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Sachsen-Anhalt Schutzschirmverfahren: Pfeiffersche Stiftungen wollen Kooperationen statt Rückbau
Die in wirtschaftliche Schieflage geratenen Pfeifferschen Stiftungen in Magdeburg richten sich im Zuge des Schutzschirmverfahrens neu aus. Geplant ist, dass sich die Krankenhäuser auf Schwerpunkte konzentrieren – und mit anderen Kliniken kooperieren.
Die in finanzielle Schieflage geratenen Pfeifferschen Stiftungen wollen zur Überwindung ihrer Krise stärkere Schwerpunkte im Klinikbereich bilden. In der Vorwoche war ein Schutzschirmverfahren für die Einrichtung mit Hauptsitz in Magdeburg eröffnet worden. "Wir suchen medizinisch versierte Kooperationspartner. Am Ende soll eine gute Lösung für die Patienten stehen, die natürlich auch wirtschaftlich tragfähig ist", sagte jetzt Vorstandsmitglied Lars Timm der Deutschen Presse-Agentur.
Timm erklärte: "Wir wollen insgesamt einen Beitrag leisten, das medizinische Leistungsangebot in Magdeburg und im Umland einmal zukunftsfähig zu ordnen."
Defizite vor allem in Kliniken der Pfeifferschen Stiftungen
Obwohl die Defizite vor allem in den Kliniken entstehen, plant der Vorstand nach eigenen Worten, die Häuser weiterzubetreiben. "Wir haben nicht vor, etwas zurückzubauen. Die Leistungen sollen weiterhin in einer sehr guten Qualität erbracht werden", sagte die Theologische Vorständin Ulrike Petermann. Wie groß die Fehlbeträge sind, will der Vorstand nicht bekanntgeben. "Betriebszahlen kommunizieren wir, wie auch in der Vergangenheit nicht, aber die Defizite sind hoch", sagte Petermann.
Wir haben nicht vor, etwas zurückzubauen. Die Leistungen sollen weiterhin in einer sehr guten Qualität erbracht werden. Ulrike Petermann | Theologische Vorständin Pfeiffersche Stiftungen
Grund für die wirtschaftliche Schieflage sind nach Angaben der Stiftungen steigende Sach- und Personalkosten. Die Erlöse würden das nicht auffangen, sagte Timm. "Die höchsten negativen Abweichungen kommen aus den Kliniken in Magdeburg und Lostau."
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Die Pfeifferschen Stiftungen in Magdeburg. (Archivbild)
In Lostau (Jerichower Land) betreiben die Pfeifferschen Stiftungen eine Lungenklinik. Zur Klinik in Magdeburg gehören etwa die Abteilungen innere Medizin, Orthopädie und Geriatrie. Mit einer nun geplanten Schwerpunktbildung soll ein wirtschaftliches Betriebsmodell gelingen. Die Vertreter der Pfeifferschen Stiftungen wollen nun mit anderen Krankenhäusern ins Gespräch kommen, wer sich wie in und um Magdeburg spezialisieren könnte.
Klarheit für Pfeiffersche Stiftungen noch vor Ostern?
Es solle zügig für Klarheit gesorgt werden. "Das Verfahren ist rechtlich geregelt. Wir rechnen damit, dass es in neun Monaten abgeschlossen sein sollte. Noch vor Ostern wollen wir die Richtung für die Zukunft des Klinikbereichs benennen können", sagte Timm.
Noch vor Ostern wollen wir die Richtung für die Zukunft des Klinikbereichs benennen können. Lars Timm | Vorstand Pfeiffersche Stiftungen
Der Geschäftsbetrieb aller Einrichtungen wird einschließlich der beiden Kliniken fortgeführt. Die Zahlungen von Löhnen und Gehältern seien gesichert, hieß es.
Das Amtsgericht Magdeburg hatte am 20. Januar ein Schutzschirmverfahren für die diakonischen Pfeifferschen Stiftungen in Magdeburg angeordnet. Damit sollen die Stiftungen umfassend saniert werden, teilten sie in dem Zusammenhang mit. Demnach haben die Stiftungen das Verfahren selbst beantragt.
Pressesprecher Maximilian Schwärecke erklärte MDR SACHSEN-ANHALT nach der Eröffnung des Verfahrens, pleite seien die Stiftungen nicht. Innerhalb des Schutzschirmverfahrens bleiben nun drei Monate Zeit, um einen Insolvenzplan zu erstellen und die Zahlungsunfähigkeit abzuwenden. Betriebsbedingte Kündigungen sind demnach derzeit nicht geplant. Laut Sachsen-Anhalts Finanzminister Michael Richter (CDU) wird auch die Investitionsbank des Landes die Sanierung unterstützen.
Gestiegene Kosten sorgen für wirtschaftliche Schieflage
Steigende Sach- und Personalkosten ohne angemessene Gegenfinanzierung sowie zusätzliche strukturelle Anforderungen hätten insbesondere die Kliniken der Stiftungen in eine wirtschaftliche Schieflage versetzt, hieß es aus dem Vorstand. Von dem Verfahren sind auch das Medizinische Versorgungszentrum der Stiftungen sowie die Dienstleistungsgesellschaft betroffen.
Stichwort: Die Pfeifferschen Stiftungen
Die gemeinnützigen Pfeifferschen Stiftungen wurden 1889 gegründet. Mit rund 2.000 Mitarbeitern sind sie nach eigenen Angaben die größte sozialdiakonische Einrichtung in Sachsen-Anhalt. Neben dem Klinikum in Magdeburg-Cracau gehören unter anderem Pflege- und Wohnangebote für Senioren oder Werkstätten für Menschen mit Behinderungen zu der Einrichtung.
epd; dpa; MDR (Marius Rudolph, Mario Köhne); zuerst veröffentlicht am 20.01.2025