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Sachsen-Anhalt Jugendfreizeitzentrum in Bismark ist zurück
Das Jugendfreizeitzentrum im altmärkischen Bismark hat seit vergangenem Wochenende wieder geöffnet. Ein halbes Jahr lang war die Einrichtung geschlossen. Denn der Träger fand einfach keine Fachkraft, der das Kreis-Jugendamt zugestimmt hätte. Es beharrte darauf, dass Bewerber einen pädagogischen Abschluss vorweisen müssen. Am Ende ließ sich das Amt aber doch umstimmen.
Jaqueline Fischer ist eine alte Bekannte. Die neue Leiterin des Bismarker Jugendfreizeitzentrums (JFZ) arbeitete schon 2018 und 2019 im Bismarker JFZ, damals als Ein-Euro-Jobberin. Ihr habe die familiäre Atmosphäre dort sehr gefallen, sagt Fischer MDR SACHSEN-ANHALT, die Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen habe ihr großen Spaß gemacht.
Doch damit war zwischenzeitlich Schluss: Zwar machte Jaqueline Fischer zwischenzeitlich ihren Abschluss als Gesundheitswirtin. Dem Kreis-Jugendamt in Stendal war das zu wenig. Es besteht auf einen pädagogischen Abschluss, zum Beispiel als Erzieherin oder studierter Sozialpädagoge. Den aber kann Jaqueline Fischer nicht vorweisen.
Deshalb musste der Internationale Bund vor einem halben Jahr nicht nur das Bismarker Jugendfreizeitzentrum, sondern vor gut einem Jahr auch das in Seehausen schließen. Nachdem die beiden Fachkräfte dort gekündigt hatten, fanden sich schlicht keine Nachfolger. Auf Druck des Internationalen Bunds (IB) und der Stadt Bismark im Landkreis Stendal ist die 42-jährige Jaqueline Fischer jetzt die Leiterin des Bismarker Jugendzentrums – auch ohne pädagogische Ausbildung.
Mehr Lärm und Vandalismus während JFZ-Schließung
Bei Jaqueline Fischer und für Bismark hat sich das Amt also überzeugen lassen. Auch, weil die Auswirkungen des geschlossenen Jugendfreizeitzentrums in dem Städtchen allzu deutlich waren: Vandalismus und Belästigung durch Lärm nahmen zu, genauso wie die Beschwerden der Anwohner. Auf dem Außengelände des Jugendfreizeitzentrums zerstörten junge Leute Teile der Spielgeräte.
Auf dieses Vergnügen müssen sie auch jetzt verzichten, obwohl das JFZ wieder geöffnet ist. Das hätten sich "die Jugendlichen selbst versaut", konstatiert Ruth Rothe, die stellvertretende Ortsbürgermeisterin. Sie bedauert auch, dass das Bismarker JFZ nicht vollständig nutzbar ist, sondern nur das Erdgeschoss. Das liege an den Brandschutzvorschriften, sagte sie MDR SACHSEN-ANHALT.

Die achtjährige Miley unterschreibt auf dem Premierenblatt. Ihr hat es im JFZ Bismark gut gefallen. Sie möchte wiederkommen.
Sanierung von Jugendzentrum würde drei Millionen Euro kosten
Das Jugendfreizeitzentrum ist ein alter, hübscher Holzbau. Doch die hölzernen Treppen und fehlende Schutzwände stehen der kompletten Nutzung im Wege. Ruth Rothe schätzt, dass eine entsprechende Sanierung und die Wiederherstellung aller Spiel- und Beschäftigungsmöglichkeiten etwa drei Millionen Euro kosten würden. Geld, das die Stadt nicht hat. Sie spiele fleißig Lotto, "damit wir das hinkriegen", sagt sie schwarzhumorig. Vorerst aber zeigen sich Stadt, Träger, Kinder und Jugendliche zufrieden, dass das Jugendfreizeitzentrum überhaupt wieder geöffnet ist.
Auch zahlreiche Eltern besuchten mit ihren Kindern die Einrichtung am vergangenen Sonnabend. Sie wisse ihre Tochter Miley hier in guten Händen, sagte eine Mutter MDR SACHSEN-ANHALT. Endlich seien die Zeiten vorbei, in denen das achtjährige Mädchen sich – bis aufs Tanztraining – zu Hause beschäftigen muss.

Miley und Phillip waren mit die jüngsten Besucher am Wiedereröffnungstag.
DRK kümmert sich um Jugendarbeit in Seehausen
Das Jugendfreizeitzentrum in Seehausen hatte der Internationale Bund zum Jahreswechsel abgegeben. Auch dort entsprach das Gebäude, das dem Landkreis Stendal gehört, nicht mehr den Brandschutzvorschriften. Statt es zu sanieren, will es der Kreis verkaufen. Der IB sah keine Möglichkeit, die Arbeit an anderer Stelle in Seehausen weiterzuführen.
Mit dem Jahreswechsel hat der DRK-Kreisverband Stendal die stationäre Jugendarbeit in Seehausen übernommen. Vorerst, hieß es gegenüber MDR SACHSEN-ANHALT, sporadisch. Man wolle abwarten, wie die einzelnen Angebote – jetzt im Mehrgenerationenhaus – angenommen würden. Zudem habe die Fachkraft, die das Zentrum dort jetzt leitet, längere Anfahrtswege. Man müsse sehen, ob das funktioniert.
Jugendklub in Osterburg könnte in Obdachlosenheim ziehen
Für die Kinder und Jugendlichen in Osterburg ist die Lage speziell. Seit vielen Jahren war der Jugendklub im sogenannten "Pio" untergebracht, einem Haus an einer Einfallstraße in die Stadt. Auch diese Immobilie gehört dem Landkreis, auch sie entspricht nicht mehr den Brandschutzvorschriften und ist sanierungsbedürftig, auch sie soll verkauft werden. Der Landkreis hat die Kinder und Jugendlichen deshalb zum Jahreswechsel quasi auf die Straße gesetzt.
Die Suche nach Räumen für einen neuen Klub gestaltet sich schwierig: Nicht jeder Vermieter möchte junge Leute in seinem Haus. Bürgermeister Nico Schulz hat jetzt die Idee wiederbelebt, den Jugendklub in der bisherigen leerstehenden Obdachlosenunterkunft anzusiedeln. Abschließende Beratungen sind für diese Woche anberaumt.
MDR (Katharina Häckl, Marius Rudolph)