derzeit nicht. Die Frage, wie viel Beamte mit der Brandserie beschäftigt sind, lässt die Polizeisprecherin offen. Bei Brandstiftungsdelikten seien die Ermittlungen ohnehin langwierig und aufwandsintensiv: "Da die Tat meist im Verborgenen stattfindet, sind oftmals Zeugen nicht vorhanden. Zudem kann das Feuer bei der Tat gelegte Spuren sofort wieder vernichten."
Die Einwohner in Dessau-Roßlau hoffen, dass die Brandserie bald ein Ende hat. "Solche Leute müsste man so schnell wie möglich fassen", sagt eine Händlerin auf dem Wochenmarkt. Eine ältere Kundin pflichtet ihr bei: "Brandstifter gehören hart bestraft. Die Täter müssen hinter Gitter, damit ich wieder ruhig schlafen kann." Und auch die Eisverkäuferin wünscht sich, dass der "Spuk" endlich aufhört, denn: "Dieses mulmige Gefühl bleibt, solange da ein Feuerteufel frei rumläuft."
MDR (Martin Krause, Daniel George), zuerst veröffentlicht am 02.06.2025